WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
war, vermisste er sie auch. Wie viel Zeit war vergangen, seit er zu den Drachen gekommen war? Wie lange sollte der Urlaub noch mal dauern?
Er wäre gern bei den Drachen geblieben – keine Frage. Aber plötzlich wusste er, dass er zurück musste. Er musste herausfinden, ob er sich getäuscht hatte.
„Ich glaube, ich sollte allmählich zu meiner eigenen Familie zurück -gehen“, erklärte Thomas Malina, die deswegen traurig wirkte.
Aber Malinas Vater nickte wissend. „Dann kehren wir jetzt am besten in die Stadt zurück“, sagte er. „Ich bring dich zu den beiden Säulen, die dich in deine eigene Welt zurückbringen.“ Und das tat er dann auch. Endlich erreichten sie die beiden Säulen am Stadtrand von Rhyakkunriu und für Thomas war nun die Zeit gekommen, sich zu verabschieden. „Danke“, sagte er. „Danke für alles. Ich habe bei euch viel gelernt.“
Malina umarmte Thomas. „Lass dich mal wieder blicken“, sagte sie und hatte eine Träne in den Augen.
„Wann immer ich in der Nähe bin“, versprach Thomas. „Ich weiß nur nicht, wann das das nächste Mal sein wird, aber ich komme zurück!“
„Vergiss uns nicht“, sagte nun auch Malinas Vater. Der alte Drache wirkte ebenfalls ein wenig traurig.
„Niemals“, antwortete Thomas. „Niemals“, wiederholte er an Malinas Mutter gewandt.
„Und jetzt sieh zu, dass du nach Hause kommst!“, sagte Malina. Sie tat das aber nur, weil sie nicht wusste, wie lange sie die Abschiedstränen noch zurückhalten konnte.
Nach Hause!, dachte Thomas. Zum ersten Mal bedeuteten ihm diese beiden Worte etwas. Nach Hause. Er schritt durch die beiden Säulen und stand plötzlich wieder in seiner eigenen Welt. Und es war wieder eine Reisegruppe in der Nähe. Thomas konnte sie nicht sehen, aber er hörte sie ganz deutlich hinter den nächstgelegenen Gebüschen.
„Thomas, kommst du endlich?“, rief sein Adoptivvater.
War es möglich, dass hier überhaupt keine Zeit vergangen war und dass niemand gemerkt hatte, dass er volle zwei Wochen weg gewesen war?
„Ja, Papa!“, antwortete Thomas und schloss sich der Reisegruppe wi eder an. Tatsächlich hatte ihn hier noch niemand wirklich vermisst. Sehnsüchtig fiel sein Blick auf die beiden Säulen, die unbeirrbar noch immer dort standen und den Eingang zu jener rätselhaften Stadt der Alten markierten, von der außer Thomas niemand etwas ahnte. Und er hat nie jemandem davon erzählt.
Beim Wiedersehen umarmte Thomas zuerst seinen Vater und dann seine Mutter. Beide schauten ihn verwundert an, sagten aber nichts. Von jenem Tag an jedoch hatte sich Thomas Verhalten gegenüber seinen Eltern geändert. Er wusste zu schätzen, was sie für ihn taten und wie sehr sie ihn liebten. Und genauso liebte auch er sie.
Erst als Erwachsener schaffte Thomas es an jenen Ort zurückzukehren. Seither jedoch ist er jedes Jahr einmal da und verbringt volle zwei W ochen im Reich der Drachen. Und jedes Mal nimmt ihn Malina, die mittlerweile ein eigenes Haus hat, freudig bei sich auf. Jedes Mal – bis heute. Und eines Tages, da ist sich Thomas ganz sicher, wird er für immer bei ihr bleiben in der fantastischen Stadt Rhyakkunriu.
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