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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nicht weiter. Jenny schien er seltsam entrückt.
    «Stephan, vielen Dank für den Abend. Es hat mir wirklich gutgetan, wieder mal zu lachen und Spaß zu haben. Ehrlich. Aber ich muss jetzt los. Ich bin noch in der Probezeit und … du weißt schon. Mach’s gut.»
    Stephan blickte noch immer nicht auf. Er biss in sein Brötchen und lauschte wie abwesend der Musik. Chris Isaak. You owe me some kind of love.
    Jenny wandte sich kopfschüttelnd ab und drückte die Klinke nach unten. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie probierte sie noch einmal, versuchte sie aufzustoßen. Ohne Erfolg.
    Sie wurde wütend. «Stephan, bitte. Mach die Tür auf.»
    Er schien ganz in den Song versunken. Er summte die Melodie und murmelte den Text.
    Say you love me, say you need me.
    Dann stand er auf und ging auf sie zu.
    Er lächelte. «Es ist immer das Gleiche mit euch Flittchen. Nichts kann man euch recht machen.»
    Der Schlag warf Jenny zu Boden.

16
    A ls Levy die Augen öffnete, sah er in auf ihn starrende Gesichter.
    «Er wacht auf», sagte eine Stimme. Es war die von Alexej Naumov.
    Michaelis drängte sich dazwischen. «Gott sei Dank. Ich wollte gerade den Notarzt rufen.»
    «Ich wette», giftete Gudman, «dass er keinen Bissen zu sich genommen hat. Vom Alk mal abgesehen. Typischer Aussetzer.»
    «Schwächeanfall nennt man das», berichtigte Luansi Benguela.
    Naimas Gesicht kam auf ihn zu. «Geht’s wieder?»
    Dragan Milanovic griff Levy unter die Arme und stellte ihn wieder auf die Füße.
    «Setz ihn auf den Stuhl», ordnete Michaelis an.
    Eine Hand reichte ihm eine Tasse schwarzen Kaffee. Levy nahm sie und trank sie in einem Schluck leer.
    «Was ist passiert?», stammelte er.
    «Das wollen wir eigentlich von dir wissen», antwortete Milanovic. «Du hast mit mir über die chemischen Befunde gesprochen, als dein Handy klingelte, und dann bist du weiß geworden, als hättest du ein Gespenst gesehen.»
    Ein Gespenst?, fragte sich Levy. War es das?
    Er erinnerte sich an ein Geräusch. Etwas knisterte, wie eine Tonstörung in der Leitung. Dann eine Stimme, nein, ein Schrei. Doch da war noch etwas anderes. Etwas, das ihm das Licht ausgeblasen hatte. Er sog unwillkürlich Luft durch die Nase, ohne dass sein Gehirn den Befehl dazu gegeben hatte. Was hatte er da gerochen? Etwas Flüchtiges. So wie Rauch. Nein, es hatte etwas Betäubendes an sich.
    «Levy», hörte er jemanden sagen.
    «Ja. Was ist?»
    «Bist du wieder weggetreten?»
    Eine Hand fuchtelte vor seinen Augen herum. Er fasste sich, stand auf, knickte aber wieder ein.
    «Sachte», sagte jemand.
    Milanovic nahm sein Handgelenk und fühlte den Puls.
    Levy riss sich los. «Lass das.»
    Wieder versuchte er auf die Beine zu kommen. Dieses Mal gelang es ihm besser. Er wankte voran. Er musste hier raus. Schnell, auf direktem Weg. Etwas in ihm war in Aufruhr. Sein Herz pochte, und er atmete schnell. Zu schnell für jemanden, der gerade aus einer Ohnmacht erwacht war. Was geschah da mit ihm? Etwas in ihm drängte zur Flucht. Und er konnte nicht widersprechen, diesem Etwas Einhalt gebieten. Er wurde mitgerissen.
    Die mahnenden Rufe hörte er nicht mehr. Er stolperte die Treppen hinunter, vorbei an der Sicherheitsschranke, hinaus an die frische Luft.
    Auf der Straße machte er halt und atmete tief durch, so als würde er an die Wasseroberfläche zurückkommen. Der Sauerstoff tat ihm gut.
    Mit jedem verzweifelten Atemzug beruhigte sich sein rasendes Herz. Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass sich der Sturm in seinem Inneren gelegt hatte.
    Der Regen, der auf ihn niederprasselte, beunruhigte ihn nicht. Im Gegenteil, er fühlte sich an wie eine Säuberung. Der Regen schaffte Klarheit. Er konnte wieder denken.
    War das eine Panikattacke?, fragte er sich. Das konnte nicht sein. Er hatte nie eine gehabt. Wieso gerade jetzt?
    Er drehte sich um, schaute, ob ihm jemand folgte. Nein, da war niemand. Jeder mit klarem Verstand hätte Schutz unter einem Dach gesucht. Verdammt, was war hier los? Woher kam dieses Gefühl?
    Levy beschleunigte seine Schritte. Als er schließlich völlig durchnässt seine Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, legte sich der wirre Verdacht, der ihn nach einem Verfolger hatte Ausschau halten lassen.
    Er öffnete den Kühlschrank. Diese letzte Flasche würde ihm die ersehnte Ruhe zurückgeben.

17
    P olizeikommissariat 11 am Steindamm.
    Der junge Polizeimeister Sascha Degen war an diesem Vormittag ganz allein auf sich gestellt. Die Kollegen waren im

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