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Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin

Titel: Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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einer nahezu unnatürlichen Ruhe.
    »Lieutenant Stroganow, ich bitte um Ihre Meldung!«
    Stroganow löste den Blick nicht von den Radarschirmen.
    »Keine Kontakte, Sir.«
    Dem Klang seiner Worte ließ sich entnehmen, dass er nicht minder überrascht und fassungslos war wie wir ändern auch. Für das Phänomen gab es nur eine einzige plausible Erklärung: Der Ausfall des Speichers hatte das Kontrollsystem doch weit mehr durcheinander gebracht, als es auf Grund der uns vorliegenden Informationen zu erwarten gewesen war. Unsere Galgenfrist dauerte an.
    Wie hätte ich mich in dieser Situation an Commander Brandis' Stelle verhalten? Meinem Gefühl nach war es allerhöchste Zeit, Schiff und Besatzung in Sicherheit zu bringen. Ich war sicher, dass auch der Commander so dachte.
    Brandis bestätigte Stroganows Meldung mit einem knappen Danke. Dann drückte er erneut die Taste.
    »SK Apollo, hören Sie noch?«
    Störungen überlagerten die Verbindung.
    »Ich höre, Sir. Machen Sie sich wegen uns keine Sorgen. Setzen Sie sich ab, solange Sie das noch können. Hier wird gleich der Teufel los sein.«
    Commander Brandis stieß mich an, während er gleichzeitig sagte:
    »Roger, Apollo. Wir holen Sie raus!«
    Ich spürte seine Berührung und hörte seine Worte und die erbärmliche Angst kehrte zu mir zurück und machte mich feige und schwach.
    »Aye, aye, Sir!«, sagte ich und es war ein Wunder, dass ich das überhaupt noch über die Lippen brachte.
    Wahrscheinlich wäre alles anders gekommen, wenn ich Zeit und Gelegenheit gehabt hätte, mich weiter mit mir selbst zu befassen. Beides jedoch hatte ich nicht. Das Schiff, dieser komplizierte Mechanismus, der keinen Fehler ungestraft durchgehen ließ, erforderte meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Indem ich mich ihm zuwandte, überwand ich meine Angst und entzog mich ihrem lähmenden Griff. Von da an war ich gegen sie immun. Sie blieb zwar stets im Hintergrund meines Bewusstseins gegenwärtig, aber sie hatte keine Gewalt mehr über mich.
    Erneut durchstieß Delta VII die Wolkendecke, ohne mehr davongetragen zu haben als eine Delle am Unterrumpf, hervorgerufen durch einen Raketenblindgänger, der daran entlanggeschrammt war.
    Unter mir, zum Greifen nah, lag die Stadt. Ich hatte das Triebwerk auf eine Schubleistung von zehn Prozent gedrosselt und orientierte mich nach dem Gedächtnis. Das hoch aufragende Trignum, Denkmal des Zusammenschlusses der drei Kontinente, wies mir die Richtung.
    Das Trignum, ein Werk des afrikanischen Bildhauers Henry Kamotho, war im Jahre 2006 entstanden, eines der letzten Bauvorhaben in Metropolis, dieser einst so heiteren Beherrscherin eines Reiches, das den halben Erdball umfasste und einen Himmel voller blühender Planeten. 250 Meter hoch aufragend, mit einer Aussichtsplattform gekrönt, bildete das Tri-gnum die nördliche Begrenzung des flächenmäßig größten Platzes der Welt, der bis vor kurzem noch Platz der Vereinigten Kontinente geheißen hatte, mittlerweile jedoch umgetauft worden war in Platz General Gordon B. Smith.
    Von diesem Platz strahlten die vier Hauptverkehrsschneisen aus, wobei die Schneise Nord unter dem Trignum hindurchführte. Außerdem mündeten zehn Boulevards und fünf Avenu-en in den Platz ein. Auf seiner Westseite erhob sich der ehemalige Parlamentssitz, in dem nun das Zentralkommissariat der Reinigenden Flamme residierte, auf seiner Ostseite der Palast des Großen Rates der Drei Vereinigten Kontinente, in dem sich seit dem Umsturz das Hauptamt der III. Abteilung befand. Nach Süden zu wurde der Platz begrenzt von ausgedehnten Parkanlagen. Seinen Mittelpunkt bildete ein Springbrunnen mit der figürlichen Darstellung europäischer, amerikanischer und afrikanischer Fabelwesen: Darunter befand sich der Eingang zu den unterirdischen Verkehrsmitteln, der so genannte Schacht I. Als der Platz unter dem Cockpit auftauchte, war das Schicksal des Schweren Kreuzers Apollo und seiner Besatzung bereits so gut wie entschieden. Seitdem er nicht mehr zu manövrieren vermochte, waren seine gefährlichen Waffensysteme nur noch unnützer Ballast. Ein paar entschlossene Infanteristen genügten, um ihn zu erobern. Dass das noch nicht geschehen war, lag wahrscheinlich am Moment der Überraschung, das Captain Danielson auf seiner Seite gehabt hatte, als er das weidwunde Schiff im Südosten des Platzes aufsetzte.
    Später erfuhr ich, dass er ursprünglich beabsichtigt hatte, mit dem ständig weiter durchsackenden Schiff das Zentralkommissariat zu rammen; das

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