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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gegen die verhängnisvolle Entwicklung zu stellen. Die Übertragung näherte sich einem rührseligen Höhepunkt. Ein kleines Mädchen kam auf das Podium und überreichte dem Präsidenten einen Strauß roter Rosen. Hirschmann strich dem Mädchen mit einer mechanisch wirkenden Handbewegung über den Scheitel, doch als er nach den Rosen faßte, griff er daneben, und sie fielen auf den Fußboden. Im gleichen Augenblick verdunkelte sich der Bildschirm.
    Captain Bengasi schaltete das Gerät ab, und ich blickte in die blassen, ratlosen Gesichter meiner Kameraden. Lediglich der Commander wirkte wie zuvor gleichgültig und ungerührt, als er sich steif erkundigte: „Ich nehme an, wir dürfen uns jetzt verabschieden, Captain." „Ich lasse jetzt Ihre Passierscheine kommen", sagte Captain Bengasi.
    Commander Harris warf Professor Tarnowski einen fragenden Blick zu, und dieser bemerkte: „Eine neue Formalität, Commander, nur der Ordnung halber. Selbst ich bin davon nicht ausgenommen." Die Passierscheine wurden gebracht, und wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg in die Stadt. Bis zum Tor gingen wir zu Fuß, dort wiesen wir die Ausweise vor, und die Schwarzuniformierten ließen ihre Waffen sinken und gaben uns den Weg frei. Außerhalb der Absperrung winkte Commander Harris ein Taxi herbei, und wir stiegen ein. „Wohin?" fragte der Fahrer.
    Der Commander öffnete ein Fenster, feuchtete einen Finger an und prüfte den Wind - und noch während ich mich fragte, was er damit bezweckte, sagte er: „Zur Nordmole."  
    12.
    Die See hatte weiße Schaumkämme auf gesetzt und brandete schwer gegen die Betonmauern. Der Wind trieb den abgerissenen Gischt vor sich her und benetzte damit unsere Gesichter. Die Luft roch nach Wasser und Salz. Über dem Molenkopf kreisten Möwen und Kormorane. Das Taxi, das uns hierhergebracht hatte, wendete und entfernte sich. Das Fauchen der Düsen ging unter im Donnern und Heulen der Brandung - und plötzlich begriff ich, warum wir hierhergekommen waren. „Ich glaube", sagte Commander Harris, „hier können wir ungestört unsere Gedanken austauschen. Aufjeden Fall sind wir vor Abhörgeräten sicher." Ich wollte meiner Erbitterung Luft machen, aber er gab mir mit einem Heben der Augenbrauen zu verstehen, daß er noch nicht am Ende war. „Bevor wir uns in Überlegungen verlieren", fuhr er fort, „will ich Ihnen, meine Herren, mitteilen, was ich vom Stellvertretenden Direktor erfahren habe. Es ist zwar nicht viel, aber es liefert doch einige Anhaltspunkte. Die eine Tatsache, von der ich Sie in Kenntnis setzen muß, ist die, daß der Direktor nicht beurlaubt, sondern verhaftet ist. Die zweite Tatsache lautet: Es trifft zu, daß er, bevor er verhaftet wurde, sämtliche Unterlagen über Delta VII vernichtete. Daraus folgt: Captain Bengasi, und wer immer hinter ihm steht, kann auf unsere Erfahrung mit dem Vogel einstweilen nicht verzichten. Für die nächsten Tage haben wir deshalb kaum etwas zu befürchten. Verängstigte Männer wären miserable Testpiloten." Meine Erbitterung brach durch. „Sir", sagte ich, „Sie erwarten doch von uns nicht etwa im Ernst, daß wir mit diesen Elementen zusammenarbeiten?"
    Commander Harris sah mich eine Weile lang nachdenklich an. „Captain", sagte er schließlich, „Ihre Empörung ehrt Sie - aber bevor Sie mich dessen bezichtigen, was Ihnen auf der Zunge liegt, ziehen Sie doch einmal in Betracht, daß es ohne diesen Preis für uns keinen Zugang zu Delta VII mehr gäbe."
    Daran hatte ich nicht gedacht, und plötzlich schämte ich mich, weil ich ihm mißtraut hatte. Stroganow blickte sich nach allen Seiten um und fragte: „Sir, was haben Sie vor?" „Langsam", sagte Commander Harris. „Wir wollen nichts überstürzen." „Nichts überstürzen?" sagte Ibaka aufgeregt. „Eins ist sicher, Commander: Wenn sie selbst einen Mann wie den Präsidenten für ihre Zwecke gewinnen konnten, Gott weiß wie, werden sie eines Tages auch uns in die Tretmühle prügeln. Ich für meinen Teil möchte es nicht so weit kommen lassen."
    „Das mit dem Präsidenten", sagte Stroganow mutlos, „verstehe ich nicht. Ich verstehe das einfach nicht. Er sah nicht aus, als ob sie ihn gefoltert hätten, und unter dem Einfluß von Drogen stand er ebenfalls nicht." Er wandte sich an mich. „Oder ist Ihnen, Captain, irgend etwas an ihm aufgefallen?"
    Ich wußte nicht, was ich darauf erwidern sollte. Schlaff, müde, mit hängenden Schultern stand ich da, fröstelnd  im kalten Wind: ein

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