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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gedacht.«
    »Könnte es ein Betäubungsmittel sein, das sich nur schwer oder gar nicht nachweisen lässt?«
    »Sicher. Wenn die Droge nur einmal genommen wird und der Körper genügend Zeit hat, sie abzubauen, habe ich kaum eine Chance, sie festzustellen.«
    Levy ließ es damit auf sich beruhen.
    Dennoch: Hatte er etwas übersehen? Gab es unter Umständen eine religiöse Komponente? Geißelungen kamen sowohl im Christentum als auch im Islam vor. Doch dort brachten es sich die Menschen selbst bei. Ein Akt der seelischen Reinigung, der Buße sollte es sein.
    Das Handy klingelte. Er kannte die Nummer nicht.
    »Levy.«
    Niemand meldete sich. Stattdessen knisterte es in der Leitung, als ob ein Holzscheit brennen würde.
    »Wer ist da?«, fragte Levy.
    Ein Schrei drang an sein Ohr. Eine Frau. Sie schrie um ihr Leben.
    Levys Herzschlag beschleunigte sich. Das Blut pumpte laut durch seinen Körper. Er meinte einen Geruch wiederzuerkennen. Einen ganz bestimmten, einzigartigen.
    Er suchte Halt.
    Dann, von einem Moment auf den anderen, sackte er zusammen.

15
    Stephans Stimme klang sanft. »Jenny, wach auf. Frühstück ist fertig.«
    Der Tisch neben der Couch war gedeckt – eine Kanne frischer Kaffee, Brötchen, Marmelade und eine Blume in einer schmalen Vase. Sogar eine Tischdecke hatte er aufgetrieben, um die kühle Atmosphäre des Kellers freundlicher wirken zu lassen. An der einen Wand stand ein Stahlschrank, an der anderen hingen Bilder verschiedener Frauen. Alle jung, Anfang bis Mitte zwanzig, langhaarig oder mit modisch-dynamischer Kurzhaarfrisur, der Blick melancholisch bis spielerisch verträumt. In der Ecke eine freistehende Toilette und ein Handwaschbecken mit einem Spiegel aus verchromtem Stahlblech. Eine frische Zahnbürste und Zahncreme standen in einem Glas, ein sauberes Handtuch hing an einem Haken.
    Die süßlich schmalzige Stimme eines Soul-Sternchens aus den Charts erfüllte den Raum. Sie kam aus kleinen Lautsprechern, die an ein Notebook angeschlossen waren.
    Jenny erwachte. Sie steckte noch immer im grauen Business-Anzug des Vortags. Die Pumps standen ordentlich unter der Couch, die Aktentasche aus Leder daneben.
    Sie rieb sich die Augen. Der Schein der Lampe blendete sie. »Wo bin ich?«
    »Zu Hause«, antwortete Stephan freundlich und setzte sich an den Tisch. »Möchtest du deinen Kaffee mit Milch und Zucker?«
    »Was ist passiert?«
    Jenny erkannte noch immer nicht, wo sie war. Verkatert und geblendet tastete sie nach dem Stuhl.
    »Wir haben einen draufgemacht, bei mir im Auto. Bei dem Sturm konnten wir ja nicht raus. Zum Glück hatte ich noch ein paar Dosen auf dem Rücksitz. Diese Dinger sind teuflisch gut. Man schmeckt gar nicht, dass da überhaupt Alkohol drin ist. Aber ich geb’s zu, ich habe ein bisschen nachgeholfen, und dir hat’s ja auch geschmeckt.«
    Jenny nahm Platz und versuchte die Umgebung zu erkennen. »Sind wir bei dir?«
    Stephan nickte und schenkte ihr Kaffee ein. »Zucker oder Milch?«
    »Nur Milch.«
    »Dachte ich mir schon. Du trinkst sonst Macchiato oder Latte. Stimmt’s? Alle in dem Business trinken italienisch. Es hat auch so viel Kultur. Ma-cchia-to. Das alleine klingt schon nach Florenz, Prada, Amalfi und Ramazzotti. Die Italiener haben es einfach drauf, uns diesen schnöden deutschen Filterkaffee zu vermiesen. Ich kann das gut verstehen. Wie das schon klingt: Fil-ter-kaf-fee. Schrecklich unkultiviert. So deutsch eben.«
    Jenny strich sich schlecht gelaunt die Haare aus dem Gesicht. »Was redest du da? Und überhaupt: Wo bin ich hier gelandet? Du wohnst doch wohl nicht in diesem Loch?«
    »Ich hab normale Brötchen, Vollkorn, Dreikorn und diese Fitnessscheiben besorgt. Der Bäcker, ein äußerst geschäftstüchtiger Mann … ich glaube, er stammt irgendwo aus der Nähe von Wien … auf jeden Fall lobt er …«
    »Stephan, gib mir eine Antwort.«
    »Ich verstehe nicht. Was für eine Antwort?«
    »Wo wir hier sind.«
    Stephan blickte sich um. »Zu Hause. Wo sonst?«
    Jenny dämmerte, dass der Stephan, den sie noch bis gestern Abend gekannt hatte, nun ein anderer war. Ohne die Tasse anzurühren, stand sie auf, schlüpfte in ihre Pumps und nahm die Aktentasche.
    Sie war sich unschlüssig, ob sie ihm noch einen Abschiedskuss geben oder gleich zur Tür gehen sollte. Sie entschied sich für Letzteres. Sie drehte sich noch einmal um. Stephan, unbeeindruckt von ihrem Entschluss zu gehen, strich Marmelade auf das Brötchen und beachtete sie nicht weiter. Jenny schien er seltsam

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