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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Umbau in eine frühkalifornisch-rustikale Frühstückspension für die großen Geldgeber der Conservancy, die Unterkünfte der Arbeiter befanden. Dann setzt er den Wagen in Bewegung, und sie fahren fünfhundert Meter weiter zur Field Station, wo die Zimmer weder luftig noch sauber oder hübsch eingerichtet sind und wo sie ihre Schlafsäcke ausbreiten und versuchen, in dem allgemeinen Chaos etwas Platz für sich zu schaffen.
    Ein Wirbel aus Umarmungen, Fetzen von Klatschgeschichten, verkürzten Begrüßungen und eiligen Abschieden, als die Studentinnen einander ablösen und Alma in das hintere Zimmer geht – ein Einzelzimmer mit einer durchgelegenen, aber brauchbaren Matratze auf einem zusammengezimmerten Gestell –, um es in Beschlag zu nehmen, bevor es ein anderer tut. Sie beugt sich über das Bett, um den Schlafsack glattzustreichen und das suspekte Kopfkissen (wer weiß, wie lange es schon hier ist und zu welchen Zwecken es gedient hat?) durch das mitgebrachte zu ersetzen, als sie merkt, dass sie nicht allein ist. Sie dreht sich um, und da steht Frazier in der Tür. Er trägt seine Buschmontur: khakifarbene Cargoshorts und ein dazu passendes Hemd, den Filzhut mit der runden Krone und dem ledernen Hutband, in dem zwei Wildschweinhauer stecken, schwere Bergstiefel und Gamaschen aus Goretex, damit sich in seinen Socken keine Kletten festsetzen. Hier draußen braucht man Gamaschen. Sie hat ein eigenes Paar mitgebracht, nachdem sie festgestellt hat, dass man nicht weit kommt, wenn ein halbes Dutzend Kletten ihre nadelspitzen Stacheln durch die Socken und in die Haut bohren, und wenn die Klette nicht ein perfektes Beispiel für die Anpassung von Ausbreitungsmechanismen ist, dann weiß sie nicht, was man sonst als Beispiel anführen könnte. Abgesehen von Rehzecken vielleicht. Aber die gibt es hier nicht, weil es keine Rehe gibt. »Also«, sagt Frazier, und sein Lächeln flackert auf, als hätte man ein brennendes Streichholz in Holzwolle geworfen, bis es nicht mehr ein Lächeln, sondern eine Art manisches, von einem Ohr zum anderen reichendes Kiwi-Grinsen ist, »hast du vor, den ganzen Tag hier herumzusitzen, oder willst du ein bisschen Schweine-Action sehen?«
    El Tigre liegt etwa fünf Kilometer südlich der Field Station und ist mit 452 Metern die höchste Erhebung in einem spitz zulaufenden Kamm, dessen westliche Flanke steil zum Willows Canyon abfällt. Sie ist dreihundert Meter niedriger als Diablo Peak, der höchste Berg der Insel, der im Nordwesten liegt, jenseits des Central Valley, und mehr als hundert Meter niedriger als El Montañon fünfzehn Kilometer weiter östlich, der höchste Gipfel der Hügelkette, die die Grenze zwischen dem Besitz des Park Service und des Nature Conservancy bildet. Dennoch geht es steil bergauf, und obwohl es die kurvige, holprige, mit Schlaglöchern übersäte Andeutung eines Fahrwegs gibt, kommen sie mit dem Fahrzeug der Island Healers – einem winzigen Pick-up mit einem engen Fahrerhaus für zwei Personen und dem Lenkrad auf der falschen Seite – nicht sehr weit. Besonders jetzt, im Winter, da eine Reihe von Regenstürmen vom Pazifik über die Insel hinweggezogen sind und alles bis auf die Felsen fortgewaschen haben, so dass der Weg aussieht wie bombardiert. Nachdem sie in einen besonders tiefen Krater eingetaucht sind und sich auf der anderen Seite mühsam und schlingernd herausgekämpft haben, reißt Frazier das Steuer nach links, hält neben dem Weg an und stellt den Motor ab. »Von hier an laufen wir«, sagt er, öffnet die Tür und springt hinaus in den Matsch. Sein Grinsen ist womöglich noch breiter geworden, als wäre das Ganze ein herrlicher Witz auf ihre Kosten, und als sie auf der anderen Seite aussteigt, fragt sie sich unwillkürlich, ob er vielleicht schon einen Schluck aus dem Flachmann genommen hat. Sie wirft verstohlen einen Blick auf die Uhr: noch nicht mal Mittag.
    Die Luft ist beladen mit Feuchtigkeit, der Wind ist kalt. Das bisschen Sonne, das da war, ist ganz verschwunden, und obwohl sie eigentlich nie wettet, würde sie alles, was sie hat, auf die Möglichkeit – nein, die Gewissheit – setzen, dass es demnächst regnen wird. »Darum bin ich ja hier«, sagt sie, schultert ihren Rucksack und grinst zurück. »Um mich zu bewegen.« (Im Gegensatz zu Annabelle, die sich mit einem breiten falschen Lächeln entschuldigt und behauptet hat, sie habe in der Hauptranch zuviel zu tun, um sich die Stiefel in den Hügeln schmutzig zu machen – Papiere,

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