Wenn alle anderen schlafen
wieder
auf. Ich starrte an die Decke; wenn sonst nichts half, würde ich mich eben in
den Schlaf langweilen.
Es war kalt heute nacht, und
die Laken hatten sich klamm angefühlt, als ich ins Bett gekrochen war. In ein
leeres Bett; Hy war auf seiner Ranch in Mono County. Er hatte gelobt, sich
nicht von dort wegzurühren, ehe er sich nicht auf seine bevorstehende Reise
vorbereitet hatte, eine Informationstour zu verschiedenen südamerikanischen
Klienten von Renshaw&Kessell International, der
Unternehmenssicherheits-Firma, deren Teilhaber er war. Er würde bleiben, bis er
fertig war. Oder zumindest bis Freitag — Valentinstag.
Nicht, daß einer von uns dem
vierzehnten Februar irgendeinen sentimentalen Wert beigemessen hätte. Im
Gegenteil, wir waren uns einig, daß er hauptsächlich das Produkt einer
Verschwörung von Grußkarten-, Pralinen- und Blumenhändlern war. Im ersten Jahr
unserer Beziehung hatten wir uns noch moralisch verpflichtet gefühlt, diesen
Tag zu begehen, was damit endete, daß wir einander genau die gleiche anzügliche
Karte verehrten. Im Jahr darauf war Hy außer Landes gewesen und hatte Blumen
geschickt — Eulen nach Athen, da seit unserer ersten Begegnung zuverlässig
jeden Dienstagmorgen eine einzelne Rose von ihm in meinem Büro eintraf.
Schließlich hatten wir es aufgegeben und waren dazu übergegangen, uns mit
Karten und Geschenken zu bedenken, wann immer uns danach war, statt die
Romantik auf einen Tag zu beschränken.
Aber meine Freundin und
Mitarbeiterin Rae Kelleher und mein Exschwager Ricky Savage befanden sich, da
sie erst seit dem letzten Sommer zusammen waren, noch voll im romantischen
Delirium und wollten ihren ersten Valentinstag stilvoll begehen. Sie hatten uns
und einige andere Leute zu einem Abend eingeladen, der mit Cocktails im
Palomino drüben im Hills Plaza beginnen, dann mit einem Essen in einem der
neuesten und besten Restaurants der City weitergehen und schließlich in einer
Tour durch die Nachtclubs der Stadt gipfeln sollte. Uns in Schale zu werfen, in
einer Mietlimousine herumzufahren und nach Herzenslust zu essen und zu trinken,
und das alles auf Rickys Kreditkarte — was die Finanzen des Country
& Western-Superstars noch nicht mal spürbar anknabbern würde — , da
konnten selbst Hy und ich nicht widerstehen. Und danach würden wir das ganze
Wochenende haben, um uns zu erholen, ehe Hy am Sonntag abend abfliegen mußte.
Ich versuchte mich auf die Wochenendperspektiven
zu konzentrieren, aber das Gespräch mit Glenna Stanleigh drängte sich immer
wieder dazwischen. Eine Frau hatte sich bei einer Party für mich ausgegeben.
Eine Frau, die intime Details meines Lebens kannte und eine unnatürliche
Neugier auf mich an den Tag gelegt hatte. Warum?
Wer war das?
Energisch lenkte ich meine
Gedanken auf das Thema Arbeit. Zwei neue Fälle heute, beides
Vor-Eheschließungs-Checks — Menschen, die über ihre potentiellen Ehepartner
Bescheid wissen wollten. Im letzten Jahr hatten sich diese Aufträge deutlich
gehäuft, und obwohl mir dabei oft nicht ganz wohl war, konnte ich es mir doch
nicht leisten, mir das Geschäft entgehen zu lassen.
Der erste Klient, Jeffrey
Stoddard, erklärte, seine »Zukünftige« sei ständig auf Geschäftsreisen und er
sei sich ziemlich sicher, daß sie ihn unterwegs betrüge. Die Hochzeit sei für
nächsten Monat angesetzt, aber wenn sich sein Verdacht bewahrheite, werde er
die Sache abblasen. Die andere Klientin, Bea Allen, eine Börsenmaklerin, erwog
ernsthaft, einen Heiratsantrag anzunehmen, wollte aber, ehe sie ihr Jawort gab,
den kompletten Background ihres Freiers in Erfahrung bringen; er behaupte, Erbe
eines größeren Vermögens zu sein, habe aber eine so ungeschliffene Art, daß ihr
die Sache komisch vorkomme. Vielleicht habe er es ja nur auf ihr Geld
abgesehen, was vermutlich hieße, daß sie ihn dennoch heiraten, aber auf einem
Ehevertrag bestehen würde.
Wir bekamen jede Woche
mindestens einen Auftrag dieser Art — kein Wunder angesichts des paranoiden
Charakters unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Leider ist die Paranoia in
vielen Fällen gerechtfertigt; sich in dem tückischen Irrgarten
zwischenmenschlicher Beziehungen zurechtzufinden ist wahrhaftig nicht ganz
ohne. Wir belauern einander, auf der Jagd nach Geld, Prestige, Macht, Sex. Wir
belügen die, die uns am nächsten stehen, hinsichtlich unserer Geschichte,
unserer Zukunftsperspektiven, unserer Träume, unseres sexuellen Vorlebens.
Letzteres ist das Schlimmste; im Zeitalter
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