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Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Titel: Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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hatte sie Sergeant McIntoshs Ruf erreicht. Nun tummelten sie sich zwischen den Booten, schossen hoch in die frische Bläue des Maimorgens, kehrten wie silberne Pfeile wieder hinab in das Dunkel der Tiefe.
    McIntosh drückte auf einen Knopf und startete das Tonband. Der Befehl – Ergebnis jahrelangen geduldigen Studiums – war exakt formuliert: eine Folge von hellen und spitzen Lauten unterschiedlicher Tonhöhe.
    Auf dem Monitor konnte Eddington sehen, wie der Befehl die Delphine aufschreckte. Eben noch waren sie übermütige, verspielte Gesellen gewesen, nun jedoch schlossen sie sich zusammen zu geordneten Formationen.
    Ein zweiter Befehl vom Tonband erreichte sie, und die Formationen setzten sich in Bewegung. Eddington starrte auf den Monitor, bis die Delphine in der Tiefe der See entschwunden waren.
    Dies war die wirklich entscheidende Karte, die Eddington auszuspielen hatte. Die Delphine hatten Kurs auf Metropolis genommen, peitschten das Wasser, wühlten den Sand auf und machten die TV-Augen blind, rammten rücksichtslos die Seismographen und Sensistoren, brachten im Nu das ganze elektronische Kontrollsystem durcheinander. Als kleine willkommene Nebengabe verscheuchten sie eventuell in diesem Seegebiet vorhandene Haie.
    Die Küstenwacht von Metropolis, dachte Eddington, hatte nun wohl schon Vollalarm. Ihre Controller saßen fluchend vor plötzlich nutzlos gewordenen Geräten, vor verdunkelten Monitoren und jaulenden und schrillenden Lautsprechern. Die ersten Kampfschwimmer machten sich auf, um die Ursache der Störung herauszufinden. Sie würden sehr bald auf die Delphine stoßen und sich zurückziehen. Naturereignissen gegenüber waren sie hilflos.
    Das elektronische Kontrollsystem war perfekt und unbestechlich, solange es mit mechanisch betriebenen Objekten oder auch mit Kampfschwimmern zu tun hatte. Das Auftauchen von zweieinhalb Hundert Delphinen ließ es zusammenbrechen. Wichtig in diesem Zusammenhang war, daß sich nichts dagegen unternehmen ließ. Man konnte nur dasitzen und darauf warten, daß die verdammten Delphine weiterzogen. Später mochten sich dann die Ozeanologen mit dieser Erscheinung befassen. Aber dann, dachte Eddington, würden sie die Erklärung dafür bereits haben. Eddington bedurfte des Monitors nicht, um sich auszumalen, wie es um diese Zeit unter Wasser aussah. Alles war in Bewegung, ein untrennbares Gemisch aus brodelndem Wasser, schäumender Luft und Sand. Die Delphine waren – Eddington bediente sich in Gedanken einer altmodischen Formulierung – ihr Gewicht in Gold wert. Er nickte befriedigt.
    »Noch dreißig Sekunden, Lieutenant. Haben Sie noch Fragen?«
    »Nein, Sir«, antwortete Schweitzer. »Ich bin im Bilde.«
    Eddington wandte sich dem Ausstieg zu, blieb aber noch einmal stehen und drehte sich um. »Ich hasse Wiederholungen« sagte er. »Trotzdem: nach der Aktion ist jeder auf sich allein gestellt. Wie er zu den Booten zurückkommt, ist seine Sache.«
    »Ich habe es nicht vergessen, Sir.«
    »Noch eins – , Eddington brach ab und zögerte.
    »Ja?«
    »Ach was!« sagte Eddington, auf einmal unbeholfen, und stieß Schweitzer vor die Brust. »Kommen Sie heil und gesund zurück, Sie verflixter Geierschnabel!«
    Er kletterte in den Schleusenraum, Schweitzer folgte ihm, dann kamen die vierundzwanzig Männer. Hinter ihnen wurde das Luk zugeschlagen und verschraubt.
    Es war 04.29 Uhr Metropolis-Zeit. Auch in den neunzehn anderen Booten standen die Kampfschwimmer bereit, während um sie her im Schleusenraum das Wasser stieg. Ebenso wie Eddingtons Männer trugen sie schwarze Kombinationen und einen aufgeschnallten Sack mit der Ausrüstung, aber keine Atemgeräte. Luft, die unter Wasser ausgestoßen wurde, war verräterisch. Sie alle waren Freiwillige, stolz auf den chirurgischen Eingriff, der sie befähigte, in der gläsernen Welt der Fische zu leben und zu atmen.
    04.30 Uhr. Korvettenkapitän Richard Eddington öffnete den Lukendeckel und verließ als erster das Boot. Schweitzer schwebte hervor, danach die anderen. Eddington wartete ab, bis sie sich formiert hatten, warf einen Blick auf den Kompaß und schwamm los.
    II.
    Zeit: 06.15 Uhr
    Ort: Metropolis-Zentrum
    In seiner Wohnung vor dem Spiegel stehend, betrachtete der Schauspieler Tomaso Rossi seine Erscheinung, wobei er sich völlig dessen bewußt war, daß er die Rolle seines Lebens zu übernehmen im Begriff war. Zwanzig Jahre lang hatte er auf den Brettern, die die Welt bedeuten, alle Gesten der Militärs, alle ihre

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