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Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Titel: Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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diktierte. Ich suchte Zuflucht bei historischen Vergleichen, bei den Männern des 20. Juli, bei den Kämpfern der französischen Resistance, bei den Guerillas des 20. Jahrhunderts, doch nichts Zutreffendes wollte mir in den Sinn kommen. Die totale Macht, der wir gegenüberstanden, hatte damals noch in das Reich der Utopie gehört.
    »Sir«, sagte ich, nachdem der Waffencheck beendet war, unsicher, »ich glaube, ich muß Ihnen eine schwerwiegende Erklärung abgeben.«
    Commander Brandis wandte mir ohne Eile das Gesicht zu. »Ich höre, Captain.«
    Es war das Eingeständnis von zwei eigenmächtigen Entscheidungen. Ibaka hatte mich vor vollendete Tatsachen gestellt, aber ich hatte dies nachträglich gebilligt. Ich berichtete dem Commander, wie es dazu gekommen war, daß wir auf INTERPLANAR XII notgedrungen KL-Raketen an Bord genommen hatten.
    Commander Brandis ließ mich ausreden, dann bemerkte er: »Lieutenant Ibaka hat mich bereits unterrichtet. Trotzdem, ich danke Ihnen, daß Sie darauf zu sprechen gekommen sind.«
    Ich atmete auf. »Darf ich Ihrer Antwort entnehmen, daß Sie mit meiner Entscheidung einverstanden sind, Sir?«
    Der Commander ließ sich Zeit, und ich wußte auch, warum. Ich hatte ihm eine Frage gestellt, die sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten ließ. Schließlich nickte er. »Mag später die Geschichte das Urteil über uns sprechen, Captain. Ich kann nur sagen, daß ich glaube , richtig zu handeln.« Sein Blick galt der Erde, diesem unverändert schönen Juwel, und ich ahnte, was er meinte, als er hinzufügte: »Wir wollen sie uns doch erhalten, oder?«
    Noch nie hatte ich ihn in einer derart nachdenklichen Stimmung erlebt.
    Nach ein paar Augenblicken sagte er, wobei er wieder ganz der frostige und unnahbare verdammte Preuße war: »Es wird Zeit, daß Captain Danielson davon erfährt. Ich möchte nicht, daß er sich moralisch überrumpelt fühlt.«
    Wieder zwinkerten die Scheinwerfer von Schiff zu Schiff einander ihre Botschaft zu.
    Die Antwort, die uns der Schwere Kreuzer Apollo gab, bestand aus einem einzigen Wort: »Roger«. Verstanden.
    Captain Danielson, so hatte ich ihn mittlerweile kennengelernt, war von Natur aus wortkarg.
    V.
    Zeit: 07.41 Uhr
    Ort: Metropolis, Platz der Revolution
    Schweitzer hatte sich für das Beförderungsmittel entschieden, das ihm am unverfänglichsten erschien, weil es tagein, tagaus von Millionen von Menschen benutzt wurde, das Förderband. Mit einer Geschwindigkeit von fast fünfzig Kilometern trug es ihn unterhalb der Stadt dahin. Um diese Zeit schien halb Metropolis auf den Beinen zu sein. Schweitzer war eingekeilt in eine Traube ihm völlig fremder Menschen. Sein unscheinbarer, unauffälliger Zivilanzug und die Aktentasche, die er trug, ließen ihn zu einem Teil dieser anonymen Masse werden. Auf die gleiche Art und Weise, mit genau eingeplanten Abständen, war die gesamte B-Gruppe unterwegs. Nach außen hin gab es keine Gemeinschaft mehr zwischen den ihr angehörenden Männern. Ihre Schar war auseinandergefallen in kleine isolierte Inseln. Den wachsamen Augen der Agenten der III. Abteilung bot sich nichts, was hätte Verdacht erregen können.
    Schweitzer, der zuletzt vor etwas über einem Jahr in Metropolis gewesen war, zerbrach sich eine Weile lang den Kopf darüber, worin sich die Veränderung kundtat. Sie war da, ohne daß er so recht wußte, worin sie bestand. Er spürte sie mit allen seinen geschärften Sinnen. Erst als sich jemand neben ihm plötzlich heftig räusperte, ging es ihm auf. Es war die Stille. In den hellen unterirdischen Galerien der einst so lebensfrohen Stadt lastete das Schweigen. Die Menschen vermieden jedes überflüssige Wort. Das gleichmäßige Rauschen des Fließbandes hob sich deutlich hervor. Nie zuvor hatte er es wahrgenommen.
    Die überschwere Laser-Pistole drückte schmerzhaft auf seinen Beckenknochen. Sie wog nahezu zweieinhalb Kilo und war auf kurze Distanz fast so wirksam wie eine ausgewachsene Kanone. Er hätte sich für das Unternehmen eine leichtere, unauffälligere Waffe gewünscht als ausgerechnet diese LP 38, wie die offizielle Bezeichnung lautete, doch andererseits war er sich dessen bewußt, daß ihr Gewicht ihm zusätzliche Sicherheit bot. Selbst ein gepanzerter Mannschaftstransporter hielt ihr nicht stand. Um die verräterische Beule zu verdecken, hielt sich Schweitzer die Aktentasche mit dem Sprengstoff vor den Leib.
    Unterhalb des ehemaligen Platzes der Republik, der nunmehr den Namen Platz der

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