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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Erle, hinter der ich mich versteckte. Ihr Stamm war gerade und mit Moos bewachsen und überall lagen Zapfen wie kleine ohnmächtige Haselmäuse. Es war mir egal, ob der Junge schon gegangen war. Der Boden war weich, ich würde hier bleiben und stattdessen die anderen beobachten. Ich legte mich in das hohe Gras und spähte hinter dem Baumstamm hervor.
    »Keine Bewegung«, sagte jemand dicht hinter mir.
    Ich spürte etwas Kaltes, Flaches, Schweres auf meinem Rücken.
    »Lass das«, zischte ich und wollte mich wegrollen.
    Der Fuß wurde von meinem Rücken weggezogen, und ich drehte mich um, um zu sehen, wem er gehörte.
    Vor mir stand der Junge.
    Ich rappelte mich auf und wischte dürre Grashalme und ein paar Ameisen von meiner Kleidung ab. Der Junge war fast einen halben Kopf größer als ich und bei näherer Betrachtung war er wohl doch nicht ganz so alt wie mein Bruder. Er hatte seine ausgeblichenen Jeans bis zu den Knien hochgerollt und trug Flipflops und nicht Turnschuhe wie die meisten Jungs in unserer Schule. Er zerrte mich am Arm Richtung Farm.
    »Was machst du da? Lass mich los!«
    »Will nicht, dass mein Dad uns sieht.« Seine Stimme war sanft und ein wenig heiser, und er sprach viel schneller, als ich es mir vorgestellt hatte. Er hatte einen irischen Akzent, aber einen, den ich noch nie gehört hatte. Ich sog die Luft ein, aber ich roch keine Katzenpisse, nur verbranntes Holz.
    »Nicht dorthin«, sagte ich. »Mein Vater bringt mich sonst um.«
    Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und er machte es mir nach. Um uns herum wiegte sich der Wiesenkerbel im Wind.
    »Darfst dich wohl nicht mit Leuten wie uns abgeben …«
    Ich lachte so verächtlich, wie Sam es neuerdings immer tat. »Du bist derjenige, der sich versteckt.«
    »Klar, wir wissen ja, was dein Pa von uns hält …«
    Beschämt ließ ich mich auf den Rücken fallen. Das hatte rein gar nichts mit mir zu tun.
    Plötzlich war Maud da. Dass sie gerade noch darauf aus gewesen war, zu töten und zu morden, war ihr nicht mehr anzumerken. Sie schnurrte sanft und gab Köpfchen, zuerst mir, dann ihm. Kein bisschen Loyalität. Er kraulte sie, vergrub seine Finger hinter ihren Ohren und sie schloss zufrieden die Augen.
    »Und?«, fragte er. »Was hattest du vor?«
    Ich beobachtete Maud, die laut schnurrte, und überlegte, wie viel ich ihm sagen sollte.
    »Hat dein Dad dich geschickt?«
    Seine Frage brachte mich zum Lachen. »Ich wollte dir folgen«, gab ich zu. »Ich wollte wissen, wohin du gehst.«
    »Woher weißt du, dass ich überhaupt irgendwohin gehe?«, fragte er und wirkte ein bisschen beeindruckt. Ich bemühte mich um ein ausdrucksloses Gesicht und beschloss, mein Geheimnis für mich zu behalten. Doch dann fing er an zu lachen und erzählte, dass er mir auch nachspioniert hatte.
    Verblüfft von seiner Offenherzigkeit fragte ich ihn geradeheraus: »Und? Wohin gehst du?«
    »Ich zeige es dir, wenn du willst«, antwortete er, woraufhin ich ihn betont gleichgültig ansah, obwohl die Schmetterlinge in meinem Bauch Fangen spielten.
    Damit unsere Väter uns nicht auf die Schliche kamen, robbten wir wie Soldaten den Graben entlang, weg von Silverweed, vorbei an den Wohnwagen, dorthin, wo die Felder der Schweinefarm an den Bach stießen. Das Dornengestrüpp und die Nesseln wurden immer dichter, das Gras ging in Schlamm und Kieselsteine über und wir mussten nicht länger vorsichtig sein.
    »Die hab ich noch gar nicht bemerkt«, sagte der Junge und hüpfte über die Trittsteine am Feldrand. »Ich hab mir immer nasse Füße geholt.«
    Ich gab keine Antwort. Ich musste daran denken, wie Mum im März hier am Ufer gestanden hatte. Es war der erste warme Tag des Jahres gewesen und wir hatten ihr stolz unsere Trittsteine gezeigt. Als sie darüberstieg, blieb sie mit dem Schuh hängen und plumpste in den Bach. Sam lachte, woraufhin sie ihn zu sich ins Wasser zog. Ich war ebenfalls hineingesprungen, weil ich nicht als Einzige allein am Ufer stehen wollte, und dann saßen wir im eiskalten Bach und sahen den Ruderbootwanzen zu, wie sie über das Wasser liefen, und versuchten, den dicken Fisch zu fangen, der sich, wie wir wussten, unter den Steinen versteckte.
    Der Junge balancierte auf den Trittsteinen der gegenüberliegenden Seite und streckte mir die Hand hin, er stand genau an derselben Stelle, an der auch sie gestanden hatte, um sich lächelnd das Wasser aus ihren dunkelblonden Haaren zu wringen.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte er.
    »Iris.«
    Ich nahm

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