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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Antwort. Oma Hinrichsen wandte sich der Werbesendung zu.
    »Ich würde gern mit Ihnen über Ihren Hof sprechen«, nahm Gudman einen erneuten Anlauf.
    Der hilfreiche Mann wusste abermals Rat. »Schenken Sie ihr etwas. Das mag sie gern.«
    Gudman kramte in seinen Taschen. Er fand einen Kaugummi. Das war wahrscheinlich das Unpassendste, was er ihr hätte anbieten können. Aber da waren doch noch die Drops in seiner Jackentasche. Er öffnete die Dose und hielt sie ihr hin. Die Alte griff zu. Drei erwischte sie und steckte sie in den Mund.
    »Bah!«, spie sie aus und die Drops gleich hinterher. »Sauer.«
    »Süß muss es sein, vor allem süß«, riet der gute Mann.
    »Aber ich habe nichts Süßes dabei«, sagte Falk.
    »Dann nehmen Sie eines von mir.« Er reichte ihm eine Tüte mit Bonbons.
    »Danke.«
    Oma Hinrichsen war von dem neuen Angebot weit mehr angetan, und Falk wiederholte seine Bitte.
    »Ich verkaufe nicht«, schnalzte sie mit Blick auf den Fernseher.
    »Ich will nichts kaufen, Frau Hinrichsen. Ich möchte wissen, wer der Mann ist, der die Schlüssel zu Ihrem Hof hat.«
    »Niemals.«
    »Wie bitte?«
    »Der Hof gehört mir. Keine Chance, niemals.«
    »Hören Sie, ich will nur wissen, wer …«
    Die beiden Zahnlosen kamen wieder ins Bild. Ende der Audienz. Oma Hinrichsen klatschte zur Begrüßung der Streithähne in die Hände.
    »Es ist ein junger Mann«, antwortete der hilfreiche Alte.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nein, ich habe ihn nur ein paarmal gesehen. Das ist allerdings schon eine gute Zeit her.«
    »Was wollte er?«
    »Kann ich nicht sagen. Er hat sich mit Frieda immer gleich in die Besucherecke zurückgezogen. Es ging wahrscheinlich um Geld.«
    »Aber sie will doch nicht verkaufen.«
    »Er wollte ihr etwas verkaufen. Deswegen kam er her. Am Anfang. Irgendetwas mit Versicherungen. Doch später ging’s um etwas anderes.«
    »Die Schlüssel.«
    Der Alte nickte.
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Er war jung, vielleicht dreißig oder jünger. Sehr gepflegt. Anzug und guter Haarschnitt. Ich habe ein Auge dafür. Habe lange in der Gastronomie gearbeitet. Da lernt man, darauf zu achten. Verstehen Sie?«
    Gudman nickte. »Einen Namen haben Sie nicht aufgeschnappt?«
    »Erkan, glaube ich. Nein, es war ein deutscher Name. Hermann? Ich weiß nicht mehr. Er war sehr zuvorkommend und freundlich.«
    »Wie kam er an die Schlüssel? Bei ihrem Zustand musste sie sie doch bestimmt abgeben.«
    »Ich denke, er wird sie von der Hausleitung erhalten haben.«
    Dann musste er etwas unterschrieben haben, sagte sich Gudman. Er bedankte sich und überließ die Alten den Freuden nachmittäglicher Fernsehkultur.
    Im ersten Stock fand er das Zimmer der Hausleiterin. »Entschuldigen Sie, wenn ich störe …«
    Er stellte sich vor und fragte nach dem dubiosen Mann, der Oma Hinrichsen besucht hatte.
    »Ja«, sagte sie, »ich habe ihm die Schlüssel ausgehändigt. Er versprach, sich um den Hinrichsen-Hof zu kümmern, solange die weitere Verwendung nicht geklärt ist. Stimmt denn was nicht?«
    »Hat sich der Mann ausgewiesen?«
    »Sicher, sonst hätte ich die Schlüssel ja niemals herausgegeben.«
    »Könnten Sie bitte nachschauen? Es ist wichtig.«
    Die Frau zog einen Aktenordner aus der Regalwand und blätterte ihn durch. »Hier muss es irgendwo sein. Einen Moment.«
    Gudman wartete. Vergebens, wie sich zeigte.
    »Ich kann mir das nicht erklären«, sagte die Frau betroffen. »Ich habe die Kopie seines Ausweises doch hier abgeheftet.«
    »War der Mann nochmals zu Besuch, nachdem Sie die Schlüssel herausgegeben hatten?«
    Die Frau dachte nach. »Mein Gott, das ist so lange her …« Schließlich: »Ja, genau. Ich war im Urlaub, und er soll hier gewesen sein. Er ließ einen Strauß Blumen für mich zurück.«
    »Können Sie sich noch an seinen Namen erinnern?«
    »Nein, beim besten Willen nicht.«
    »Erkan? Hermann?«
    »Tut mir leid.«
    »Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann rufen Sie mich bitte an.« Er reichte ihr seine Visitenkarte und ging vor die Tür.
    »Stephan«, hörte er sie rufen. »So wie mein Neffe.«

52
    Alexej Naumov warf die Ergebnisse seines Hacks auf den großen Monitor. »Du hattest recht«, sagte er zu Levy, »den Spaceweb-Server zu knacken wäre reine Zeitverschwendung gewesen.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Michaelis.
    Ein Tastendruck brachte die Antwort. Kolonnen von Nutzerprofilen huschten über den Bildschirm.
    »Weil wir hier scheinbar den gesamten Datenbestand von Spaceweb haben.«
    »Ich wollte

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