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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Flug und nehme jetzt Kurs auf Espiritu Santu. Alle Anzeigen normal. Beanstandungen keine. Kommen!«
    Kühl, sachlich, korrekt kam die Bestätigung.
    »Roger, Neun. Sie befinden sich im Anflug auf Espiritu Santu. Hier ist alles ruhig. Ihre Landung ist freigegeben. Ende.«
    Mein erster Testflug mit einem Kolibri näherte sich seinem Ende. Schon erkannte ich den weißen Kranz der Brandung, der die Insel säumte. Ein volles Programm war abgewickelt, ohne daß es auch nur eine einzige Panne gegeben hätte. Der Wurm hatte sich nicht geregt.

7.
    Eine volle Woche war seit meinem ersten Testflug vergangen. Auf Espiritu Santu herrschte normaler Flugbetrieb. Das Testprogramm war in vollem Umfang wieder aufgenommen; an manchen Tagen waren bis zu drei Kolibris unterwegs. Es gab keinerlei Zwischenfälle.
    Mit meinem Team war ich zufrieden. Die Stimmung hatte sich gebessert. Sogar Osburg, unser Chefingenieur, hatte Zuversicht gewonnen.
    »Wenn das so weitergeht«, pflegte er zu sagen, »sind wir in einem knappen Monat aus dem Schneider. Dann nichts wie abgeliefert - und nach uns die Sintflut!«
    In meinem Büro stapelten sich die positiven Testakten. Der Kolibri schien flügge geworden zu sein; auf jeden Fall machte er uns keine Schwierigkeiten mehr. Immer schwerer fiel es, zu glauben, daß er das Leben von fünf erfahrenen Piloten auf dem Gewissen hatte. Was immer ihnen in der Tiefe des Meeres widerfahren war - die Wahrscheinlichkeit sprach von Tag zu Tag energischer dafür, daß es auf immer ein Geheimnis bleiben würde.
    Was hatte den Bann gebrochen? Ich vermochte es nicht zu sagen. Auf jeden Fall war es wieder eine Lust, zu leben und zu arbeiten. Und auch wenn ich selbst nicht flog, fand sich für mich stets genug zu tun: Auswertung der Protokolle, Computertests, die täglichen Berichte an VEGA-Metropolis, dazwischen Austausch von Erfahrungen, die üblichen Gespräche mit den Piloten. Meist, wenn ich am Abend dann mit Ruth telefonierte, war ich bereits zum Umfallen müde.
    Die lunare Pressekonferenz hatte ihren Niederschlag gefunden. Eine Fülle von Berichten über das Projekt Kolibri war erschienen. Ein einziger brauchbarer war darunter - aus der Feder von Alan van Dorp. In allen anderen war den Schreibern die Phantasie durchgegangen, oder aber es handelte sich um eine böswillige Verdrehung von Tatsachen. Im Venus-Report verkündete dieser Barley: Brandis ist eingestandenermaßen entschlossen, das Testprogramm ohne Rücksicht auf Leben und Gesundheit seiner Piloten fortzusetzen. Aus fünf Unfällen hatte Barley sechs gemacht und angedeutet, daß möglicherweise noch ein paar zusätzliche von uns verschwiegen worden wären.
    Als ich diesen Artikel ausschnitt, um ihn abzuheften, stieß ich auf der Rückseite auf ein übersehenes Gedicht.
    Du fliegst
    Mann und Maschine -
    aber deine Seele eilt dir voraus
    zur Hochzeit mit den Sternen.
    Mehr im Spaß als im Ernst hatte ich Boleslaw Burowski, der die Nummer Eins flog, einen Poeten genannt, ohne mir viel dabei zu denken. Nun mußte ich mich zu meiner Überraschung belehren lassen, daß er in der Tat einer war. Ein paar Zeilen wiesen ihn aus als Träger eines beliebten und begehrten Lyrikerpreises.
    Ich schnitt auch das Gedicht aus. Bei Gelegenheit wollte ich es Ruth zeigen. Auf dem Gebiet der Dichtkunst war sie beschlagener als ich. Als ich Burowski selbst daraufhin ansprach, wurde er fast verlegen.
    »Ach«, sagte er. »Das schreibt man, wenn man da oben Zeit hat, so eben vor sich hin. Das ist nichts Weltenbewegendes.«
    Nun, da sich alles einzurenken schien, war er vom Kolibri begeisterter denn je. Mit leuchtenden Augen lobte er alle seine Vorzüge: ein großer blonder Junge, der Gedichte schrieb und ganz nebenbei noch einem nicht alltäglichen und nicht gefahrlosen Beruf nachging.
    Am Mittwoch, in aller Herrgottsfrühe, sagte sich Commander Harris für den Abend an. Zu diesem Zeitpunkt war nur die Nummer Elf mit Pieter Jordan unterwegs - aber auch sie wurde am frühen Nachmittag zurückerwartet, so daß ich in der Lage war, dem obersten VEGA-Chef mein vollständiges Team zu präsentieren.
    Nach der Inspektion versammelten wir uns alle im Kasino. Das Alkoholverbot hatte ich vorübergehend aufgehoben. Es wurde ein gelungener Abend.
    Zu fortgeschrittener Stunde setzte sich Stafford ans Klavier und begleitete Grischa Romen, der auf seiner alten Geige russische, ungarische und rumänische Zigeunerweisen spielte.
    Über all die Jahre hinweg höre ich ihn noch heute - wie er da, das

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