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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Rückkehr aus Metropolis war ich körperlich und seelisch entspannt und fast heiter.
    Als es an der Zeit war für den ersten Manövrierversuch, fing ich das Schiff ab und brachte es auf Horizontalkurs. Es war, als operierte ich im freien Raum. Die Nummer Zwei war ein gehorsames Instrument; es war eine Lust, damit zu arbeiten.
    »Kolibri Zwei ruft Kolibri -Tower. Meine Tauchtiefe beträgt tausend Meter, Eins-Null. Alle Anzeigen sind normal. Das Triebwerk war sofort da. Kommen!«
    »Roger, Zwei. Ich warte auf Ihre nächste Meldung.«
    Ein Blick auf den Monitor: kein fremdes Schiff, kein Hindernis; unter mir war nichts als grundloses Wasser. Das Wechselspiel der glühenden Zahlen ging weiter. Ich ließ den Kolibri spiralenförmig ausschwingen; gehorsam fügte er sich allen meinen Befehlen.
    »Die Zwei, Kolibri-Tower. Tiefe Zwo-Null. Triebwerk gestoppt und wieder gezündet. Alle Anzeigen normal. Kommen!«
    »Roger, Zwei. Wir sind auf Empfang.«
    Der Kolibri senkte die Nase, und ich steuerte ihn rasch der zulässigen Maximaltiefe entgegen. Bei meinem ersten Tauch-versuch hatte ich dies langsam und zögernd getan; mittlerweile wußte ich, daß meine damalige Vorsicht unbegründet gewesen war.
    2200
    2300
    2400
    2500 - Horizontalkurs.
    Zwei, drei Minuten lang ließ ich das Schiff parallel zum fernen Meeresboden dahinziehen, dann stellte ich das Triebwerk ab, und das sanfte Rauschen erstarb. Bevor ich mich meldete, warf ich einen Blick auf die Uhr: Ich würde früh genug wieder im Camp sein, um noch einiges, was sich inzwischen angesammelt haben mochte, aufzuarbeiten.
    »Zwei für Kolibri-Tower. Tiefe Zwo-Fünf, keine Beanstandungen. Ich starte und gehe auf Heimatkurs. Kommen!«
    »Roger, Nummer Zwei. Wir erwarten dann Ihren Landeruf. Ende.«
    Ich drückte auf den roten Knopf - und das Triebwerk sprang nicht an. Zuerst empfand ich gar nichts, weder Überraschung noch Furcht, am allerwenigsten Verzweiflung. Es war ein Augenblick gläserner Klarheit, der keinerlei Gefühle duldete. Ich wußte, daß ich am Ende meiner Glückssträhne angelangt war und mich in der gleichen ausweglosen Lage befand wie schon sieben andere erfahrene Piloten vor mir, mit denen es kein Wiedersehen gab, aber noch vermochte mich diese Erkenntnis nicht zu schrecken. Die harte langjährige Schulung zahlte sich aus. Die Gefahr - nun, da sie nicht länger nur ein Produkt meiner Einbildung war - enthielt keinerlei lähmendes Gift. Mit ruhiger Hand versuchte ich ein zweites Mal, das Triebwerk zu starten. Der Knopf ließ sich durchdrücken, weiter geschah nichts.
    »Kolibri-Tower von Nummer Zwei. Kommen!«
    » Kolibri -Tower hört, Nummer Zwei. Kommen!«
    Es war, als spräche der Controller aus unmittelbarer Nähe. Die Verständigung war ausgezeichnet. Ich konnte seinen Atem hören.
    »Tut mir leid, Sie noch einmal bemühen zu müssen, KolibriTower. Ich sitze mit der Zwei auf Tiefe Zwo-Fünf fest. Triebwerksversager. Sie wissen Bescheid. Kommen!«
    Drei, vier, fünf Sekunden vergingen, dann meldete sich erneut der Controller, und ich spürte seine Nervosität.
    »Roger, Nummer Zwei. Wir orten Sie. Alarmplan B läuft an. U-Boot verläßt Warteraum.«
    Der Mann am Kontrollpult war gut, er behielt den Überblick.
    »Wie ist der Zeitplan, Kolibri -Tower!
    Meine Sinkgeschwindigkeit liegt bei fünfundsechzig Metern pro Minute. Kommen!«
    »Zeitplan folgt. Sie können sich auf mich verlassen, Commander. Ich rufe Sie wieder, sobald ich kann.«
    Einmal noch versuchte ich zu starten, dann gab ich es endgültig auf. Das Triebwerk blieb tot. Gelang es uns diesmal, den Fehler aufzuspüren und den Wurm zur Strecke zu bringen?
    Nichts an dieser Situation war mir neu - diesmal jedoch war ich selbst der Betroffene, und damit war alles anders.
    Ich konnte es mir ausrechnen, wieviel Zeit zu leben mir noch blieb. Die Sinkgeschwindigkeit blieb konstant. Nicht einmal volle zehn Minuten mehr, und es würde mich hinabgedrückt haben auf dreitausendeinhundertundfünfzig Meter.
    Zehn Minuten zu leben - zehn Minuten, um zu hoffen und auf die Rettung zu warten, die nicht ausbleiben durfte. Ich konnte beten, über mein Leben nachdenken, einen Brief schreiben oder mich mit Kolibri -Tower unterhalten. Nur eines durfte ich nicht: die Nerven verlieren.
    Meine Lage war mißlich, aber sie konnte gemeistert werden: der Stafford-Fall hatte es bewiesen. Nichts konnte mir gefährlicher werden als jede Form der Aufregung. Noch war es warm und trocken im Schiff; ich konnte es mir leisten, die

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