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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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kein bisschen, und nach einer Weile hörten sie auf zu kommen. Beverly hatte nicht vor, ein zweites Mal zu heiraten, nicht einmal ihrer Tochter wegen, denn sie war eine Frau, die nur einem einzigen Mann gehörte, für immer und ewig, und sie würde ihr Leben allein beschließen, um dann im Himmel mit Till und niemandem sonst wiedervereinigt zu sein. Wenn Katherine (oder Kat, wie sie bald genannt wurde, weil sie sich nie von ihrer Plüschkatze trennte – höchstens in der Badewanne und auch dann nur widerwillig) ohne Vater aufwuchs, so war sie, angesichts der Scheidungsrate und der Verluste durch den Krieg, nicht die einzige, und es schien ihr nie etwas auszumachen, jedenfalls nicht, solange sie zur Schule ging. Beverly blieb natürlich nichts anderes übrig, als innerhalb eines Monats nach der Geburt ihrer Tochter wieder arbeiten zu gehen. Sie tauschte die Rollen mit ihrer Mutter, die im Lebensmittelgeschäft kündigte und zu Hause blieb.
    Verwöhnte ihre Mutter das Kind? O ja. Die beiden verbrachten, ausgerüstet mit einer Schaufel und einem roten Plastikeimer, endlose Nachmittage am Strand und sammelten Muscheln und Seesterne, sie unternahmen Ausflüge zu den Kanälen, wo sie die Enten fütterten, und aßen Eis und Kuchen im Eissalon. Kat besaß zahllose Spielzeuge, Kleider und Schuhe. Kinder mussten verwöhnt werden – das fand jedenfalls Beverlys Mutter. Und wenn Kat beim Essen eine Geschichte hören wollte, dann bekam sie eben ihre Geschichte. Und beim Zubettgehen und zum Frühstück ebenfalls. Anfangs gab es die Kinderreime, die Beverly selbst als Kind von ihrer Mutter gehört hatte: »Goosey, Goosey Gander«, »Little Jack Horner« und »Mary Had a Little Lamb«, vorgelesen aus ebenjenen abgegriffenen Büchern, die Beverly auf einem besonderen Regalbrett aufbewahrt hatte, bis sie ihr peinlich geworden waren und sie sie in die Garage verbannt hatte. Dann wurden die Geschichten länger, und die drei kleinen Schweinchen und die drei Bärchen waren am Esstisch dabei, und nach dem Abendessen, bevor Beverly das Radio – und in späteren Jahren den Fernseher – einschaltete, lasen sie und ihre Mutter ein Buch nach dem anderen vor, und immer noch wollte Kat mehr und mehr hören. Nach den Kinderreimen kamen Dick und Jane und Pu der Bär und andere, und als Kat in die Vorschule kam, begann sie bereits, selbst zu lesen.
    Die Schule begeisterte sie. Sie war eine eifrige Schülerin, die sich in jede Arbeit versenkte, ganz gleich, wie langweilig oder frustrierend diese ihren Klassenkameraden erschien. Ihre Noten waren hervorragend. Als in der sechsten und dann in der siebten Klasse die Leistungsprüfungen abgehalten wurden, war sie stets unter den Besten. Sie war ein glückliches Kind. Sie blühte und gedieh. Und dann kam die Pubertät und traf sie mit der unvermittelten Gewalt eines Meteors. Eben noch war Kat ein kleines Mädchen mit einem Minnie-Maus-Barett gewesen, und mit einemmal hatte sie eine Figur, und nach Schulschluss hingen Jungen vor dem Haus herum, jüngere Versionen der Männer, die für Beverly geschwärmt hatten, doch Kat schien sich nie für einen von ihnen zu erwärmen und vernachlässigte nie, nicht einmal am Tag des Abschlussballs, ihre Hausaufgaben. Beverly hoffte, dass Kat ein College würde besuchen können, vielleicht sogar mit einem Stipendium, denn sie war überzeugt, dass es nichts gab, wozu ihre Tochter nicht imstande war.
    Darum legte sie jede Woche etwas von ihrem Lohn beiseite. Sie selbst hatte nicht aufs College gehen können. Ihren High-School-Abschluss hatte sie mitten in der Weltwirtschaftskrise gemacht, und danach, im Krieg, hatte sie in einer Rüstungsfabrik gearbeitet, aber sie hatte einen Kurs für Sekretärinnen besucht, und das hatte sich ausgezahlt. Als Kat in die erste Klasse kam, arbeitete Beverly als Sekretärin in der Schulverwaltung des Distrikts Santa Monica-Malibu. Es war eine feste, krisensichere Anstellung, und da sie bei ihrer Mutter wohnte und dieser das Haus gehörte, ging das Geld, mit dem sie sonst die Miete bezahlt hätte, auf ein Sparkonto. Und das war kein Sparschwein, in das man jede Woche einen Dollar steckte, sondern ein echtes College-Konto. Für Kat. Kat war ihre Hoffnung. Kat, deren Mutter Sekretärin und deren Vater tot war, ertrunken im tosenden Wasser der Anacapa-Passage, würde die erste in ihrer Familie sein, die ein College besuchen und somit Zugang zu allen Berufssparten haben würde, für die man einen Collegeabschluss brauchte: Jura, Medizin,

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