Wenn alle anderen schlafen
anderen schlafen.
Hy gehört zu den Schläfern; er
liegt in unserem Bett, immer noch auf Wachsamkeit programmiert, aber längst
nicht mehr so wie Vorjahren, als wir uns kennenlernten. Damals war er ständig
in Alarmbereitschaft — Relikt zu vieler Jahre in gefährlichen Randzonen der
Gesellschaft. Als ich heute nacht aus dem Bett geschlüpft bin, hat er sich
nicht geregt, und ich habe mich gefreut, daß er sich in unserem gemeinsamen
Zuhause so sicher
fühlt.
Ich sitze auf der hölzernen
Plattform über Bootlegger’s Cove. Es ist eine milde Nacht für die Jahreszeit,
aber trotzdem bin ich in einen der sieben langen Frotteemorgenröcke gehüllt,
die er mir zu Weihnachten geschenkt hat. Sieben Stück, in verschiedenen Farben!
Weil er mich, wie er behauptet, in dieser Art Morgen rock noch aufreizender
findet als sonst und weil er Angst hatte, das Versandhaus könnte sie aus dem
Programm nehmen.
Dieser Mann ist manchmal ein
ganz schöner Spinner. Ich liebe ihn.
Ich muß immer wieder an D’Silva
denken. Ich bin immer noch wütend, auch wenn sie mir in gewisser Weise leid
tut. Ich schätze, die Wut wird sich irgendwann legen. Vermute ich mal.
Aber die Zufälligkeit einer
solchen Verwicklung — das ist es, was mir zu schaffen macht. Und dieser völlige
Mangel an Kontrolle über die Situation. Daß es jederzeit wieder passieren
könnte und ich würde es nicht mal unterbinden können, ehe es zu spät wäre.
Grüble nicht darüber nach,
McCone. Denk an morgen. Denk an das nächste Wochenende, wenn ihr beide, du und
Hy, sofern das Wetter mitspielt, die ersten Flugzeuge anschauen und
probefliegen werdet. Denk an die neue Maschine, an all die Stunden, die du
darin zubringen wirst. Denk an das Haus, das hier entstehen wird, an all die
Jahre, die ihr beide darin verbringen werdet.
Das Leben geht weiter. Mit der
Zeit wird sich diese Angst abbauen. Du wirst nicht mehr jedesmal
zusammenfahren, wenn das Telefon klingelt, wenn eine Diele knarzt. Du wirst
diesen Alptraum hinter dir lassen. Aber die Zufälligkeit...
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