Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
Vom Netzwerk:
von der Stärke und Kooperation des Wirts ab.«
    »Du meinst: davon, ob dieser Mensch beim Foltern mithilft. Beim Morden.«
    »Ja.«
    Ein Muskel arbeitete in seinem Mundwinkel. »Ich werde dieses Arschloch festnageln.«
    »Caleb.« Sie berührte seinen Arm. »Du kannst einen Dämon nicht aufhalten.«
    »Vielleicht nicht.« In seinen Augen leuchtete es kriegerisch auf. »Aber ich kann ihn ein bisschen bremsen.«
    Sein Mut beschämte sie. Erschreckte sie. »Warum willst du das machen?«
    »Weil ich es kann. Weil er dir weh getan hat.« Caleb zuckte mit den Schultern. Sein Blick traf den ihren, und seine ganze Seele lag darin, ruhig und schlicht. »Weil niemand sonst da ist.«
    Seine Worte durchbohrten ihr Herz.
    Also würde er allein die Verantwortung auf sich nehmen, dachte sie. Auf dieselbe Art, wie er alles andere schulterte, pausenlos und ohne sich zu beklagen – das Großziehen seiner Schwester und die Sorge um seine Familie, die Pflichterfüllung seinem Land gegenüber und seinen Einsatz für diese Insel.
    Das Blut rauschte in ihren Ohren wie das Einsetzen der Flut. Sie war nicht wie er. Sie konnte ihn kaum verstehen. Er war ein Mann, der sich über seine Bindung an andere definierte, während sie sich treiben ließ, wohin die See trieb, ohne Bindung und Beschränkung.
    Margred hing einen Moment lang in der Luft, wie eine Welle, Sekundenbruchteile bevor sie sich bricht. In sich geschlossen. Vollkommen. Ganz.
    Und dann ließ sie sich fallen, glitt langsam, funkelnd hinab zu … was? Sie wusste es nicht.
    »Weil niemand sonst da ist.«
    »Ich bin da«, entgegnete sie.
     
    Caleb betrachtete Margreds dunkle, umschattete Augen und ihren vollen Mund, der nicht lächelte. Die halb geheilte Naht unter dem Haaransatz.
    Sie bot sich ihm als Verbündete an. Als Partnerin.
    Er ballte die Hände zu Fäusten, um dem Drang zu widerstehen, sie an sich zu reißen, und schob sie in die Hosentaschen. »Auf gar keinen Fall«, sagte er. »Dieses Ding hat dich schon mal geschlagen.«
    Sie streckte das Kinn vor. »Hinterrücks bewusstlos geschlagen«, korrigierte sie. »Ich lebe noch.«
    »Ja, und ich will, dass das auch so bleibt.«
    Er dachte, er hätte sie zucken sehen. Aber sie gab nicht nach. Er hatte Respekt vor ihrem Mut. »Du brauchst meine Hilfe«, gab sie zu bedenken.
    »Ich brauche dich heil.« Seine Stimme war fest. Ausdruckslos. »Du hast nicht gesehen, was er mit ihr gemacht hat.«
    »Die Detectives … sie haben mir ein Foto gezeigt.«
    »Von ihrem Gesicht. Er hat noch schlimmere Dinge mit ihr angestellt.«
    Er würde ihr nicht beschreiben, in welchem Zustand der Körper gewesen war. Schlimm genug, dass er heute Nacht davon träumen würde: von den zahlreichen Schnittwunden und Verbrennungen, den Schwellungen an ihren Handgelenken und Knöcheln, dem dunkelroten Fleisch ihrer Finger, Brüste und Schenkel.
    Er erkannte die Foltermale, die Handschrift der irakischen Todeskommandos. In den letzten drei Jahren hatte er zu viele Leichen gesehen, die man in Kanälen und Gassen weggeworfen hatte, zurückgelassen wie Müll am Straßenrand oder hinter Marktständen.
    Dies war schlimmer, weil es hier passiert war, zu Hause.
    Weil es Maggie hätte sein können.
    »Hat er ihr Fell verbrannt?«, fragte sie.
    Caleb wurde aus seinem persönlichen Alptraum gerissen und sah sie finster an. »Was?«
    »Ihr Seehundfell. Habt ihr es gefunden?«
    Er hatte einen langen, frustrierenden Vormittag damit zugebracht, jenseits des gelben Absperrbandes zu stehen und dem Treiben der Spurensicherung, der Parkwächter und der Taucher zuzusehen. Diesmal hatte ihn niemand mit der Beweismittelaufnahme betraut. Aber er hätte jede Aufregung um ein größeres Fundstück bemerkt. Ein Auto. Ihre Kleidung. Eine Handtasche.
    Oder auch ein Tierfell, mit dem niemand rechnete und das sich niemand erklären konnte.
    Er hielt ihrem Blick stand. »Nein.«
    »Dann hat er es zerstört«, flüsterte sie.
    »Es gab keinerlei Anzeichen für ein Feuer«, hielt Caleb entgegen. Und sie hatten nach einem gesucht. Nach einer weiteren Verbindung zwischen den beiden Verbrechen. »Vielleicht hat er es mitgenommen. Und versteckt.«
    »Nein.« Maggies Augen weiteten sich. »Aber Gwyneth hat das vielleicht getan. Sie war … geübt darin, auf sich aufzupassen. Sie hätte sich abgesichert. Besser als ich«, fügte sie mit leiser Bitterkeit hinzu.
    Beunruhigt erinnerte sich Caleb an Maggies verzweifeltes Ringen darum, in der Nacht des Überfalls zum Feuer zu kommen.
»Ich brauche

Weitere Kostenlose Bücher