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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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habe heute allerlei zu tun gehabt. Die VEGA ist wieder einmal ins Kreuzfeuer geraten. Eben habe ich mit Commander Harris gesprochen. Er gibt mir einen freien Tag, so daß ich nach Warschau fliegen kann. Jemand von uns muß sich um Laura kümmern.«
    Ruth O’Hara war eine großartige Frau. Sie wußte stets, was sie zu tun hatte.
    »Wie hat Laura es aufgenommen?«
    »Sie ißt nicht, sie trinkt nicht, sie spricht mit keinem Menschen. Was soll ich ihr ausrichten?«
    »Ich wollte, ich wüßte es, Ruth. Ich habe genug damit zu tun, die Moral im Camp aufrechtzuhalten. Vidal macht mir Sorgen. Er ist tiefer getroffen, als er zugibt.«
    »Und du selbst, Mark?«
    »Ich warte darauf, daß dieser Alptraum ein Ende nimmt. Die neuen Kolibris sind gerade eingetroffen. Vielleicht kommen wir jetzt einen Schritt weiter. Es gibt keinen Fehler, der sich nicht aufspüren läßt. Außerdem: Burowski hat uns das Schiff nahezu komplett an die Oberfläche geschafft, wenn es auch Einzelteile sind. Aber damit läßt sich viel anfangen.«
    Nachdem sich Ruth von mir verabschiedet hatte, ließ ich mich mit der VEGA-Werftleitung in Metropolis verbinden: ein Anruf, den ich mir hätte sparen können. Die Wracktrümmer wurden noch immer untersucht; ein Befund lag noch nicht vor.
    Romen trat ein.
    »Störe ich, Sir?«
    »Nicht doch. Setzen Sie sich!«
    Romen blieb stehen.
    »Es handelt sich um die neuen Piloten, Sir. Ich habe mir erlaubt, sie im Kasino zu versammeln. Es wäre vielleicht angebracht, wenn Sie sich dort einmal blicken ließen.«
    Mir war es klar, was Romen von mir erwartete: für jeden der Neuen einen Händedruck und danach eine kleine Ansprache.
    »Also gut, ich komme vorbei. Sagen wir - in einer halben Stunde.«
    Die neuen Piloten erwarteten einen ausgeruhten, selbstsicheren Projektleiter, den sie sich zum Vorbild nehmen konnten: den Bürgerkriegshelden, den Bezwinger des Uranus. Ich durfte sie nicht enttäuschen. Eine halbe Stunde Ruhe würde mich wieder zu Kräften bringen. Romen verzog das Gesicht.
    »Sir, da ist noch etwas.«
    »Ja?«
    »Vidal und Jordan lassen sich vollaufen.«
    Darauf war ich nicht vorbereitet. Der alte böse Ungeist war wieder über das Camp gekommen. Die Männer reagierten sich ab. Bei Vidal war das vorauszusehen gewesen - wenn auch nicht so offenkundig, unter Mißachtung aller meiner Anordnungen.
    »Jordan auch?«
    »Auf jeden Fall hält er fleißig mit.«
    »Woher haben die beiden das Zeug?«
    »Keine Ahnung, Sir.«
    Ich griff bereits nach meiner Mütze.
    »Kommen Sie, Romen!«
    Romen ging neben mir her.
    »Sir«, sagte er, »verstehen Sie mich recht. Ich möchte keinen in Schwierigkeiten bringen. Auch ich habe ein Gläschen getrunken. Das alles ist nur… ach, Sie wissen’s ja selbst!«
    Es stimmte; ich wußte es. Der Bogen war überspannt. Burow-skis Tod hatte den Männern den Rest gegeben. Sinnlos, sie dafür zu strafen. Aber man durfte sie auch nicht sich selbst überlassen - vor allem nicht im Hinblick auf die neuen Piloten. Vidal und Jordan mußten aus dem Verkehr gezogen werden, bevor ihr schlechtes Beispiel ansteckend wirken konnte. Einen Tag lang mochten sie sich ausnüchtern - danach würde ich sie an den Start schicken.
    Ich beeilte mich. Jeder Schritt, den ich tat, verstärkte meine Kopfschmerzen. Zugleich erinnerte er mich daran, daß ich keinerlei Berechtigung hatte, mich über diese beiden Trunkenbolde erhaben zu fühlen. Was ich hinter mir hatte, konnte ihnen schon beim nächsten Flug bevorstehen.
    Romen riß die Tür zum Kasino auf, und ich trat ein.
    Als erstes sah ich die neuen Piloten. In ihren sauberen, frischen Monturen standen sie in einer Gruppe beieinander und schienen nicht zu wissen, was sie von der Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, zu halten hatten.
    Vidal und Jordan saßen an einem der Tische. Vor ihnen standen Flaschen und Gläser; dazwischen, in einer großen, schimmernden Lache, lag Vidals vorsintflutlicher Revolver. Bei meinem Eintreten zerrte Vidal, als ob es ihm zu heiß würde, gerade an seinem roten Halstuch, wobei er keine Sekunde lang aufhörte, das große Wort zu führen. Seinen glasigen Augen war es anzusehen, daß er ein gefährliches Stadium der Trunkenheit erreicht hatte. Jordan hatte sich die Mütze ins Genick geschoben und hörte gleichmütig zu.
    Einen Augenblick lang ließ ich mir Zeit, um mich auf die Situation einzustellen.
    »… und ich sage«, schrie Vidal, »das Ganze ist eine Frage des Glücks. Der eine hat’s, der andere hat’s nicht. Das ist

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