WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
Klassenräume war einem aber von diesem Zeitpunkt an untersagt und nur den jungen Anwärtern vorbehalten. Ein Umstand, der es auch nicht gerade einfacher machte, die eigenen Zauberfähigkeiten zu verbessern. Aber Pumbleweed wollte nicht jammern. Vielleicht lag die Schuld ja wirklich ausschließlich bei ihm, und er war tatsächlich einfach zu unfähig, um einmal ein echter Zauberer zu werden, genauso wie es der Oberzauberer Rackerupp gesagt hatte.
Mit diesen niederdrückenden Gedanken in seinem kleinen Kopf wankte Pumbleweed ziellos über den offenen Hof.
In der Zaubererschule war er im Übrigen sehr bekannt, beinahe eine kleine Berühmtheit. Ein jeder Schüler kannte die Geschichte des vergleichsweise uralten Anwärters, der schon so oft durch die Prüfung gefallen war und es dennoch immer und immer wieder versuchte. Jene Berühmtheit hatte jedoch nichts Schönes an sich. Zwar kannten ihn alle, aber sie machten sich auch beinahe ausnahmslos über ihn lustig. Seit vielen, vielen Jahren schon wurde von jeder nachkommenden Klasse von Schülern mit dem Finger auf Pumbleweed gezeigt und er von ihnen verhöhnt. Nichts als Spott hatten sie für ihn übrig. Er war nur eine Lachnummer, ein dummer, kleiner Kerl, über den man sich amüsieren konnte, wenn man einmal nicht gerade am Lernen war, dessen Bemühungen aber niemand ernst nahm und mit dem ansonsten auch keiner etwas zu tun haben wollte. Es gab wohl keinen Schüler auf dieser Schule, der aufrichtig daran glaubte, dass Pumbleweed jemals die Prüfung schaffen und zu einem echten Zauberer werden würde.
Und wie jener so mit gesenktem Kopf über den Schulhof schlich, da hatte er zum ersten Mal in seinem Leben ähnliche Gedanken. Vielleicht war er wirklich nicht gut genug.
In seinem Trübsal wäre er beinahe blindlings in eine kleine Gruppe junger Schüler gelaufen, die sich unbemerkt um ihn versammelt hatte. Pumbleweed schaute verwirrt drein.
„ Hallo“, sagte ein kleiner, blonder Junge von vielleicht 13 oder 14 Jahren freundlich. „Entschuldigung, wir wollten dich nicht belästigen.“
Pumbleweed lächelte ob der netten Worte ein wenig, wusste aber nicht, was er sagen sollte, da er doch sonst nie angesprochen wurde.
Stattdessen fuhr der Junge fort. „Wir wissen natürlich, dass du Pumbleweed bist. Du bist sehr bekannt. Ja, wirklich. Jeder hier kennt dich.“
Mit ernsten Gesichtern nickten die anderen Schüler um ihn herum heftig. „Wir haben gerade gehört, dass du durch die Zaubererprüfung gefallen bist und wollten nur sagen, dass es uns leid tut. Hoffentlich geht es dir gut.“
Mit einem Mal verspürte Pumbleweed wieder einen Funken an Fröhlichkeit. Trotz seines Versagens, welches offenbar wie ein Lau ffeuer in der Schule die Runde machte, war so viel Anteilnahme wirklich rührend. Sie tat ihm gut und wärmte ihn wie eine innere Flamme.
„ Danke der Nachfrage, das ist wirklich sehr freundlich von euch. Ich bin natürlich noch ein wenig enttäuscht, dass es diesmal nicht geklappt hat, aber es geht mir soweit ganz gut.“
„ Du brauchst nicht traurig zu sein, wir sind sicher, dass du es beim nächsten Mal schaffen wirst“, sagte der blonde Junge.
Pumbleweed lächelte. „Ja, das ist schon möglich“, lautete seine etwas verschüchterte Antwort.
„ Weißt du, wir haben uns nur gefragt, wie alt du dann eigentlich sein wirst … 200 oder schon 300?“
Mit dem letzten Wort brach ein Gelächter unter den jungen Schülern los, das seinesgleichen suchte. Sie konnten sich gar nicht mehr halten und schlugen sich vor Lachen auf die Schenkel. Und wieder wurde mit vielen Fingern auf Pumbleweed gedeutet.
Sprachlos nahm er zur Kenntnis, dass er auf sie hereingefallen war. Irrtümlicherweise hatte er angenommen, sie meinten es ernst und wollten ihn wirklich trösten und ihr Mitgefühl ausdrücken, aber tatsächlich hatten sie nichts weiter im Sinn, als sich über ihn lustig zu machen. Beschämt und ohne ein weiteres Wort zu sagen schlich der kleine Pumbleweed unter dem nicht enden wollenden Gewitter an Spott und dem ihn noch lange verfolgenden Gelächter der Schüler davon.
P umbleweed hatte einen langen Fußmarsch von der Zaubererschule hinter sich. Er wohnte abseits eines kleinen Dorfes auf einem grünen Hügel im östlichen Wald.
Als er seine kleine Hütte mit dem schiefen Kamin, aus dem immer malerische Dampfwölkchen aufstiegen, betrat, erwarteten ihn dort bereits die beiden einzigen Freunde, die er auf dieser Welt hatte.
Wie üblich lag sein
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