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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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paar Tage früher nach Santa Barbara gefahren, um die Feiertage bei seinen Eltern zu verbringen. Am Tag nach Weihnachten wollte er kommen und sie zu einem Campingtrip nach Ensenada abholen, den sie schon seit einem Monat planten: sechs Tage allein, tagsüber am Strand und nachts im Zelt, im selben Schlafsack, wie (das war Gregs Witz) Robert Jordan und sein »Häschen«. Möglicherweise errötete sie, als sie den Brief nahm, ihn einmal faltete und in eine der hinteren Taschen ihrer Jeans steckte. Sie sagte nichts, doch ihre Mutter fixierte sie, als wollte sie sie, wie in dieser Szene in Goldfinger , mit einem Laser zerschneiden.
    »Take-sue«, sagte sie und sprach den Namen falsch aus. »Ist das Ungarisch oder Polackisch oder was? Deine Oma und ich konnten uns keinen Reim darauf machen.«
    Sie wollte erwidern: Müsst ihr ja auch nicht , doch statt dessen sagte sie, nur um zu sehen, wie ihrer Mutter die Erkenntnis dämmerte: »Takesue. Drei Silben. Und die letzte wird ›sui‹ ausgesprochen, wie in ›Chop Suey‹.«
    »Chop Suey?« wiederholte ihre Mutter und sah verwirrt aus. Von der Straße und durch das Glas des Wohnzimmerfensters drangen Stimmen – Betrunkene, die aus den Bars an der Promenade kamen. Sie stieß ein nervöses Lachen aus. »Soll das heißen …? Er ist doch nicht etwa Chinese?«
    Das war der Augenblick, den sie hatte vermeiden wollen, seit Greg mit seinem langen, vollen, schimmernden Haar – länger als das von George Harrison, länger als das von irgendeinem in irgendeiner Band, die sie je gesehen hatte – in der Mensa an den Tisch getreten war, an dem sie und ihre Freundin Patty gesessen hatten, und gesagt hatte: »Warst du nicht letztes Semester in Bielers Seminar?«
    »Nein, Mom«, sagte sie. Sie stand, die Tasche am Riemen über ihrer Schulter, noch immer im Flur, der Brief war sicher verstaut, der Mantel hing bis zu ihren Knien. »Nein, er ist kein Chinese.« Sie hielt kurz inne, stellte die Tasche ab und sah ihrer Mutter ins Gesicht. »Takesue ist kein chinesischer Name, sondern ein japanischer.«
    Und dann, bevor ihre Mutter die Luft anhalten oder schnauben oder schreien oder den Kopf schütteln und sich empören konnte: Japanisch? Dein Freund ist ein Japs? Nach all dem, was die deinem Vater angetan haben? , ging sie durch den Flur in ihr Zimmer und schloss hinter sich die Tür.
    Als Greg am Tag nach Weihnachten beladen mit in Geschenkpapier verpackten Päckchen die Stufen zum Eingang heraufkam – der rotbraune Dodge Charger seines Vaters stand an der Bordsteinkante wie eine geparkte Rakete –, bot sich Beverly ein Bild reiner Schönheit, nur dass sie es nicht so sah. »Greg!« rief Kat und lief zu ihm, während ihre Mutter entsetzt zurücktaumelte, denn dieser Greg war nicht nur ein Hippie mit einem gebatikten Poncho, silbern gestreifter Hose, abgewetzten Stiefeln und einem breitkrempigen Hut, in dessen Band stolz eine Adlerfeder steckte, sondern obendrein auch noch ein Asiate. Nein, schlimmer: ein Japaner. Mit einem Fu-Manchu-Schnurrbart, der seinen Mund mit zwei herabhängenden durchscheinenden Strähnen einrahmte. Kat nahm seine Hand, führte ihn herein und sagte: »Mom, das ist –« Doch ihre Mutter war bereits verschwunden und hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen.
    Sie hatte versucht, ihn zu warnen – Meine Mutter ist ein bisschen seltsam, nach dem Krieg und so, dem Zweiten Weltkrieg, meine ich –, doch sie kannte ihn gut genug, um zu sehen, dass er ebenso schockiert war wie ihre Mutter, schockiert und gekränkt. Ältere Leute, dumme und engstirnige Menschen mit fetten weißen Gesichtern und Fünf-Dollar-Haarschnitten mochten ihn verspotten, weil er sich eigenartig kleidete und ein Hippie war, aber damit kam er zurecht. Rassismus dagegen war etwas anderes. Seine Familie lebte seit fünf Generationen in Amerika, er war genauso amerikanisch wie jeder andere auch, seine Eltern waren wohlhabend und betrieben in Santa Barbara einen Fischgroßhandel, und er würde seinen Platz in der amerikanischen Gesellschaft einnehmen, ob es gewissen Leuten nun gefiel oder nicht. Und wenn er auf die Straße ging und gegen den Vietnamkrieg demonstrierte, so war das sein verbrieftes Recht. Ebenso wie die Entscheidung, was er anzog, welche Platten er hörte und welche Drogen er seinem Körper mit dem freiesten Willen der Welt zuführte. Das war Greg. Das war seine Sicht der Dinge. Und wenn das Leben ein einziger Kampf war, nun, dann war es eben so. Kat hatte das Gefühl, als bekäme sie

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