Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Kenntnis zu setzen! Lesen Sie laut und deutlich!«
    Seebeck starrte auf das Papier; seine Hand zitterte. Seine Augen nahmen die Meldung auf, noch bevor seine Lippen sie zu Worten formten. Vor ein paar Tagen wäre dies für ihn ein Augenblick des Triumphes gewesen – aber inzwischen war zuviel geschehen. Ein Schiff war vernichtet worden – vernichtet, wie man eine Laus vernichtet. Und wieder wurde vernichtet – diesmal der Stolz, die Überzeugung und die Karriere eines Offiziers. Seebeck verlas den Lichtspruch; er lautete:
     
    STRATEGISCHE RAUMFLOTTE – HAUPTQUARTIER – AN SK INVICTUS STOP NAJADE-UNFALL WEITGEHEND GEKLÄRT STOP VERMUTEN INTERNE EXPLOSION ALS FOLGE EINES MATERIALFEHLERS STOP ALLE WEISUNGEN HINSICHTLICH DES VOR-SCHIFFS AUFGEHOBEN STOP GENERAL KARPINSKI
     
    Seebeck sah auf.
    Major Degenhardt war totenblaß. Unnötig geopferte Menschen. Dachte er daran? Dieser Lichtspruch war sein Urteil. Er wußte es. Er hatte versäumt, ihn zur Kenntnis zu nehmen, und damit war er am Ende seiner Laufbahn angelangt. Es gab keine Entschuldigung.
    Commander Brandis brach das Schweigen.
    »Es ist nicht meine Absicht, einem Verfahren vorzugreifen, Major. Vielleicht kommen Sie mit einem blauen Auge davon. Man wird Ihnen zugute halten, daß Sie in vermeintlicher Pflichterfüllung gehandelt haben. Da dies jedoch immer noch mein Schiff ist, kann ich nicht umhin, Sie bis zur Rückkehr nach Metropolis von Ihrem Dienst zu suspendieren.«
    Major Degenhardt machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus.
    Seebeck atmete auf.
    Captain Tuomi kontrollierte die Anzeigen.
    »Sir, der Kurs auf die Unfallstelle liegt jetzt an.«
    Commander Brandis lehnte sich zurück.
    »Danke, Captain.«
    Er schloß die Augen, und das Kinn sank ihm auf die Brust. Seebeck glaubte zu ahnen, wie er sich fühlte: nur noch Haut, Knochen und Willen. Und der Wille begann zu erlahmen.

15.
    Alles wiederholte sich. Auf der Suche nach einer Stecknadel im Nichts schrieb der Schwere Kreuzer Invictus eine spurlose Spirale nach der anderen in den Raum, und nur die unbeirrbaren Borduhren ließen wissen, daß die Zeit verrann.
    Mochte auch auf den Karten ein schraffiertes Feld neben dem anderen entstehen – jedes von ihnen ein stummes Signal der Vergeblichkeit –, der Raum zeigte keine Veränderung, und das Gefühl, in etwas Nichtvorhandenem nach etwas Nichtvorhandenem zu suchen, wurde mit jedem neuerlichen Anspringen der Triebwerke stärker. Man flog unter Sternen, doch wenn man zu ihnen hinausblickte, waren sie so fern und unnahbar wie eh und je: kalte, gleichgültige Perlen auf dem schwarzen Samt der Ewigkeit.
    Veränderungen gab es allenfalls im Schiff selbst. Major Degenhardt hatte sich in seine Kammer zurückgezogen und darin eingeschlossen; er verließ sie nicht einmal zu den Mahlzeiten und ließ sich mit dem Erforderlichen von Lieutenant Jackson versorgen. Einmal ließ er sich den Rekorder und einen Satz Tonspulen bringen – möglicherweise, um seine Rechtfertigung zu formulieren, dieses unbarmherzige Credo der Pflicht.
    Lieutenant Stroganow war wieder dazu übergegangen, als zweiter Mann im RC Dienst zu tun. Wie schon einmal erfolgte der Wachwechsel alle zwei Stunden. Das Überwachen der Geräte war körperliche Schwerstarbeit; es strengte die Augen an und pumpte bleierne Müdigkeit ins Blut. Zwei Stunden waren das Äußerste, was man davor ohne Aufputschmittel aushalten konnte, bevor die Aufmerksamkeit nachließ. Danach mußte man nicht unbedingt ruhen; es genügte meist schon ein Gang durch das Schiff, ein Gespräch, eine Tasse Kaffee im Verein mit einer Zigarette, um die überreizten Nerven mit frischer Energie zu versorgen.
    Anders geworden war auch die Atmosphäre an Bord; die Gesichter und Umgangsformen verloren mehr und mehr an angeübter Steifheit; selbst die Lautsprecher hörten sich auf einmal ziviler an. Seebeck schrieb das dem Umstand zu, daß das Helfenwollen ein tief im Menschen verwurzelter Instinkt ist, und je öfter er darüber nachdachte, desto mehr festigte sich diese seine Überzeugung.
    Der Mensch, dachte er, ist in Wirklichkeit besser, als er glaubt. Und Seebeck fühlte sich zurückversetzt in alte Zeiten – an Bord eines Seglers, der den Ozean absucht nach einem vermißten Boot, und alle Matrosen, diese harten Gesellen, die sonst so rasch sind mit den Fäusten, gehen klaglos Wache um Wache, weil irgendwo auf den Wellen ihr vermißter unbekannter Bruder schwimmt.
    Seebeck selbst war ein anderer geworden. Vor allem in den letzten

Weitere Kostenlose Bücher