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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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seine Hand nicht, sondern sprang mit einem Satz ans nasse Ufer.
    »Trick.«
    Etwas verwirrt wartete ich darauf, dass er weitersprach.
    »Ich heiße Trick. Im alten Camp gab’s viele Patricks. Wo man hinsah, wimmelte es von Irischstämmigen.«
    Wir kletterten die Uferböschung hinauf, stiegen über Winden und Farne und die verwitterten Wurzeln einer alten Eiche bis zu dem Gelände, das an das Ashbourne-Anwesen grenzte, das teils Farmland, teils Naturschutzgebiet war. Eine Doppelreihe Stacheldrahtzaun umgab ein riesiges Maisfeld, das sich meilenweit erstreckte.
    Trick hielt die obere Reihe Draht hoch, damit ich leichter hindurchklettern konnte.
    »Warte mal«, sagte er. »Deine Haare haben sich verfangen.«
    Ich achtete nicht auf ihn, sondern zog den Kopf weg. Eine braune Haarlocke blieb in den Metallhaken hängen.
    »Himmel«, sagte er. »Hat das nicht wehgetan?«
    Ich schüttelte den Kopf und blinzelte die Tränen weg, als er nicht hinsah. Ich hielt den Draht für ihn hoch und er kroch unter meiner Hand durch. Aus der Nähe entdeckte ich einen Anflug von Sommersprossen auf seiner Nase, die ebenso braun gebrannt war wie sein ganzer Körper. Seine Wimpern waren länger als die eines Mädchens; wenn er blinzelte, blitzten die Spitzen weißblond auf.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte ich, aber er war schon dabei, den Berg hinauf durch das Feld zu laufen.
    Die langen, dünnen Stängel der blühenden Maispflanzen wehten über unseren Köpfen und die dicken grünen Blätter klatschten mir ins Gesicht. Wir waren völlig vom Maisfeld eingeschlossen, und ich fragte mich, was er mir wohl zeigen wollte. Vielleicht ein Nest, etwas Beeindruckendes wie einen Turmfalken oder einen Bussard. Oder einen Wurf Wildkatzen. Aber es war nichts dergleichen. Im Grunde war es eigentlich rein gar nichts. Und deshalb war es auch so wundervoll.
    Auf der Hügelkuppe, neben einer einsamen Eiche, hatte Trick eine freie Fläche in das Getreide geschlagen. Schmale Gänge führten von beiden Seiten aus weg: Einer erstreckte sich bis zum Bach und zu der Koppel, von der wir gekommen waren, und auf dem anderen gelangte man nach etwa einer Meile zum Markeaton-Park und zum Friedhof und von dort zum Töpferladen. Der Mais stand so hoch, dass man sich in den Gängen wie in einem Korridor vorkam.
    Er ließ sich auf den Boden fallen und grinste mich an.
    Ich grinste zurück und suchte mir ein Fleckchen zum Hinsetzen. Die niedergetretenen Stängel gaben ein buckliges, aber bequemes Lager ab. Ein paar reife Maiskolben lagen in einer Ecke aufgeschichtet. Ich spürte die scharfen Blätter durch mein T-Shirt hindurch und meine Haut juckte, aber es machte mir nichts aus. Ich schloss die Augen bis auf einen Spalt, sodass das Sonnenlicht durch meine Wimpern funkelte.
    Der Himmel war blau und unendlich weit.
    Irgendwo über uns trillerte eine Lerche und von dem Mais stieg ein süßlicher, trockener Duft auf. Wohin man auch sah, überall krochen fette kleine Spinnentiere in die tiefen Bodenritzen oder kamen daraus hervor. Es war, als sähe man Kindern beim Versteckspielen zu. Ich fragte Trick, wie alt er war, und er ließ mich raten.
    Die Sonne hatte sein dichtes Haar an den Spitzen ausgebleicht. Er trug es lang und er musste es immer wieder vor den Augen wegstreichen, die seltsam waren, denn das Schwarz seiner rechten Pupille floß an einer Stelle in die Iris über. Das gab ihm einen merkwürdig fragenden Blick, so als dächte er über etwas sehr Persönliches nach, von dem er nicht wusste, ob er es ausplaudern sollte oder nicht.
    »Vierzehn«, riet ich.
    »Ab September fünfzehn«, korrigierte er mich.
    »Also vierzehn«, wiederholte ich stur.
    »Und du …« Er zog das letzte Wort in die Länge und musterte mich. Ich rechnete damit, dass er etwas von den Bohnenflecken sagen würde oder dass ich viel zu große Damenshorts trug oder dass meine Haare auf der einen Seite abstanden, weil ich nachts immer drauf lag, aber er blickte mir nur ins Gesicht, von den Augen über die Nase bis zum Mund und wieder zurück. »Dreizehn«, sagte er dann, »ganz ohne jeden Zweifel.« Er lehnte sich zurück und legte den Kopf auf seine verschränkten Handflächen.
    Im kommenden Monat würde ich vierzehn sein, aber es wäre kindisch gewesen, ihn jetzt darauf hinzuweisen. Wenigstens hatte er mich nicht für zwölf gehalten. Matty hielten alle für älter. Einmal auf dem Sportplatz hatte ein Junge sie auf sechzehn geschätzt, aber der wollte sie wahrscheinlich nur küssen. Ich war zu

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