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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Trotzdem, ich danke Ihnen.«
    Als ich mich wieder setzte, fühlte ich mich erschöpft und ausgelaugt, aber auch - ich gestehe es ein - erleichtert. Noch ahnte ich nicht, dass dies nur eine Atempause war. Der Tag war nicht fern, an dem das Schicksal mich beim Wort nehmen sollte.
    Der Minister hatte sich bereits an Hauptmann Heyerdahl gewandt.
    »Eine klare Frage, Hauptmann und eine klare Antwort, bitte: Besteht eine Möglichkeit, diese ... diese Leute zu überrumpeln, ohne dass sie dazu kommen, ihre Drohung wahr zu machen?«
    »Ich habe bereits darüber nachgedacht, Sir -«
    Eine Handbewegung des Ministers gebot dem Hauptmann Einhalt.
    »Keine Vorreden. Antworten Sie mit Ja oder Nein!«
    Heyerdahl senkte den Kopf und das besagte bereits alles.
    »Nein, Sir.«
    »Danke, Hauptmann.« Nekrassows Blick wanderte hinüber zu Major Bogdanow. »In diesem Fall, denke ich, bleibt uns keine andere Wahl, als auf die Bedingungen der Terroristen einzugehen. Richten Sie ihnen aus: >In einer Stunde steht ein Schiff für sie bereit.««
    Major Bogdanow rührte sich nicht. Eine Weile schien er zwischen Gehorsam und Widerspruch zu schwanken. Schließlich bemerkte er:
    »Sir, ich verstehe nicht. Commander Brandis gegenüber haben Sie erklärt -«
    Auch er kam nicht dazu, das, was ihm auf der Zunge lag, zu Ende zu sprechen.
    »Die Sache ist ganz einfach, Major«, sagte Wladimir Nekrassow. »Natürlich wird kein Schiff bereitstehen. Alles, was wir mit dieser Antwort zu erreichen hoffen, ist, dass diese vier Männer den Energiespeicher verlassen. Hauptmann Heyerdahl und seine Leute besorgen dann den Rest. Aber, wenn ich bitten darf, keine Schießerei, kein Gemetzel! Wir werden die Terroristen vor ein ordentliches Gericht stellen.«
    Major Bogdanow runzelte die Stirn; etwas schien ihm zu missfallen.
    »Sir«, warf er ein, »darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie diesen ... diesen Männern gewissermaßen Ihr Wort geben?«
    Vom Minister kam keine Antwort. Er hatte die Augen gesenkt, seine schlanken Finger bewegten sich nervös auf der Tischplatte hin und her. Ging er ein letztes Mal mit sich zu Rate?
    »Sir«, meldete der junge Leutnant, der schon einmal eine Hiobsbotschaft überbracht hatte, indem er hereinstürzte, »die Banditen machen jetzt ernst. Sie wollen eine Antwort haben -in spätestens einer Minute. Oder das ganze verdammte Ding hier geht hoch!«
    Nekrassow blickte auf.
    »Nun«, sagte er, »diesen Wortbruch werde ich auf mein Gewissen nehmen.«
    Die Entscheidung war gefallen.
    Major Bogdanow und Hauptmann Heyerdahl stoben davon; halblaute Befehle flogen hin und her; Waffen klirrten.
    »Noch eins«, sagte der Minister. »Ich möchte, dass die Fernsehleute wieder an ihre Arbeit gehen. Die Welt soll sehen, was hier wirklich gespielt wird.«

4.
    Ich war hinausgetreten unter die Sterne. Wie einfach und folgerichtig waren ihre Gesetze! Aber Antwort gaben auch sie nicht auf all die Fragen, die mich bedrängten; nur die Sehnsucht, die mich nie ganz verließ, wurde von ihnen wieder wachgerufen: die Sehnsucht nach der strengen Ordnung an Bord eines dahinziehenden Schiffes. Ein Schiff unter Sternen zu führen: das und nichts anderes war mein Beruf. Wie leicht wäre das Leben plötzlich geworden, wenn ich, von keinem Zweifel angerührt, angesichts dieser Unendlichkeit hätte sagen können: Alles andere geht mich nichts an!
    Stroganow, mein grauhaariger Navigator, sprach mich an.
    »Sir -«
    »Was gibt’s, Lieutenant?«
    »Sie kommen gleich raus, Sir. Noch fünf Minuten. Hoffentlich klappt’s. Werden wir benötigt?«
    »Später, zum Abtransport der Gefangenen. Da niemand weiß, ob sie hier nicht noch Komplizen haben -«
    »Ich verstehe, Sir. Nicht gerade die dankbarste Aufgabe.«
    Der breitschultrige Sibiriak mit dem bereits ergrauenden Haar gehörte einer Astronautengeneration an, die noch die sogenannte »Windjammer«-Zeit miterlebt hatte: Damals dauerte eine Reise von der Erde zur Venus noch volle 147 Tage und vorgeschobene Raumstationen wie INTERPLANAR XII waren allenfalls ein kühner Traum gewesen.
    Sein Unbehagen war nicht unbegründet: Die
Hermes
war in keiner Weise auf den Transport von Gefangenen eingerichtet. Ich verschwieg ihm, wie wenig daran gefehlt hatte, dass die Entwicklung der Dinge einen genau entgegengesetzten Verlauf genommen hätte.
    Wir verließen die Plattform und begaben uns in die Messe.
    Auf den eilends montierten Monitoren übersah man die Situation: ein hell erleuchteter leerer Gang, an dessen Ende sich

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