Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri
Whisky, aber ich vermochte keinen Gefallen daran zu finden, und nachdem ich ein paarmal daran genippt hatte, ließ ich ihn stehen.
Mit der Absicht, mich heimfahren zu lassen, trat ich hinaus auf die nächtliche Straße. Ein baumlanger Polizist steuerte auf mich zu.
»Commander Brandis, Sir, nehme ich an. Ich erkannte Ihren Wagen.«
Ich blieb stehen.
»Ja. Was ist passiert?«
»Was passiert ist, Sir?« Der Polizist machte einen aufgebrachten Eindruck. »Ein paar von Ihren Piloten nehmen gerade ein Lokal auseinander. Vielleicht können Sie sie zur Vernunft bringen - bevor wir das auf unsere Weise tun.«
Bis zum betreffenden Lokal waren es nur wenige Schritte. Der Lärm war bis auf die Straße zu hören. Gedämpftes Licht und rauchige Luft empfingen mich. Auf der Treppe blieb ich einen Augenblick lang stehen, um mir ein Bild von der Situation zu machen.
Ich kam gerade noch zur rechten Zeit.
Stafford hing im Griff eines Polizisten. Dieser war groß und kräftig, aber Stafford kämpfte mit der Wildheit eines Löwen. Irgendwie gelang es ihm, sich loszureißen. Er ergriff eine herumstehende Flasche, schlug ihr den Boden ab und stürzte sich auf Grischa Romen.
»Du!« schrie er dabei. »Du bist an allem schuld. Lange genug hast du dich verstellt, aber endlich habe ich dich erkannt. Ich bring’ dich um, du Hund!«
Stafford war entweder schwer betrunken, oder aber es hatte sich etwas zugetragen, wovon ich nichts wußte. Der Polizist eilte hinter ihm her, aber Pieter Jordan war schneller und warf sich schützend vor Romen.
»Stafford, kommen Sie zu sich! Stafford!«
Jordans mahnender Zuruf stieß auf taube Ohren. Stafford stieß mit dem Fuß nach dem ihn verfolgenden Polizisten und holte aus. Der Romen zugedachte Schlag riß Jordan die Wange auf.
»Du also auch?« kreischte Stafford. »Ihr steckt wohl alle unter einer Decke! Aber diesmal legt ihr mich nicht ‘rein, diesmal nicht!«
Dem Polizisten und mir gelang es, Stafford zu überwältigen, bevor er ein zweites Mal zuschlagen konnte. Wir drehten ihm die Arme auf den Rücken, und die Flasche fiel hin. Eine Weile noch tat Stafford alles, um sich loszureißen, aber dann wurden seine Schultern plötzlich schlaff, und er hörte auf, sich zu wehren.
Jener andere Polizist, der mich auf der Straße angesprochen hatte, löste mich ab.
»Wohin mit ihm, Sir?«
»Schaffen Sie ihn ins Camp!« sagte ich. »Was er jetzt braucht, sind ein paar Stunden Schlaf.«
Der Polizist zögerte.
»Sir, der Mann ist gefährlich. Von Rechts wegen sollte man ihn einsperren.«
»Er ist betrunken. Das gibt sich. Tun Sie, worum ich Sie ersuche.«
»Auf Ihre Verantwortung hin, Sir. Ich bin da anderer Meinung.«
Die Polizisten führten Stafford hinaus. Er leistete keinerlei Widerstand. Ich blickte ihm nach. Ausgerechnet Stafford, dieser kühle, reservierte Brite, der im Dienst immer so peinlich korrekt war! Vor dem Gefängnis konnte ich ihn bewahren, aber nicht vor einem Disziplinarverfahren.
Ich wandte mich an Jordan.
»Sie bluten.«
Seine Augen blickten überrascht. »Wo?«
»Im Gesicht.«
Er fuhr sich mit der Hand erst über die eine, dann über die andere Wange.
»Tatsächlich, Sir. Ich hatte es nicht bemerkt.«
»Sie sollten das in Ordnung bringen.«
»Das hat Zeit. Ich möchte Ihnen da was erklären, wegen Staf-ford - etwas, das Sie vielleicht noch nicht wissen. Er ist nicht betrunken.«
Diesmal war die Reihe, überrascht zu sein, an mir.
»So? Und was war dann mit ihm los?«
Im Lokal feierte man den wiederhergestellten Frieden. Die afrikanische Band nahm ihre Instrumente auf und begann zu spielen - einen von diesen derzeitigen Modetänzen, die ich nicht ausstehen konnte.
»Wir kennen das schon«, sagte Pieter Jordan. »Es hängt irgendwie mit seinem schweren Unfall zusammen - dem vor drei Jahren.«
Ich schwieg. Ein schwerer Unfall war in Staffords Personalakte in der Tat verzeichnet.
Jordan sprach weiter: »Damals haben die Chirurgen ihn zusammengeflickt - aus dem, was von ihm noch übrig war, und aus den Resten eines anderem, den sie gerade zur Hand hatten. Perfekte Arbeit. Nur - seitdem hakt es manchmal bei ihm aus. Dann weiß er nicht mehr so recht, wer er ist, dann will er der ganzen Menschheit an die Gurgel. Man muß das nicht so tragisch nehmen. Morgen ist er wieder ganz in Ordnung.« Er verzog das Gesicht. »Ich glaube, ich sollte jetzt doch mal in den Waschraum gehen.«
Jordan ließ mich mit Romen allein. Romen reichte mir ein Glas.
»Trinken Sie, Brandis!
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