Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
vergessen in einem der Schränke gelegen, und niemand konnte sagen, wieviel es noch taugte. Früher hatte man damit Höhen bis zu fünfhundert Metern erreichen und, wenn man geschickt genug damit umging, bis zu einer halben Stunde in der Luft bleiben können, doch damals war das Gerät täglich überprüft und gepflegt worden. Jetzt jedoch waren die Schläuche rauh, hart und brüchig, und der verbliebene Treibstoff mochte knapp für sieben, acht Minuten ausreichen. Eine Weile lang spielte ich mit dem Gedanken, einfach loszufahren, um neuen Treibstoff zu besorgen, aber sehr bald schon entschied ich mich dagegen. Es würde nur unnötig Verdacht erregen und vielleicht sogar alles in Frage stellen.
Alles, was ich brauchte, war Dunkelheit, in der ich mich verbergen konnte, und Glück. Ich griff nach der Whiskyflasche, um mir den darin verbliebenen Rest einzuschenken, stellte sie aber ungeöffnet wieder fort.
Und drittens brauche ich, dachte ich, klaren Verstand. Während ich auf die Dunkelheit wartete, ging es mir durch den Sinn, daß ich jetzt vielleicht die letzten Minuten meines Lebens durchlebte - und diese Erkenntnis ließ mich frieren. Aber alles, was ich von meinem
Fenster aus sah und hörte, bestärkte mich in meinem Entschluß: die Laser-Batterien, die alle wichtigen Punkte der Stadt besetzt hielten, die Abhorch-Wagen auf den Straßen, die Patrouillen der verhaßten Schwarzuniformierten, die wachsamen Fernseh-Augen, die überall lauerten, und diese Musik, die aus den unzähligen Lautsprechern rieselte und die neue Glückseligkeit verkündete. Die Dämmerung brach herein, und ich trat hinaus auf das Dach. Metropolis begann sich, allen politischen Veränderungen zum Trotz, mit bunten Lichtern zu schmücken. Die 151. Avenue, in der Ruth O'Hara wohnte, war von meinem Standpunkt aus nicht zu sehen, aber ich wußte, wo sie lag, und auf dem Stadtplan hatte ich die genaue Entfernung in der Luftlinie abgesteckt: 24,3 Kilometer. Das 250 Meter hohe Trignum -Wahrzeichen der Drei Vereinigten Kontinente - war mir ein willkommener Richtungsweiser. Vorausgesetzt, dachte ich, ich schaffe es in vier Minuten, und ebenfalls vorausgesetzt, der Treibstoff reicht auch für den Rückflug - dann kann mir nur noch der Wind einen Strich durch die Rechnung machen. Der Wind mißfiel mir. Er wehte zwar schwächer als draußen an der Nordmole, doch noch immer war er stark genug, um mir Schwierigkeiten bereiten zu können. Manchmal flaute er fast völlig ab, dann wiederum frischte er böig auf.
Ich rauchte noch eine Zigarette. Als ich sie ausdrückte, war es dunkel genug.
Ich hob den Skyrider auf und schleppte ihn hinauf auf das Dach, wobei mir schien, daß mir das Gewicht des Gerätes früher einmal weniger zu schaffen gemacht hatte - und da es nicht schwerer geworden war, mußte es wohl an meiner Kondition liegen. Oben angekommen, gönnte ich mir einige Atemzüge der Erholung, bevor ich mir den Skyrider auf den Rücken wuchtete und die Riemen festzog.
Das Festziehen der Riemen war so ziemlich das Wichtigste. Ich hatte es nicht vergessen, wie ich einmal zwischen Himmel und Erde einen verzweifelten Kampf gekämpft hatte, nur weil ich vorher in der Eile die Riemen so nachlässig angezogen hatte, daß der Skyrider, kaum daß ich abgehoben hatte, sich auf einmal selbständig zu machen trachtete. Seither war ich weniger sorglos gewesen - in der kurzen Zeitspanne, in der ich diesen Sport noch ausgeübt hatte. Wenig später war er, der ohnehin aus der Mode zu kommen begann, wegen einiger Unfälle verboten worden.
Ich bewegte die Schultern. Der Skyrider saß fest und unverrückbar auf meinem Rücken, und ich war zufrieden. Nun mußte es sich zeigen, wie es um mein Glück bestellt war - und hier half mir die beste Sorgfalt nicht weiter. Ich berührte den Anlasser, und der Skyrider begann zu fauchen und an meinen Schultern zu zerren. Er schien noch völlig in Ordnung zu sein; genau ließ sich das auf diese Weise freilich nicht feststellen. Ein letztesmal überprüfte ich den Wind. Nach zwei, drei heftigen Böen war es fast windstill geworden. Länger durfte ich nun nicht mehr zögern. Es war höchste Zeit, daß ich mich auf den Weg machte, dafür war der Treibstoff einfach zu knapp.
Ich faßte den Regulator fester und zog. Der Skyrider reagierte sofort, riß mich in die Höhe und ließ mich in die Nacht hinein davonstürmen, viel zu rasch und viel zu ungestüm. Ich hatte einfach nicht mehr das richtige Gefühl dafür.
Ich
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