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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Superintendent zugeteilten Aufgaben zu lösen. Carr zog sogleich Informationen ein. Hawley, noch zu sehr Seigneur der alten Schule, war vergrämt gestorben. Bighorn, scheinbar assimilierter Indianer, hatte, von den Hexenkünsten seines Stammes verfolgt, Selbstmord begangen. Albee, bebrillt und von ethnologischen Zweifeln aufgetaut, war mit allerhöchstem Mißfallen abgegangen. Nun kam Chester Carr, weder seigneural noch abergläubisch, noch zweifelnd, Typ des Masters aus dem Süden, fest verwurzelt in seiner Erziehung und standfest gegen Schwächegefühle.
    Er orientierte sich sogleich, welche der ihm untergebenen Beamten in seinem Sinne brauchbar seien. Mit Ausnahme einer fülligen Frau schienen sie alle vom Apparat genügend vorgeformt, um von Chester Carr weitererzogen zu werden. Doch war es nur ein einziger, der Carrs Vertrauen in vollem Maße gewonnen hatte, der Stellvertretende Superintendent Nick Shaw. Er hatte alle vorhergehenden Superintendents im Amt überdauert, wie ein gewandter und unauffälliger Staatssekretär seinen Minister zu überdauern pflegt, oder anders ausgedrückt, wie ein Computer, der weiter informiert, gleich, wer ihn mit Daten füttert.
     
    Vierzehn Tage, nachdem Carr seinen Dienst angetreten hatte, begann er eine Inspektionsfahrt durch die Reservation. Er ließ sich nicht von Nick Shaw begleiten, da der Bürodienst werktags nicht ruhen und das weekend nicht durch Arbeit zweckentfremdet werden durfte. Carr verließ sich auf seinen eigenen Blick, den er für scharf hielt, und auf die Auskünfte seines Fahrers, der wie Shaw schon unter drei Superintendents und vorher bei der Armee gedient hatte.
    Der Wagen durchfuhr die kleine Agentursiedlung, in der Carr keine Probleme entdecken konnte. Supermarket, Stammesrathaus, Stammesgericht, Polizeigebäude und ein kleines Gefängnis waren aus rot leuchtenden Ziegelsteinen neu erbaut. Die Straße war sauber, die Tankstelle flott bedient, die meisten Häuser in der Umgebung des Supermarket ansehnlich: Superintendentur, Kirche, die Dayschool I, einige Beamtenhäuser. Ein kleines Cafe, ein alter kleiner Laden, eine Friseurbude standen dazwischen, schmal, als seien sie zusammengedrückt. Als Zeuge vergangener Zeiten saß ein Dutzend alter Männer auf einer kleinen Mauer am Straßenrand.
    Der Dienstwagen gelangte in freies Gelände. Die herbstliche Jahreszeit hatte eben erst begonnen; der Himmel war licht, der Wind sanft, die Sonne schien mild. Das Präriegras hatte seine Lebenshoffnungen für das laufende Jahr aufgegeben; braun, dürr verkümmerte es auf dem ausgetrockneten Boden, und selbst die Kakteen waren schlaff geworden, Zeichen der Wirkung grausamer Sommersonne in diesem verlassenen Land. Chester Carr, der von einer Reservation in die andere kam, fühlte sich zunächst nur von einer Einöde in die nächste versetzt, aber je länger die Fahrt währte, desto weniger konnte er sich eines beklemmenden Gefühls erwehren. Die ihm gewohnt gewordene Einöde, die er verlassen hatte, war durch eine kahle Gebirgsformation grotesk oder monumental formiert gewesen; die Einöde der Prärie wirkte mit ihren endlosen, sich gleichenden Hügeln und Wellentälern wie ein Erde gewordener Ozean ohne Ufer. Chester war allerdings weit davon entfernt, solche Vergleiche zu denken; dazu fehlte ihm die Phantasie. Er wurde lediglich schlechter Stimmung und fühlte sich allein. Nur hin und wieder bekam er schwarzes Vieh zu Gesicht, ein einsames Ranchhaus, eine Blockhütte, ein Zelt, ein Dorf, Kiefernbäume und weiße Felshänge, die das Braun des Graslandes unterbrachen. Er fand keinen Anlaß, haltzumachen; er wollte besichtigen, nicht eindringen; das blieb Sache seines Wohlfahrts- und seines Wirtschaftsdezernenten. Chester liebte keine Kompetenzüberschreitungen.
    Als solche störte ihn jetzt ein Büffel, der nicht auf seiner Weide, sondern auf der schmalen Straße stand und offenbar den elektrisch geladenen Zaun zwischen Straße und Ranchgelände auf irgendeine Weise umgangen oder irgendwo übertrampelt hatte. Vielleicht war der Zaun auch nicht ordnungsgemäß geladen.
    Der Fahrer bremste und hielt. Chester wartete.
    Der Wagen blieb am Platz. Der Bulle stellte sich quer, drehte den Kopf, glotzte und überlegte. Niemand konnte wissen, was er tun würde, gleich, ob der Wagen stehenblieb oder ob der Fahrer wieder startete. Der Büffel schnaubte und brüllte kurz, dumpf. Der Fahrer hütete sich zu hupen.
    »Ja – und?« sagte schließlich Superintendent Carr.
    »Es ist ein

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