Wenn auch nur fuer einen Tag
Hamburg dreht und er ihr persönlicher Leibwächter ist. Ich gestehe, ich fahre voll auf die Blondine ab und dachte, ich nutze meine Beziehung zu Onkel Fred aus, um mich aufs Set zu schleichen. Meine Strategie ist auch hervorragend aufgegangen, allerdings war Beck leider stinksauer, als er mich in Blakes Kabine erwischte. Und dann kam eigentlich das Beste: Während er nämlich damit beschäftigt war, mich mit hochrotem Kopf rauszuschmeißen, hat es Tamara geschafft, sich an ihm vorbeizuschmuggeln. Anscheinend ist sie ein Megafan von Blake Lively und stürzte sich kreischend auf sie, sodass mein Onkel von mir ablassen und stattdessen sie rausschleifen musste. Tamara tat mir irgendwie leid und als Trostpflaster habe ich ihr ein Autogramm besorgt und sie auf einen Kaffee eingeladen, wobei ich mich für das grobe Verhalten meines Onkels entschuldigt habe. Natürlich nur, weil die Frau nicht minder heiß aussah als der Star am Set.
Just in diesem Augenblick erspähe ich Tamara einige Meter entfernt in der Nähe der Bar. Wow. Ich pfeife anerkennend durch die Zähne. Sie sieht unglaublich sexy aus, noch heißer als vorige Woche. Das kurze schwarze Kleid, das sie trägt, betont ihre Megafigur und lenkt den Blick auf ihre langen Beine. Die glänzenden dunklen Haare hat sie zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt, sodass ihr schlanker Hals zur Geltung kommt. »Grazie, dio!« , murmele ich, denn ich finde, Gott für diese grandiose Schöpfung zu danken, ist das Mindeste, was ich tun kann! Er muss bei bester Laune gewesen sein, als er diesen Körper schuf.
Um eine Frau wie Tamara würden mich meine Kumpels zu Hause beneiden. Ich bin zwar nach wie vor der festen Überzeugung, dass Italien die hübschesten ragazze der Welt zu bieten hat, aber Tamara ist der absolute Hammer und würde sogar locker manches Mailänder Model in den Schatten stellen. Klar, dass ich keine Sekunde gezögert habe, als sie mich fragte, ob ich auch zur Semesteranfangsparty komme. Erst einen Moment später ist mir das Abendessen bei den Becks eingefallen, aber ich habe mir vorgenommen, mich möglichst schnell wieder von dort zu verdrücken. Das hier ist schließlich mein erstes Date als Lukas Richter.
»Hi, Lukas!« An ihren Lippen kann ich ablesen, dass Tamara mich nun auch entdeckt hat. Sie kommt lächelnd auf mich zu und küsst mich links und rechts auf die Wange. Ein Hauch Miss Dior strömt mir entgegen und ich sauge ihn tief in mich ein, als wäre er eine Prise meines früheren Lebens. »Schön, dass du kommen konntest«, flötet sie. »Los, komm mit, die anderen sind da drüben. Der Barkeeper hält immer die rechten beiden Tische in der Lounge für uns reserviert.«
Tamara nimmt wie selbstverständlich meine Hand und zieht mich in den hinteren Teil der Aula. Mehrere hübsche Mädchen und zwei Typen haben sich um zwei Stehtische versammelt und trinken Champagner. Ich kann kaum fassen, endlich ein paar Leute anzutreffen, die anscheinend auf meiner Wellenlänge sind. Im Wohnheim, in dem mich Alfred Beck einquartiert hat, sind mir nur Leute über den Weg gelaufen, die ich allerhöchstens nach der Uhrzeit fragen würde. Lauter Ökotanten und Cordhosenträger, die einen saublöd anlabern, wenn man seine Milchkartons in die Mülltonne und nicht in den gelben Sack schmeißt. Nicht zu fassen! Ich habe nie kapiert, weshalb die jungen Leute in Deutschland nicht etwas mehr auf ihr Äußeres achten, vor allem die Mädchen. Schon auf meinem ersten Deutschlandtrip vor fünf Jahren ist mir aufgefallen, dass die meisten von ihnen immer nur in Jeans und T-Shirts herumlaufen, ganz nach dem Motto: Hauptsache bequem. Dabei hat selbst Hamburg ein paar nette Boutiquen zu bieten, auch wenn es keine Einkaufsmeile wie die Via Condotti gibt, in der sich ein Designerladen an den nächsten reiht.
»Das hier sind Natalie, Miriam, Verena, Maraike und …«
»Amelie«, hilft das rothaarige Mädchen mit den langen Ohrringen.
»Ja, richtig, Amelie«, wiederholt Tamara gleichgültig und schenkt dem Mädchen ein kurzes Lächeln. »Amelie ist neu in unserer Clique, musst du wissen.«
»Verstehe«, sage ich und gebe jeder der reizenden Damen die Hand, ohne mir ihre Namen zu merken. In Italien wäre es selbstverständlich gewesen, sich unter Gleichaltrigen sofort mit bacetti auf beide Wangen zu begrüßen, aber in Deutschland gibt man sich frühestens beim zweiten Wiedersehen Küsschen. Und da mir mein Kindermädchen Fred in den letzten beiden Monaten mehr als einmal am Tag
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