Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri
Meteoritenschwärme wurden gemeldet. Meine Piloten manövrierten sie aus; es kam zu keinen Kollisionen.
Henri Vidal forderte mich zu einem Wettschießen heraus. Die antike Waffe war mir ungewohnt. Er schlug mich haushoch. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, daß er das Schießeisen immer mit sich herumschleppte.
»Ich sagte Ihnen ja - hier hat ein jeder seinen Tick. Das ist der meine. Solange ich noch imstande bin, den Tod in die Tasche zu stecken, kann mir nichts passieren.«
Der Revolver war sein Talisman. Irgendwann, vor nunmehr rund zwei Jahrhunderten, hatte sich einer seiner Vorfahren damit das Leben genommen. Ein widerwärtiger Talisman - aber nicht ich, sondern Vidal mußte ja damit leben.
Das Team war erstklassig, das zeigte sich jetzt ganz deutlich. Mein forciertes Tempo zahlte sich aus. Die harte Arbeit ließ so etwas wie gedrückte Stimmung gar nicht erst aufkommen. Und wenn doch, dann hatte ein jeder das mit sich allein abzumachen.
Auch Boleslaw Burowski, unser Poet, bekam Besuch, an einem freien Sonntag, von Laura, seiner Verlobten. Er stellte sie uns vor - ein bezauberndes junges Mädchen mit großen, staunenden blauen Augen. Den ganzen Tag über gingen die beiden Hand in Hand, und als sie das aus irgendeinem Grunde gerade einmal nicht taten, bat mich Laura mit schüchterner Stimme um eine Unterredung.
»Wissen Sie, Commander, von Boleslaw erfahre ich kein vernünftiges Wort, was diese Arbeit hier angeht. Dabei möchte ich doch so gern teilnehmen an seinem Leben.«
Eine Minute lang waren wir im Kasino unter vier Augen. Ich bot Laura einen Stuhl an.
»Sie haben Angst um ihn, nicht wahr?«
Sie blickte zu mir hoch, mit verschleierten Augen.
»Ja, Sir. Diese vielen Unfälle - und niemand weiß warum! Ich rede schon die ganze Zeit auf ihn ein, daß er sich versetzen lassen soll, aber er ist da stur wie ein Maulesel. Können Sie nicht einmal mit ihm reden?«
Wunschgemäß redete ich am darauffolgenden Tag mit Bu-rowski. Ich machte ihm einen guten Vorschlag: Versetzung nach Metropolis zum Epsilon -Projekt, aus dem bereits die Hermes hervorgegangen war. Burowski antwortete, er sei mit seiner gegenwärtigen Arbeit ganz zufrieden und ich solle mich gefälligst von Laura nicht einwickeln lassen. Oder ob ich mit ihm etwa unzufrieden sei? Das jedoch war ich nicht, und so achtete ich seine freie Entscheidung - zumal sie, wenn ich mich an seiner Stelle befunden hätte, nicht anders ausgefallen wäre.
Eine halbe Woche später rückte Burowski mit einem Gegenvorschlag heraus. Die Hochzeit war angesetzt - und Laura und er würden sich glücklich schätzen, falls Ruth O’Hara und ich uns bereit fänden, für sie die Trauzeugen zu sein.
Da nichts dagegensprach, willigte ich ein. Burowski war ein angenehmer, sympathischer Junge - noch völlig normal und unverdorben. Von allen meinen Piloten war er mir - neben Romen, dem Zigeuner - der liebste.
Die gleichförmigen Tage schleppten sich weiter. Ich startete mit der Nummer Elf und stellte das Testprogramm auf den Kopf. Vom Start weg tauchte ich ein in den Ozean, ließ mich durchsinken auf Tiefe Zwo-Fünf, um erst im Anschluß daran zum Mond zu fliegen und die Mechaniker von VEGA-Luna in Atem zu halten. Auf dem Rückflug tauchte ich ein zweites Mal
- und wieder ging alles glatt. Kein Wurm, kein Versager.
Jordan wurde von einem unserer Transporter angefahren -nicht schlimm, aber doch ausreichend, um ihn drei Tage lang dienstunfähig zu schreiben. Seine Schulter war blau und geschwollen, aber er spürte keine Schmerzen und beklagte sich über die Langeweile, zu der ich ihn verurteilt hatte.
Grischa Romen nahm seine alte Unart wieder auf und unterhielt sich mit den Controllern vom Tower meist nur via Mundharmonika. Um diese Zeit war ich bereits abgeschliffen genug, um nicht wieder Anstoß daran zu nehmen. Mochte er ruhig den Zigeuner spielen. Im entscheidenden Augenblick würde er schon ganz von selbst die Mundharmonika aus der Hand legen.
11.
An einem Mittwoch war die Reihe zu fliegen wieder an mir. Henri Vidal mit der Nummer Zwei und William Stafford mit der Nummer Drei waren schon am Dienstag aufgestiegen und noch nicht zurück. Grischa Romens Nummer Sieben befand sich auf der Werft zur Inspektion, und Boleslaw Burowski, der die Nummer Eins zu fliegen pflegte, war für einen Nachtstart vorgesehen. Pieter Jordan faulenzte noch einen letzten Tag in seinem Quartier - und ich übernahm seine Nummer Elf.
Im Kasino trank ich noch rasch eine Tasse Kaffee, dann ließ
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