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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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im Twitter-Zeitalter womöglich unüberwindliches Hindernis für die Regierung bleibt, dass von den Vorbereitungen für die Währungsumstellung nichts, aber auch gar nichts nach außen dringen darf. Das Ersatzgeld müsste den Behörden zum Beispiel vorab zugestellt werden. Selbst wenn die Pakete mit den Coupons fest verschlossen sind, würden die Beamten sehr schnell Lunte riechen. Das gilt umso mehr für den Fall, dass die Abkehr vom Euro in Absprache mit den EU-Partnern erfolgt: Je mehr Stellen eingebunden und eingeweiht sind, desto unwahrscheinlicher wird es, dass nicht doch irgendetwas durchsickert. Und sickert etwas durch, ist Chaos die Folge: »Rette sich, wer kann«, hieße es bei Sparern und Investoren.
    Die politischen und sozialen Risiken während der Umstellung sind beträchtlich: Nicht zu Unrecht könnten die Bürger den Umtausch ihrer Ersparnisse in eine vom Wertverfall bedrohte neue Währung als Kaufkraftberaubung verstehen. Es ist mit Widerständen zu rechnen, wahrscheinlich sogar mit Ausschreitungen. Randalierer und Plünderer würden versuchen, Banken und Behörden zu stürmen. Griechenland könnte an den Rand des sozialen Chaos geraten. Am Ende müsste möglicherweise das Militär eingreifen, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Für die griechische Demokratie wäre es eine Zerreißprobe, die sie vielleicht nicht überleben würde. Dennoch könnte sich die Athener Politik zu dem riskanten Schritt entschließen. Denn bei alledem sollte nicht vergessen werden, dass einem Staat, der die radikale Entscheidung trifft, eine auf Ewigkeit angelegte Währungsehe zu beenden, mutmaßlich die Optionen ausgegangen sind. Das vorübergehende Tohuwabohu der Umstellung könnte der Regierung als das kleinere Übel erscheinen. Denn die Alternative heißt: nicht enden wollende Depression infolge einer zu starken Währung.
    Scheidet Griechenland aus der Eurozone aus, wird sich die Frage der Zugehörigkeit auch anderer Länder stellen. Selbst wenn der gefürchtete Domino-Effekt nicht eintritt, könnte es für Portugal, eventuell auch für Irland, Spanien und Italien, eng werden. Es bleibt dem politischen Willen der Europäer überlassen, wie viele Abschiede sie verkraften können und wollen, um die Währungsunion zu einem homogeneren Gebilde zu machen. Wie die Zeit um den Jahreswechsel 2011/12 bewiesen hat, haben Politik und EZB durchaus die Mittel, eine Schutzmauer um alle Staaten zu ziehen, die sie gern im Club behalten möchten – wenngleich der Preis hoch ist, nämlich möglicherweise eine später einsetzende hohe Inflation und der Verlust von Souveränität. Die Frage lautet: Welche Kosten sind die Kernländer bereit, in Kauf zu nehmen? Aus diesem Grund ist ein Ausfransen nicht das einzige Szenario, wie die Eurozone sich selbst verlieren könnte.
Rückkehr der D-Mark
    In den nächsten Jahren könnte die Situation entstehen, dass die große Mehrheit der Deutschen sich in der veränderten Währungsunion nicht mehr zu Hause fühlt. Das Land, das mit der Bundesbank die Gralsburg des stabilen Geldes beherbergte, könnte sich von einer allzu abenteuerlichen EZB-Geldpolitik abgestoßen fühlen. Sollte sich dieser Konflikt nicht beilegen lassen, wird sich die Berliner Republik vielleicht zu einem radikalen Schritt veranlasst sehen: der Abkehr von der Währungsunion.
    Nicht Griechenland oder ein anderer Peripheriestaat würde dann die nationale Währung wieder einführen, sondern Deutschland. Auf paradoxe Weise könnte sich der Austritt des Euro-Kernlandes sogar als Rettung für die Randeuropäer erweisen: Durch den Status seiner Anleihen als sicherer Hafen in der Finanzkrise hat die Bundesrepublik nicht unerheblich dazu beigetragen, dass das europäische Geld relativ stark blieb. Gemessen an der Kaufkraftparität war der Euro bei einem Kurs von 1,50 Dollar um bis zu 30 Prozent überbewertet. Selbst bei Notierungen von 1,30 Dollar schien die Gemeinschaftswährung im Vergleich mit anderen Devisen noch so teuer, dass es spanischen oder italienischen Exporteuren wehtat. In der Krise wäre den früheren Weichwährungsländern eine stärkere Abwertung willkommen gewesen. Ohne den deutschen Stabilitätsballast hätten es die Vereinigten Staaten von Peripheria, die Randländer der Währungsunion von Irland über Portugal, Spanien und

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