Weltkrieg der Waehrungen
Spanien und Deutschland angesiedelt. Seit der Politik des »Franc fort« bemühte sich das Land um eine stabile Währung, sah sich aber dennoch immer wieder zu »Anpassungen«, sprich Abwertungen zur D-Mark, gezwungen. Im Verlauf der Achtziger- und Neunzigerjahre verringerte sich der Abwertungsdruck tendenziell. Seit der späteren Mitterand-Ãra ist Frankreich daher mit einigem Recht zu den Hartwährungsländern gezählt worden. Gleichwohl weist Frankreich auch einige Merkmale eines Peripheriestaates auf, zum Beispiel ein nennenswertes Handelsdefizit, das 2011 auf einen neuen Rekordstand von fast 70 Milliarden Euro kletterte. Die Traditionslinie des »Franc fort« würde für eine Orientierung an der D-Mark-Zone, die südländische Defizitkultur für eine Beibehaltung des Euro sprechen.
Der um Deutschland erleichterte Rest der Währungsunion wäre ohne Zweifel von Frankreich dominiert. Für Paris würde sich allerdings die Frage stellen, was dadurch gewonnen ist. SchlieÃlich repräsentierte es ein wichtiges Ziel französischer Europapolitik, den östlichen Nachbarn mithilfe eines gemeinsamen Geldes einzuhegen. Gewiss könnte sich eine von der Algarve bis zur Ãgäis und von Irland bis nach Kreta reichende Währungsgemeinschaft dem vermeintlichen »Diktat der Bundesbank« besser entziehen. Es lässt sich jedoch schwer eine Europäische Union mit einem Franc- und einem D-Mark-Block denken, die sich nicht in Interessengegensätzen zerreiben würde, zumal dann das ganze Kapitel osteuropäischer Einflusssphären wie durch einen kalten weltpolitischen Windstoà wieder aufgeschlagen wäre.
So nachvollziehbar und vielleicht sogar geboten die Forderung einer Zweiteilung der Währungsunion ökonomisch sein mag, für die politische Integration des Kontinents wäre sie fatal. Die Europäische Union könnte den daraus resultierenden Streit wohl allenfalls als besser ausgestattete Freihandelszone überstehen. Nicht auszuschlieÃen, dass auf dem Kontinent sogar Protektionismus wieder ein Thema werden könnte. Im Zeitalter der globalen Herausforderung, in der Ãra des Weltkriegs der Währungen würde sich Europa in monetären Provinzialismus verabschieden.
Stirb und werde: Eurozone 2.0
Im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts steht Europa an einer Weggabelung. Die Bürger der Europäischen Union müssen eine Entscheidung treffen â eine Entscheidung von groÃer historischer Tragweite. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Frage, wie die Währungsunion stabil und letztlich überlebensfähig gemacht werden kann. Der eine Weg bedeutet, dass manche Länder die Währungsunion werden verlassen müssen, womöglich mit erheblichem politischen Fallout. Der andere Weg bedeutet, dass sich die europäischen Gesellschaften einem schmerzlichen Anpassungsprozess unterziehen: Sie machen sich fit für den harten Euro. Im ersten Fall wird die Währungsunion neu konfiguriert, im zweiten werden die Gesellschaften der Währungsunion neu konfiguriert, grundlegend umgestaltet.
Griechenland mag gemessen an den Zahlen keine wichtige Volkswirtschaft sein, das Land ist dennoch von Gewicht. Die kleine Nation im Südosten des Kontinents ist wie das Labor der Möglichkeiten einer neuen Währungsunion, einer Eurozone 2.0.
Die schwierige Entscheidung, vor der Europa steht, hat für die Hellenen schon sehr konkret die Form angenommen: Euro oder Drachme? Die Wiedereinführung der Landeswährung könnte für die Griechen der lang erwartete politische Befreiungsschlag sein, aber zunächst könnte der Schritt für das Volk einen Wohlstandsverlust von riesigen Dimensionen bedeuten. Manche Ãkonomen sagen der Neu-Drachme nach ihrer Einführung einen Kursabsturz auf 20 Prozent des Anfangsniveaus voraus. 72 Für ein Land, das ein GroÃteil der Güter auf dem Weltmarkt ordern muss, käme das einem fast ebenso groÃen Einbruch an Kaufkraft gleich. Ein Teil der Auslandsprodukte lässt sich zwar durch heimische Ware ersetzen, aber für Rohöl und andere wichtige Importgüter gilt das nicht.
Für die Griechen müsste der Leidensdruck sehr groà sein, dass sie sich auf das Risiko einlassen, von heute auf morgen vom Kaufkraftniveau eines Industrielandes auf das eines Entwicklungslandes zurückzufallen. Zumindest vorübergehend wäre der Wohlstandsknick gröÃer
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