Wenn auch nur fuer einen Tag
werde ich mir überlegen, ob ich dich weiterhin anlächle oder doch lieber wieder meine Zähne ausfahre. Übrigens – ich heiße Jana, nicht Piranha. Und ich studiere Romanistik mit Hauptfach Italienisch. Das hatte ich dir aber eigentlich schon beim letzten Mal verraten.«
Noah schlägt sich die Hand vor die Stirn. »Ja klar … Jana , jetzt fällt es mir wieder ein. Sorry, vielleicht hatte ich tatsächlich ein Bier zu viel.«
Ich nicke. »Oder zwei.«
»Oder zwei.« Noah zuckt grinsend mit den Schultern und schiebt mich dann vor sich her zur Bar, wo es nicht ganz so laut ist. »Heute Abend kann ich auf jeden Fall nur gewinnen«, raunt er mir ins Ohr. »Denn egal, ob du lächelst oder Zähne zeigst, ich steh auf beides.«
Lukas
»Ist ja cool, ich bin ein Riesenfan von Adele. Und was ist mit Hollywood-Filmstars?«, will eine von Tamaras Freundinnen von mir wissen.
Ich nicke beiläufig, obwohl ich eigentlich keinen blassen Schimmer habe, für wen Beck bisher schon den Bodyguard gespielt hat. Aber im Mittelpunkt dieser reizenden ragazze zu stehen und mich von ihnen anhimmeln zu lassen, macht einfach zu viel Spaß. Vor allem nach den letzten Monaten in Einsamkeit. »Klar, mein Onkel kennt so gut wie alle«, sage ich mit einem müden Lächeln. »Er ist ziemlich gut in seinem Job und dementsprechend bekannt in der Branche.«
»Jetzt ist aber Schluss mit dem Verhör«, meint Tamara streng und zieht mich von den Mädchen weg, die mir beeindruckte Blicke zuwerfen und miteinander tuscheln. »Wird Zeit, dass ich dir die Jungs unserer Clique vorstelle. Also, die beiden hier sind Lars und Simon.«
Die Typen prosten mir mit ihren Champagnergläsern zu und geben dem Barkeeper ein Zeichen, mir ebenfalls ein Glas zu reichen.
»Ist einer davon dein Freund?«, frage ich geradeheraus, um gleich die Lage zu checken und mir nicht unnötig Ärger einzuhandeln.
»Um Himmels willen, nein!« Tamara macht eine abwehrende Handbewegung. »Wir kennen uns alle schon seit dem Kindergarten. Na ja, da war mal kurz etwas mit Noah, aber das ist schon Jahre her.« Sie blickt sich suchend um. »Ach, er steht dort drüben. Sieht ganz so aus, als wäre er gerade beschäftigt.« Tamara deutet nach links zur Theke und rollt abfällig mit den Augen. »Die Kleine mit dem roten Top ist anscheinend sein neuestes Spielzeug.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich frage mich zwar, was er an ihr findet, aber Noah liebt die Abwechslung, da ist er manchmal nicht besonders wählerisch.«
Tamara redet offensichtlich von dem gut aussehenden Typen mit dem blauen Lacoste-Poloshirt, der an der linken Seite der Bar lehnt und auf ein zierliches Mädchen mit blondem Pferdeschwanz einredet. Ich sehe sie nur im Profil, aber sie scheint mir das perfekte Exempel für verschenktes Potenzial deutscher Mädchen zu sein. So schlimm, wie Tamara tut, ist sie aber keineswegs. Eigentlich sieht sie sogar ziemlich süß aus, wie sie lächelt und immer wieder etwas unsicher an einer leicht gewellten Haarsträhne zupft, die ihr ins Gesicht fällt. Ihre helle Haut schimmert samtig im rötlichen Licht der Lounge und ihre Wimpern sind so lang, dass ihr weicher Schwung einen halbmondförmigen Schatten auf ihre Wangen wirft. Etwas mehr Farbe im Gesicht, eine schönere Frisur und Klamotten, die ihre Figur und Oberweite etwas besser betonen, würden vielleicht noch keine Sexbombe wie Tamara aus ihr machen, aber sie könnte locker mit den anderen Mädels aus der Clique mithalten.
Als spürte das Mädchen, dass ich gedanklich gerade ein Vorher-Nachher-Programm mit ihr abspule, dreht sie sich plötzlich um und sieht mir direkt ins Gesicht. Ich fühle mich ertappt und will mich abwenden, aber irgendetwas hält meinen Blick an ihr fest. Es sind ihre Augen, denke ich. Bin ich dem Mädchen schon mal begegnet? Vielleicht im Wohnheim? Ein feines Lächeln huscht über ihre Lippen und automatisch lächle ich zurück. Aber noch während ich weitergrübele, woher ich die Kleine kennen könnte, gleitet ihr Blick zu Tamara und den anderen und ihre Miene verfinstert sich. Abrupt wendet sie sich ab und wieder ihrem Gesprächspartner zu.
»Cin cin«, flötet Tamara in diesem Moment an meinem Ohr und lässt ihr Glas an meines klingen. »Auf unsere Bekanntschaft. Und darauf, dass wir uns in Zukunft hoffentlich öfter sehen.« Sie zwinkert mir verführerisch zu.
»Cin cin«, erwidere ich, noch immer in Gedanken bei dem anderen Mädchen, lege dann aber wie beiläufig einen Arm um Tamaras Taille, um mich
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