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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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die Erde bereits im Feuer des Untergangs?
    Major Bogdanows heisere Stimme erzwang sich Aufmerksamkeit.
    »Das ist noch nicht alles, meine Herren. Im wahrsten Sinn des Wortes sitzen wir auf einem Pulverfass, das jede Sekunde hochgehen kann. Wie ich soeben erfahre...« Der Sicherheitsdienst hatte ganze Arbeit geleistet. Die Attentäter, vier an der Zahl, waren identifiziert; ferner war festgestellt worden, auf welche Art und Weise sie an Bord der Station gekommen waren:
    Hendrik Heyer, 27, getarnt als Journalist;
    William B. Johnson, 24, getarnt als Ingenieur für Elektrik und Elektronik;
    Stanislaw Grischenko, 31, getarnt als Fernmeldetechniker;
    Roger Mathieu, 40, getarnt als Dolmetscher.
    Major Bogdanow schöpfte Atem, bevor er fortfuhr: »Doch das, meine Herren, ist nicht alles. Diese vier genannten Personen befinden sich zur Zeit im Energiespeicher dieser Station, wo sie auch die drei Kanoniere als Geiseln gefangen halten. Falls wir auf ihre Bedingungen nicht eingehen, drohen sie, die Station zu sprengen.«
    Eine Minute oder noch länger war es totenstill in der Messe. Niemand sprach, niemand bewegte sich. Der Energiespeicher befand sich genau unter uns; aus ihm versorgten sich die Patrouillen der Strategischen Raumflotte mit Energie für ihre Waffensysteme. Und dieser Vulkan konnte jeden Augenblick seinen Schlund auftun. Vier wahnsinnige Fanatiker hatten sich so zu Herren der Welt aufgeworfen.
    Hauptmann Heyerdahl brach das lastende Schweigen. »Nun, Sir«, sagte er, an Major Bogdanow gewandt, »dann machen Sie uns doch mit den Regeln bekannt, nach denen dieses Teufelsspiel gespielt werden soll!«
    Sven Heyerdahls kaltschnäuziger Galgenhumor löste die verkrampfte Spannung.
    Auch Major Bogdanow hatte sich gefasst; seine Stimme verlor ihren heiseren Klang.
    »Die Spielregeln lauten: freier Abzug für alle vier Vollstrek-ker und ein schnelles Schiff.« Die grauen Augen des Majors richteten sich auf mich. »Damit ist die
Hermes
gemeint, Commander, Ihr Schiff. Sie wissen, was das für Sie und Ihre Besatzung bedeutet: sich in die Gewalt von tollwütigen Hunden zu begeben.«
    Später habe ich wiederholt darüber nachgedacht, ob ich eine solche Entwicklung vorausgeahnt hatte und mithin darauf vorbereitet gewesen war. Sie erschütterte mich nicht und die Antwort, die ich in diesem Zusammenhang Wochen später einem Reporter gab, enthielt nichts als die Wahrheit: Ich war entschlossen, auf diese Bedingung einzugehen.
    Damals hatte ich mit meinem Leben abgeschlossen. Nur der Gedanke an die anderen Menschen schmerzte, an Ruth O’Hara, die nun vergebens auf meine Rückkehr aus dem Ozean der Sterne warten würde, und - natürlich - an meine Besatzung: Captain Martin van Kerk, den Piloten; Iwan Stroganow, den Navigator; William Xuma, den schwarzhäutigen 1. Bordingenieur; Usko Koskinen, den 2. Bordingenieur; Antoine Mercier, den Funker; Konstantin Simopulos, den Radar-Controller; und schließlich Per Dahlsen, den Koch. Sie alle würden mein Schicksal teilen müssen, dachte ich, bis auf einen: Der Koch war entbehrlich; ihn würde ich zurücklassen.
    Ich erhob mich und wandte mich an Minister Nekrassow. »Sir, wenn das auch Ihre Entscheidung sein sollte, ich bin bereit. Sie können diesen Männern mitteilen, dass die
Hermes
in einer Stunde startklar sein wird.«
    Bisher hatte mir der Minister scheinbar keine Beachtung geschenkt; nun blickte er mich eine Weile lang schweigend an.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, Commander«, fragte er mich schließlich, »worauf Sie sich da einlassen wollen?«
    »Vollkommen, Sir«, antwortete ich.
    »Dass es ein Flug ohne Rückkehr sein kann?«, forschte der Minister.
    »Ja, Sir.«
    Die Augen des Vorsitzenden des Rates für Innere und Äußere Sicherheit wurden auf einmal weich.
    »Nicht doch, Brandis!«, sagte er. »Mit toten Helden ist uns wahrhaftig nicht gedient. Außerdem kann es nicht in unserer Absicht liegen, diese vier Verbrecher entkommen zu lassen.«
    Obwohl er mir zu verstehen gab, dass für ihn das Thema beendet war, wagte ich den Widerspruch:
    »Sir, wenn ich mir den Einwand erlauben darf, es ist unser einziger Ausweg. Ein Schiff und eine Besatzung gegen die ganze Station.«
    »Und was wäre die Folge?«, sagte Nekrassow und ein Hauch von Ungeduld machte sich in seiner Stimme bemerkbar. »Eines der schnellsten und kampfstärksten Schiffe unter den Sternen in der Hand von - ich wiederhole bewusst Major Bogdanows Worte - vier tollwütigen Hunden! Das, Commander, ist keine Lösung.

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