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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Nach dem Glaubwürdigkeitstestat würde Nicoles Onkel Malte vorgeladen und zu den Vorwürfen befragt werden. Hierfür würde ein speziell ausgebildeter Psychologe hinzugezogen werden, der Maltes Version ebenfalls überprüfte. Danach waren die Mediziner gefragt. Ihr Ergebnis würde die offensichtlichen Spuren auf Nicoles Körper bestätigen.
    Es folgten die Anklage, der Prozess, das Urteil und schließlich die Haft. Zumindest würde er die nächsten Jahre keine Minderjährige mehr belästigen. Auch das war ein Erfolg.
    Lili war mit sich zufrieden. Nicoles Leben erhielt ab jetzt eine neue, weitaus günstigere Richtung. Wenn ihr das Schicksal keine weiteren Streiche mehr spielte, dann würde sie die Zeit mit ihrem Onkel zwar nicht vergessen, aber als Episode betrachten können, die nicht in der Katastrophe geendet hatte. Wenn alles gut lief. Das war die Chance, die Lili nie bekommen hatte.
    Vom Gang herauf kam ein Mädchen auf einem Roller angebraust, gefolgt von zwei Jungen ungefähr gleichen Alters und von ähnlicher Statur. Die Kleine war schnell unterwegs, was den beiden Jungen nicht zu gefallen schien. Es gab nur einen Roller für drei Kinder. Lange würde sie sich ihre Brüder nicht mehr vom Hals halten können. Der Gang endete an der Treppe zum nächsten Stockwerk. Lili blickte ihr geradewegs in die Augen, als sie an ihr vorbeiflitzte. Die Kleine wusste um ihre Verfolger. Sie schien darüber jedoch nicht besorgt zu sein, eher machte sie den Eindruck, dass sie die sich anbahnende Auseinandersetzung nicht scheute.
    Für die Dauer eines Lächelns trafen sich ihre Blicke.
    Lili erkannte darin ein Feuer, wie sie es in ihrer Kindheit auch besessen hatte. Damals auf dem Spielplatz in ihrer Straße, wenn sich die Jungs um Bennie und die Mädchen um sie geschart hatten. Als es darum ging, über die Spielgeräte zu bestimmen. Sie war ein starkes Mädchen und sie wusste sich zu behaupten.
    So wie auch diese Kleine im Gang des Jugendamts. Sie nahm es mit den Jungs auf.
    Lili grinste sie an. Du schaffst sie. Beide.
    Die Tür neben Lili wurde geöffnet. Heraus trat Frau Kleinert. Ein kurzer Blick zwischen den beiden. Sie nickte. Lili fiel ein Stein vom Herzen.
    »Frau Stevens«, sagte Kleinert, »kommen Sie bitte.«

19
    Der Computer holte ihn zurück. Levy ignorierte den Rufton. Wer auch immer etwas von ihm wollte, sollte zur Hölle fahren.
    Schließlich hatte der Anrufer ein Einsehen, und das Gepiepe verstummte.
    Levy griff zur Flasche. Leer. Krachend flog sie gegen das Tischbein, ohne zu zerbersten.
    Er schlurfte zum Kühlschrank. Nichts mehr da. Verdammt, was jetzt?
    Der Pizza-Mann. Das dauerte zu lange. Der Chinese aus dem Haus nebenan? Der hatte nur billigen Wein und dünnes Bier. Taxi? Dem konnte er nicht trauen.
    Er musste selber los, schnappte sich den Mantel und verließ die Wohnung. Zehn Sekunden später schloss er die Wohnungstür wieder auf. Wo waren seine Schuhe?
    Schließlich verließ er das Haus und trat in den Regen hinaus. Glücklicherweise hatte er es nicht weit.
    »Gilt dein Angebot von gestern noch?«, fragte Levy, als er den Schnapsladen betrat.
    »Zwei für eine«, antwortete der Besitzer und stellte zwei Flaschen Baileys auf den Tisch.
    Levy traute seinen Augen nicht. »Wer soll den Dreck trinken?«
    Ungerührt räumte der Besitzer die Flaschen weg und wartete.
    »Gib mir drei Flaschen Absolut«, sagte Levy.
    »Absolut ist aus. Gorbatschow für 8,90.«
    »Vergiss es.«
    Levy schaute sich im Laden um. Er war spät dran. Das Beste war schon weg. Er entschied sich für Tequila.
    »Drei braune Sauza.«
    Er zahlte und packte ein. Eine Reflexion im Spiegel über dem Ausgang. Jemand im Lager streckte den Kopf heraus. Er drehte sich um. Da war niemand.
    Levy ging raus und wechselte die Straßenseite. Ein Fehler.
    Dort standen Lissy, die dralle Österreicherin, dann Felicitas, deren Lippen ihren Kunden jeden Wunsch erfüllten, und schließlich Katie, ein Mädchen aus Bristol, rothaarig und hellhäutig. Sie hatte einen Narren an Levy gefressen.
    »Hey, Süßer«, sagte sie und stellte sich ihm in den Weg. »Nimmst du mich mit? Komm schon.«
    »Katie, bitte geh mir aus dem Weg. Ich habe heute nicht die geringste Lust.«
    Er drängte sich an ihr vorbei, sie folgte ihm. »Levy, du kannst mich nicht so einfach stehen lassen. Du weißt doch, du bist mein Sweetheart.«
    Levy bemühte sich um Freundlichkeit. »Katie, lass mich in Ruhe. Bei mir hast du heute kein Glück.«
    »Du bist verloren, wenn du jetzt gehst«,

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