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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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Arm um Vicky gelegt. Sein Blick war auf Primel gerichtet, die vor ihm lag und ihn anbetete, ihren Kopf auf seinen Fuß gebettet.
    «Cause there’s a side to you that I never knew, never knew. All the things you’d say, they where never true, never true. And the games you’d play, you would always win, always win.«Als Maiken diesen Refrain sang, hob Tom den Blick und sah mich mit dunklen Augen an. Ich versank darin wie in schwarzem Lavatreibsand. Mein Herzschlag setzte aus. Nur mit Mühe riss ich mich los und starrte wieder ins Feuer.
    »Jetzt nimm endlich mal die Zunge aus meinem Ohr«, zischte ich nach hinten zu Jakob und rückte ein Stück von ihm ab. Er gehorchte, doch dafür spürte ich schon wieder seine Finger an meinem Bauch. Da packte ich seine Hand, zog sie unter meinem Top hervor und biss mit Nachdruck in seinen Zeigefinger. Krasse Methode, aber jetzt ließ er mich endlich in Ruhe.
    Florian hatte die kleine Auseinandersetzung bemerkt, zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an. Ich lächelte, um ihm zu zeigen: alles in Ordnung. Nicht, dass der auch noch anfing, hier den Beschützer zu spielen.
    Tom hatte uns ebenfalls beobachtet, doch sein Gesicht blieb regungslos.
    Als Jakob sich aber aufrichtete und an seinem Hemdkragen herumfingerte, machte Tom plötzlich die Augen schmal. Er starrte zu uns herüber, als wolle er etwas ganz genau sehen. Ich drehte mich zu Jakob um.
    Nein! Das war ja wohl nicht wahr, oder? Ich hatte vergessen, meine Kette wieder von ihm zurückzufordern, nachdem ich das Feuer angezündet hatte. Jetzt trug er mein Lederband um den Hals und seine Finger spielten demonstrativ mit dem grünen Jadeanhänger, den Tom mir zum Geburtstag geschenkt hatte.
    Inzwischen hatte Tom auch erkannt, was Jakob da um den Hals trug. Er nahm behutsam Primels Kopf in beide Hände, legte ihn auf seinen Pulli am Boden, zog den Fuß leise zurück underhob sich. Ohne ein Wort zu sagen, verschwand er im Wald. Vicky sprang auf und folgte ihm. Jakob lachte leise.
    »Gib das sofort her!«, zischte ich. Jakob gehorchte, streifte sich die Kette über den Kopf und legte mir das Band um den Hals. Es war ein beruhigendes Gefühl, den kühlen Stein auf der Haut zu fühlen. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, Tom nachgelaufen und hätte ihm die Sache mit dem Anhänger erklärt, aber das ging nicht, Vicky war ja bei ihm.
    Maiken hatte den Song beendet und schlug jetzt ein paar Akkorde an, die ich gut kannte.
    Aua! Celine Dion. My heart will go on . Leonardo di Caprio und Kate Winslet vorne am Bug der Titanic. Das war heftig. Jetzt bloß nicht weinen.
    Ich versuchte mich mit der Frage abzulenken, wen Maiken da wohl mit ihrem Gesang umwarb, aber die ließ sich nichts anmerken. Sie sah in die Flammen und konzentrierte sich ganz auf den Text. Bis zum Refrain. Da lächelte sie und ließ die Augen über ihr Publikum wandern. Doch plötzlich – bäng, pling, boing – griff Maiken daneben. Ihre Augen wurden ganz rund vor Schreck. Ich folgte ihrem Blick und sah – Florian und Dana. Sie küssten sich.
    Uff.
    Maiken zupfte noch ein paar einzelne Töne, die nicht zur Melodie passten, legte die Gitarre auf den Waldboden, stand auf und stolperte aus dem Lichtkreis des Feuers. In ihren Augen glitzerte es verdächtig. Dann war sie in der Dunkelheit verschwunden.
    Oha. Plötzlich fielen mir all die winzigen Mosaiksteinchen ein, die zusammen ein eindeutiges Bild ergaben. Maiken im Klassenzimmer, als Florian sie vor Vickys Zickenterror in Schutz nahm. Maiken auf der Party, die die Musik lauter drehte, als Flocke mit Dana tanzte. Maiken, die angeblich nicht bemerkt hatte, dass Wodka in ihrem Holunderblütensirup war. Die sich von Flocke nach Hause bringen ließ und dabei vermutlich mehr Alkoholvernebelung vorgetäuscht hatte, als es der Realität entsprach. Maiken, die Balzregeln lernen wollte und ihr Outfit geändert hatte. Maiken, die gesungen hatte wie ein Engel und deren Herz eben für alle deutlich sichtbar in tausend Stücke zerbrochen war. Maiken war bis über beide Ohren in Flocke verliebt und ich auf meinem Egotrip hatte nichts davon bemerkt!
    Ich war so erschrocken, dass ich erst gar nicht merkte, dass Jakobs Finger schon wieder unter mein Top gekrabbelt waren und sich jetzt langsam nach oben arbeiteten.
    Der würde doch nicht?
    Oh doch, er würde. Schwupp, plötzlich war mein BH offen. »Lilia, du bist so süß«, hauchte er. Ich sah auf und bemerkte, dass alle rund ums Feuer uns beobachteten. Alle außer Dana und

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