Weltraumpartisanen 19: Astropolis
Saal anwesend ist, bitte ich ihn jetzt zu mir auf die Bühne.«
In einer der hinteren Sitzreihen entstand eine leichte Unruhe.
Einen Atemzug lang war ich verblüfft. Statt eines alten, ehrwürdigen Priesters, auf den ich mich innerlich vorbereitet hatte, gewahrte ich einen noch jungen Mann von sportlicher Erscheinung, der die schwarze Soutane wie einen eleganten Anzug trug.
Harris machte eine auffordernde Handbewegung. »Bitte, Pater – Sie haben das Wort!«
Ich blickte in ein ruhiges, ernstes, beherrschtes Gesicht, zu dem man Vertrauen haben konnte. In den Augenwinkeln zeigte sich ein Lächeln.
»Von meiner Berufung auf Astropolis habe ich erst vor wenigen Stunden erfahren, so daß ich Ihnen, meine Damen und Herren, über mein zukünftiges Wirken im Augenblick kaum mehr sagen kann als dies: Wenn ein Priester dem Himmel so nah ist, wie ich dort sein werde, dann muß er bei allem, was er sagt und tut, mächtig aufpassen – wenn Sie wissen, was ich meine.«
Es war der beste Witz des Tages. Sogar Sen Sung Yang, der VOR-Botschafter, dem man aus früheren Jahren eine führende Rolle bei der Christenverfolgung in den asiatischen Ländern nachsagte, zeigte ein lachendes Gesicht.
Jeanne Richelieu hakte ein.
»Erzählen Sie uns etwas über Ihre zukünftige Gemeinde, Pater!«
Das Lächeln in Pater Georgius’ Augenwinkeln wurde breiter.
»Nun«, erwiderte er, »es sind, wie Sie ja selbst wissen, in der Regel junge und gesunde Leute – Weiße, Schwarze und Indianer –, und so werde ich wohl zunächst bei Trauungen und Kindstaufen stark beschäftigt sein.«
Unter dem Beifall der Presseleute trat Pater Georgius in den Hintergrund, und Harris ergriff noch einmal das Wort.
»Natürlich tauchte auch die Frage auf, meine Damen und Herren: Wem vertrauen wir ein so kostspieliges Objekt wie Astropolis zum Zwecke des Verholens an? Nun, ich darf Ihnen den Kommandanten des Planetenschiffes vorstellen. Es ist unser bewährter Commander Mark Brandis. Sollten Sie also weitergehende Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an ihn.«
Bevor ich aufstand, sandte ich Harris einen wütenden Blick zu. Mich einfach und unvorbereitet ins Rampenlicht zu stellen! Er machte ein steinernes Gesicht. Der alte, listige Raumfuchs genoß seine Sternstunde.
Die Fragen setzten ein wie ein Wirbelsturm.
»Was hat Sie bewogen, Commander, diesen Auftrag anzunehmen?«
Die Antwort fiel mir leicht.
»Von einem Auftrag wie diesem träumt jeder Commander – wenn er es satt hat, immer wieder die gleiche Milchstraße abzufliegen.«
»Heißt das, Sie haben beschlossen, uns für immer zu verlassen? Nehmen Sie Ihre Frau mit?«
In dieser Frage schwang die ganze Enttäuschung eines jungen Verehrers mit, dem ich nach meiner Rückkehr von der unseligen Sirius-Patrouille ein Interview gegeben hatte.
Ich mußte lachen.
»Zu Punkt zwei! Meine Frau bleibt im Lande – nach dem Motto: Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps. Zu Punkt eins! Mein Auftrag endet, sobald ich Astropolis auf die vorbestimmte Position gebracht habe.«
Im Hintergrund wisperte Miss Greenwood Harris etwas ins Ohr. Harris verzog angewidert das Gesicht. Er streifte die Beamten der III. Abteilung mit einem nachdenklichen Blick. Der Jungreporter blieb hartnäckig.
»Und wie, Commander, kommen Sie zurück? Wird man Sie abholen – oder wie soll das über die Bühne gehen?«
Ich fand einen Zeigestock und deutete damit auf das frisch eingeblendete Dia.
»Wie Sie sehen, hat Astropolis – bleiben wir bei dieser Bezeichnung – unter Verzicht auf die technische Einordnung als PL 01 – nahezu Kugelgestalt. Hier jedoch – das wäre gewissermaßen der Schlüssel – erkennen Sie eine Unebenheit. Das ist der plombierte Schacht, in dem sich der Raumkutter verbirgt, der mich, meinen Navigator und meinen Bordfunker – sollten diese es nicht vorziehen zu bleiben – auf die Erde zurücktragen wird. Zur gegebenen Zeit wird der Schacht mittels einer Sprengung geöffnet.«
Walter Hausmann, der Fachredakteur des Raummagazins Kosmos, hob die Hand.
»Wann wird das sein?«
»Wir rechnen mit neunundvierzig Reisetagen – und dann wird es wohl noch nötig sein, das Verhalten von Astropolis auf der solaren Umlaufbahn etwa sechs bis acht Tage lang zu beobachten. Wenn wir auch die Dauer der Rückreise in Betracht ziehen, dann kann man davon ausgehen, daß ich in einem Vierteljahr wieder hier bin.«
Eine Reporterin des Metropolis-Kurier schoß die nächste Frage ab.
»Wie setzt sich in diesem besonderen
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