Wen liebst du wirklich?
ihren eigenen Sohn einstehen!"
"Lass sie in Ruhe!" tobte Sue.
"Unmöglich. Sie muss gehen! Ich habe nicht die Absicht, das Haus mit einem Untermieter zu teilen", sagte Cassian schroff.
Laura wandte sich ab. Ihr Blick fiel auf das Foto, das sie von ihrem Sohn an seinem neunten Geburtstag gemacht hatte. Adam strahlte überglücklich. Sie hatten den Tag zusammen in Skipton verbracht, das Schloss erkundet, am Flussufer ein Picknick gemacht, und als besonderes Geschenk hatte sie Adam zu Tee und Kuchen in ein kleines Café eingeladen.
Obwohl es in ihrer Situation nicht leicht gewesen war, ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen, hatte Laura sich von Anfang an auf das Baby gefreut. Und nach seiner Geburt hatte Adam eine überwältigende Liebe in ihr geweckt. Das unbeschreibliche Gefühl, ihr Baby in den Armen zu halten, war mehr als eine Entschädigung für die harten Strafen gewesen, die Tante Enid ihr für ihr "liederliches Verhalten" aufgebürdet hatte.
Laura richtete sich entschlossen auf. Sie würde Adam nicht im Stich lassen. Er war sehr sensibel und verletzlich, deshalb durfte sie nicht zulassen, dass Cassian sie beide entwurzelte. Bildete er sich wirklich ein, dass sie sich ohne Aufmucken so mir nichts, dir nichts auf die Straße setzen lassen würden? "Du irrst dich gewaltig in mir!" sagte sie rasch, bevor sie es sich anders überlegen konnte. "Ich werde um mein Heim kämpfen – mit Klauen und Zähnen!"
"Die Löwin verteidigt ihr Junges", meinte er spöttisch.
Ihre blauen Augen blitzten auf. "Ich tue es für meinen Sohn!" verbesserte sie ihn, empört über seinen herablassenden Ton. "Sue, mach dich ruhig auf den Weg. Ich komme hiermit besser allein klar. Außerdem möchte ich nicht, dass du Zeugin des blutigen Gemetzels wirst." Insgeheim überrascht über ihre eigene Entschlossenheit, schob Laura die Freundin zur Tür.
Sue sträubte sich. "Ich glaube es nicht! Es geschehen Zeichen und Wunder. Das muss ich mit eigenen Augen sehen!"
"Ich werde ein paar Fotos für dich machen", versprach Laura ihr. "Bitte, geh jetzt."
Widerstrebend ließ Sue sich zur Tür hinausschieben, wobei sie Cassian drohende Blicke zuwarf und Laura versprach, ihr einen Felsbrocken aus Hongkong mitzubringen, mit dem sie Cassian den Schädel einschlagen könne, falls er bei ihrer Rückkehr immer noch da sei.
Mit zittriger Hand schloss Laura die Tür hinter der Freundin, atmete tief ein und wandte sich wieder zu Cassian um. Ohne Sue fühlte sie sich plötzlich sehr allein. Und tatsächlich würde sie auch allein sein, denn Adam wollte nach der Schule zu seinem besten Freud gehen und dort auch übernachten. Nur sie und Cassian also. Ihr Herz pochte, als wollte es zerbersten.
Cassian betrachtete sie forschend. Ein kleines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. "Es ist ein Problem, nicht wahr?"
"Die Fotos oder das Blutbad?" entgegnete sie ungewohnt sarkastisch.
Seine dunklen Augen blitzten auf. "Du und ich. In diesem Haus." Der heisere Klang seiner Stimme passte nicht zu seinem entschlossenen Gesichtsausdruck.
"Du kannst doch überall leben, wohingegen ich …"
"Du hast keine Wahl."
Sie war den Tränen nahe. "Aber du begreifst nicht!" beharrte sie verzweifelt. "Ich muss hier bleiben!"
"Warum?"
"Weil …" Sie errötete, zögerte, ihm ihre Ängste zu offenbaren. Aber es gab keinen anderen Weg. "Ich habe Angst, woanders hinzugehen!"
Er zog spöttisch die Brauen hoch. "Dann wird es höchste Zeit."
So viel zu seinem Mitgefühl. Aber Cassian würde nie begreifen, was es bedeutete, unsicher und schüchtern zu sein. Laura schluckte. Tu es für Adam! machte sie sich Mut. "Das … ist nicht alles. Meine Mutter hat hier gelebt …"
"Und?"
Er hatte seine eigene Mutter vergöttert. Würde er es nicht verstehen? "Lebt deine Mutter noch?" fragte Laura beschwörend.
"Ja. Warum?"
"Du hast noch Kontakt zu ihr?"
"Sie hat wieder geheiratet und lebt jetzt in Frankreich. Aber ich sehe sie gelegentlich und telefoniere jede Woche mit ihr."
Laura schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er es verstehen würde. "Stell dir vor, du wüsstest nichts von ihr, nicht einmal, wie sie aussieht … du hättest nie gewusst, was für eine wunderschöne, talentierte Künstlerin und temperamentvolle, lebenslustige Frau sie ist!" Sie sah ihn eindringlich an.
"Ich verstehe nicht, was …?"
"Genauso ist es für mich!" fiel sie ihm ins Wort. "Keiner wollte je mit mir über meine Mutter sprechen, und alle Spuren von ihr wurden an dem Tag, an dem sie auf und
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