Wen liebst du wirklich?
Mischung in eine Kuchenform, schob diese in den vorgeheizten Backofen und stellte die Uhr ein.
Laura sah hilflos zu. "Danke", sagte sie leise.
"Du sagst, dein Sohn sei sensibel. Ist er in seiner jetzigen Schule glücklich?"
Sie zögerte. "Nein … aber eine andere Schule wäre für ihn noch schlimmer."
"Oder besser."
"Das bezweifle ich. Er ist ein solches Nervenbündel, dass er schon am ersten Tag als Opfer auserkoren würde." Sie sah Cassian flehentlich an. "Du kannst das meinem Sohn nicht antun. Ich liebe ihn. Er ist alles, was ich habe!"
Cassian atmete tief ein. "Und du? Wie wäre es für dich, anderswo zu leben?"
"Ich … ich kann es nicht ertragen, auch nur daran zu denken", flüsterte sie. "Ich liebe dieses Haus, kenne jede Ecke, den Garten, das Dorf, die Hügel und die Täler wie meine Westentasche. Es gibt keinen schöneren Ort auf der ganzen Welt. Wenn du mich zwingst, von hier wegzugehen, nimmst du mir einen Teil von mir!"
"Es tut mir Leid, dass es euch beiden so schwer fällt", meinte Cassian schroff. "Aber so ist das Leben. Eine Tür wird geschlossen, die nächste tut sich auf."
Seine Gleichgültigkeit verschlug Laura die Sprache. Den Tränen nahe, wandte sie sich ab und versuchte, es sich auszumalen: Adam auf einer neuen Schule, neue Lehrer, neue, noch schlimmere Rabauken, die ihn schikanieren würden … "Also gut, Cassian!" W ütend drehte sie sich um. "Du kannst von mir aus so viele Türen schließen und öffnen, wie du willst. Ich bleibe einfach hier!"
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Du hast Mehl auf der Nase …" Und ehe sie sich's versah, wischte er ihr das Mehl fort.
Laura blickte ihm in die samtbraunen Augen und hatte das Gefühl, darin zu versinken. Ganz zufällig streiften seine Finger ihren Mund, und sofort durchzuckte es sie wie elektrisiert. Verzweifelt versuchte sie, einen klaren Kopf zu bewahren. Verdammt, er wollte sie vor die Tür setzen! Flirtete er etwa absichtlich mit ihr? Ihre Wut flammte erneut auf. "Wenn du mich von hier weghaben willst, musst du mich schon von den Umzugsleuten hinaustragen lassen!" sagte sie heftig.
"Nicht nötig. Zur Not trage ich dich selber hinaus. Das werde ich noch schaffen", erwiderte er und betrachtete sie bedeutsam.
Sofort sah sie das Bild vor sich, wie er sie auf den Armen trug und sie ihm hilflos ausgeliefert war … "Fass mich an, und du wirst es bedauern!"
"Ja, vermutlich hast du Recht", pflichtete er ihr nachdenklich bei, wobei sein Blick wie gebannt auf ihrem schönen Mund ruhte. Dann lächelte er gewinnend. "Aber das würde mich nicht daran hindern, es zu tun."
Laura blinzelte verwirrt. Irgendwie schien die Situation ihr aus der Hand zu gleiten. "Ich … würde mich wehren", fuhr sie trotzig auf.
"Mm. Dann müsste ich dich sehr, sehr fest halten, nicht wahr?" meinte er sanft.
Sie schluckte. Ohne richtig zu wissen, was sie tat, begann sie, die Anrichte aufzuräumen, wobei sie jedoch ständig irgendwelche Sachen umstieß. Plötzlich stand Cassian hinter ihr und bedeckte ihre Hand mit seiner, als sie nach einer kleinen Porzellanfigur griff.
"Du wirst noch etwas zerbrechen." Sein Atem streichelte ihre Wange.
"Das ist mir egal!" Laura entzog ihm ihre Hand heftig, aber Cassian fing die herunterfallende Figur geschickt auf und stellte sie behutsam auf die Anrichte zurück.
"Gib auf, Laura. Du kannst nicht gegen das Unvermeidliche kämpfen."
Ihr Blick ruhte fasziniert auf seinen kraftvollen, aber sehr gepflegten Händen. Ihre Gefühle schienen in heillosem Aufruhr. Anstatt angesichts ihres bevorstehenden Hinauswurfs in Panik zu geraten, war sie wie hypnotisiert von Cassians männlicher Ausstrahlung, dem Duft seines After Shaves, seiner Nähe … Hilfe! dachte sie verzweifelt. "Es kann nicht unvermeidlich sein. Hab Mitleid mit uns", flüsterte sie.
"Das habe ich ja, und genau deshalb setze ich dich vor die Tür. Soll ich dich Huckepack nehmen, oder ziehst du etwas Konventionelleres vor?" fragte er amüsiert und drehte sie zu sich herum.
Laura spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Sie wankte, und Cassian umfasste stützend ihre Taille. Er war ihr jetzt sehr nahe und blickte sie so freundlich, fast liebevoll an. Es ergab keinen Sinn. Aber sein sanftes Lächeln brach ihren Widerstand. Für einen schrecklichen Moment war sie versucht, sich zu recken und seinen verlockend sinnlichen Mund zu küssen!
Sie erschrak über ihre eigene Kühnheit. Das war doch verrückt! Noch nie hatte sie etwas Ähnliches empfunden. Noch nie war für
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