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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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diesem Augenblick auch empfand und durchmachte – an Bestürzung, an zerstörtem Stolz –, er behielt es für sich und beherrschte sich. Commander Brandis öffnete die Augen.
    »Bei allem Respekt, Major, ich habe mir erlaubt, Ihren Befehl zu revidieren. Die Invictus hat Kurs genommen auf die Unfallstelle. Es ist nicht auszuschließen, daß es dort Überlebende gibt. Sie, falls es sie gibt, zu bergen – das ist leider das einzige, was uns in dieser verfahrenen Situation zu tun bleibt.«
    Major Degenhardt hatte sich gefaßt.
    »Commander«, sagte er, »ich möchte eins klarstellen. Als Sie ausfielen, habe ich das ungeteilte Kommando über dieses Schiff übernommen – und in dieser Eigenschaft als Kommandant habe ich, jeder meiner Leute wird Ihnen das bestätigen, nichts anderes getan als meine Pflicht.«
    Aus Major Degenhardts Mund waren das keine leeren Worte. Die Sirius-Patrouille war eine heikle Aufgabe – Kontrollflug, Aufklärung, Polizeiarbeit, alles in einem –, und er hatte die Aufgabe in dem Sinn und Geist gelöst, in dem er geschult worden war.
    Commander Brandis hatte Major Degenhardt ausreden lassen. Nun hob er ein wenig die Hand.
    »Major, ich sprach von einer verfahrenen Situation. Sie haben ohne Grund ein VOR-Schiff angegriffen und zerstört. Im Krieg hätte man Ihnen dafür einen Orden verpaßt. Aber wir sind nicht im Krieg. Es ist Ihnen doch klar, daß Sie Ihre Befugnisse erheblich überschritten haben.«
    Major Degenhardt war anderer Ansicht. Seebeck erinnerte sich an das Gespräch, das der Kommandant vor langer Zeit ihm geradezu aufgezwungen hatte. Sein Credo: Im Dienst an der EAAU war alles erlaubt.
    »Meine Befugnisse, Commander, gehen dahin, im Raum für Ordnung zu sorgen – ganz gleich, was auf der Erde geredet und verhandelt wird. Der Weltraum ist kein Konferenzsaal. Hier diskutiert man nicht, hier schafft man vollendete Tatsachen. Wo – frage ich Sie – kämen wir hin, wenn wir tatenlos zusähen, wie jeder beliebige Gangster unsere Versorgungsschiffe abschießen kann? Jemand mußte hart durchgreifen – und zufällig bin ich es, der diese Patrouille fliegt. Nun, ich habe hart durchgegriffen – in Verteidigung der Ordnung und der EAAU. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.«
    Seebeck hatte das Gefühl, Zeuge einer Verhandlung zu sein. Anschuldigungen wurden erhoben, Motive erörtert. Die Anklage, dünkte ihn, stand auf schwachen Beinen – und nicht nur das; sie wurde zudem vorgetragen von einem Mann, der sich vor Schwäche kaum auf seinem Sitz zu halten vermochte. Jedes Wort, jede Bewegung des Commanders machten das deutlich.
    Commander Brandis öffnete plötzlich die Faust. Auf seiner Handfläche lag der verschmorte Überrest aus der Najade RT 208.
    »Das, Major, brachte ich von der Najade mit. Sehen Sie es sich genau an. Nur zu! Nehmen Sie es in die Hand. Betrachten Sie es unter der Lupe. Keine Sprenkelung. Sie sind waffentechnisch erfahren genug, um zu wissen, was das heißt.«
    Major Degenhardt schwieg.
    »Ich wollte es Ihnen sagen, Major, aber ich kam nicht dazu. Aber das wird Sie schwerlich entlasten. Ihre Nachlässigkeit bestand darin, das Wrack der Najade nicht untersucht zu haben. Sie dachten nur an Verfolgung und verließen sich auf Ihren Augenschein.«
    Major Degenhardt hatte alle Farbe verloren, aber noch war er nicht bereit, sich geschlagen zu geben.
    »Keine Sprenkelung – das ist kein Beweis. Ich bin überzeugt, daß eine chemische Analyse – in einem unserer Labors in Metropolis …«
    Zum ersten Mal fiel Commander Brandis ihm mit allen Anzeichen der Ungeduld ins Wort.
    »Das ist kein Beweis? Vielleicht. Aber das hier, Major, hätte Ihnen die Augen öffnen müssen.«
    Commander Brandis nahm den Lichtspruch vom Pult und reichte ihn Seebeck.
    »Ein Lichtspruch von General Karpinski, der vergeblich versucht hat, mit Ihnen über Funk zu sprechen. Was dachten Sie sich eigentlich, als Sie Funkstille befahlen? Was dachten Sie sich, als Sie dem Lichtspruch die Bestätigung verweigerten? Nun, Lieutenant Demnitz erschien damit auf der Brücke. Noch vor dem Angriff befand sich das Original dieses Spruchs in Ihrer Hand. Das ist eindeutig erwiesen.«
    Der Major schwieg.
    »Haben Sie ihn gelesen?«
    Major Degenhardts Lippen waren weiß.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er platzte mitten hinein in den Angriff. Ich hatte alle Hände voll zu tun.«
    Commander Brandis bedachte Seebeck mit einem knappen Nicken.
    »Haben Sie die Güte, Mr. Seebeck, den Major vom Inhalt des Lichtspruchs in

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