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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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hatte er ein paar Soldaten herbeigewinkt, und nun kamen diese eilfertig auf uns zu, junge Burschen mit jenen leeren, gleichgültigen Gesichtern, wie sie absolute Unterwerfung hervorbringt. Der Zufall wollte es, daß Stroganow ihnen am nächsten stand. Sie packten ihn und drängten ihn auf den Wagen zu. Stroganow wehrte sich und riß sich los, und ich, der ich diesen bärenstarken Sibiriaken nur zu gut kannte, dachte mit plötzlichem Entsetzen: Gleich schlägt er zu, dann bringen sie ihn um. Die Augen der Soldaten verrieten es mir: sie lauerten auf einen Anlaß, um ihre Gewalt zu bestätigen, auf eine Bewegung, die sie als Auflehnung auslegen konnten, auf einen Vorwand zum Töten. Auch Commander Harris hatte die Gefahr erkannt, denn er schrie:
    „Fangen Sie keinen Streit an, Stroganow, sondern steigen Sie ein! Das ist ein Befehl." Aber Stroganow hörte nicht oder wollte nicht hören, denn während er vor den Soldaten zurückwich, knurrte er:
    „Faßt mich nicht an, sage ich euch! Faßt mich nicht noch einmal an!"
    Nur noch Sekunden schienen uns von der Explosion zu trennen, da handelte der Commander. Er stieß den Zivilisten beiseite, war mit drei, vier raschen Schritten bei Stroganow und riß ihn herum - gerade, als einer der Soldaten zuschlug. Der Schlag traf den Commander ins Gesicht und riß ihm die Wange auf. Der Commander taumelte, aber er dachte nicht daran, Stroganow loszulassen, und schrie: „Reißen Sie sich zusammen und steigen Sie endlich in den Wagen, bevor ich die Geduld verliere!" Das half. Stroganow ließ die Fäuste sinken und stieg ein. Wir anderen folgten, einschließlich des Comman-ders. Auch der Zivilist stieg zu, und der Transporter hob leicht ab und setzte sich in Bewegung. Commander Harris wischte sich mit einem gefalteten Taschentuch das Blut von der Wange.
    „Ich möchte mir doch die Bemerkung gestatten", sagte er, „daß diese Art des Empfangs ungewöhnlich ist." Der Zivilist streifte ihn mit einem ausdruckslosen Blick. „Das Witzeln wird Ihnen schon vergehen, Commander." Der Wagen überquerte den Platz, fauchte an den  Abfertigungshallen vorüber und wandte sich dann dem Gefängnis zu, das noch aus der italienischen Nationalzeit stammte: ein granitfarbenes Gemäuer mit zinnenbewehrten Bastionen.
    „Würden Sie wenigstens die Freundlichkeit haben", sagte Commander Harris, „mir mitzuteilen, was man mit uns vorhat?"
    Der Zivilist würdigte ihn keiner Antwort. Vor dem Gefängniseingang hielt der Wagen an, und wir mußten aussteigen. Vier Männer in schwarzen Uniformen nahmen uns in Empfang. Auf ihren Mützen prangte das Flammensymbol. Ich warf dem Commander einen raschen Blick zu, und er hob ein wenig die Schultern. Demnach waren auch ihm diese schwarzen Uniformen unbekannt.
    An einem Doppelposten vorüber wurden wir in das Gebäude geführt. Die Luft in den halbdunklen Gängen war kühl und moderig. Hier wurden wir vom Commander getrennt. Der Zivilist deutete mit dem Daumen auf ihn und sagte:
    „Den da - zum Verhör! Die ändern in eine Zelle." Es war sinnlos zu protestieren, und jeder Widerstand mußte Folgen haben. Auch Stroganow schien das mittlerweile eingesehen zu haben, obwohl es ihn nahezu übermenschliche Überwindung kosten mußte. Lediglich seine Augen verrieten, daß für ihn das letzte Wort noch nicht gesprochen war. So gutmütig und uneigennützig er im allgemeinen auch war, wenn er gekränkt wurde, entwickelte er das Erinnerungsvermögen eines rachsüchtigen Elefanten, und irgendwann, wenn keiner es mehr erwartete, zahlte er alles zurück. Im Augenblick jedoch beherrschte er sich, und damit fiel mir ein Stein vom Herzen.
    Commander Harris nickte uns noch einmal zu. „Meine Herren ..." Dann wurde er abgeführt. Ich sah ihm nach, wie er, straff und aufrecht, den dämmrigen Korridor entlangging und mit jedem Schritt, den er tat, unmißverständlich ausdrückte, daß er von der Unterwerfung noch meilenweit entfernt war. In diesem Augenblick ging eine Wandlung in mir vor. Zum erstenmal erkannte ich hinter seinem pedantischen Äußeren etwas von seiner inneren Größe. Eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter, und einer dieser Schwarzuniformierten befahl: „Ab geht die Post!"
    Eine Zelle wurde aufgeschlossen, Ibaka und Stroganow traten ein, ich zögerte, der Schwarzuniformierte gab mir einen Stoß, der mich über die Schwelle beförderte, dann fiel die Tür klirrend ins Schloß. Ein Riegel wurde vorgeschoben. Die Schritte des Schwarzuniformierten entfernten

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