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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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verkündete, er gehe auf die Farallon-Inseln, und sie müsse das, was sie zu tun hatte, allein tun.
    Und jetzt ist es Februar, morgens ist ihr übel, und mit jedem Tag verändert sich ihr Körper, um den Fötus zu versorgen, der in ihm wächst, aber niemand in der Arbeit weiß davon. Seit Beginn des Jahres ist sie dreimal auf der Insel gewesen, zweimal mit Annabelle und einmal mit Fred Sampson, dem Biologen von der UCSB, der das Zuchtprogramm für die Füchse überwacht, und wenn sie am Heck des Bootes gestanden und ihr Frühstück über die Reling gekotzt hat, dann war das nichts Ungewöhnliches, denn um diese Jahreszeit ist der Kanal, wie jeder weiß, besonders rauh. Die gute Nachricht ist, dass die Füchse gedeihen. Die ersten sechs Paare, 2002 gefangen, hatten fünf Junge, von denen drei in freier Wildbahn ausgesetzt wurden und prompt den Steinadlern zum Opfer fielen. Später im Jahr fingen sie drei weitere Paare, so dass sie, zusammen mit den beiden Jungtieren und den ursprünglichen sechs Paaren, insgesamt zehn Zuchtpaare hatten. Daraus sind bis jetzt, vier Jahre später, fünfundachtzig Nachkommen hervorgegangen – angesichts des reichlichen Nahrungsangebots aus handverlesenen Beeren, frisch gefangenen Mäusen und Wachteleiern sowie der Tatsache, dass sich keine geflügelten, klauenbewehrten Tiere vom Himmel auf sie stürzen können, haben sie sich tüchtig vermehrt. Da die Steinadler, jedenfalls die meisten, fort und die Weißkopfseeadler wieder angesiedelt sind, sieht es so aus, als könnten die Füchse im kommenden Frühjahr freigelassen werden. Und was die Schweine betrifft, so arbeiten sich Frazier und seine zwölf Jäger mit ihrer Meute aus zwei Dutzend eifrigen, aufgeregt hechelnden Hunden systematisch durch jede der fünf Zonen und sind dem Zeitplan weit voraus.
    Der Valentinstag fällt auf einen Dienstag. Sie feiert ihn allein, mit einem mitgebrachten chinesischen Essen und einem Laptop voller Arbeit für den Abend, und sie denkt nicht an Tim, überhaupt nicht, auch nicht, als um zehn nach neun das Telefon klingelt und sie vom Sofa aufspringt, um beim zweiten Läuten den Hörer abzunehmen, nur um die Stimme ihrer Mutter zu hören, die sich erkundigt, ob sie immer noch Probleme mit dem Magen hat. Am Freitag macht sie früher als sonst Feierabend, wegen der monatlichen Untersuchung durch Dr. Chandrasoma (»Keine Sorge, alles normal«), und am Morgen darauf fährt sie bei Sonnenaufgang unter einem Skelett von Wolken und einer tiefstehenden, zweifelhaften Sonne nach Ventura und zu dem Boot, das sie zur Insel bringt, wo sie drei Tage lang die Zäune kontrollieren und Frazier auf der Jagd begleiten wird. Als Beobachterin, nur als Beobachterin. Um ein Gefühl für die Situation zu bekommen, den Fortgang zu überprüfen und zu sehen, was es bedeutet, jemand anders dafür zu bezahlen, dass er den Abzug drückt.
    Es ist einer jener Tage, an denen das Wetter sich zum Guten oder Schlechten entwickeln kann. Sie war vor dem Zeitungsjungen auf und zur Tür hinaus, und so hat sie die Wettervorhersage nicht gelesen – aber das macht nichts, denn sie wird zur Insel fahren, ganz gleich, ob Regen in dichten Schwaden niedergeht oder die Sonne am Himmel steht, als wäre sie wieder an ihrem Strand auf Guam. Bis jetzt hat sie sich noch nicht übergeben, was ein gutes Zeichen ist, aber andererseits hat sie ja auch noch gar nichts gegessen. Beim Fahren wirft sie ab und zu einen Blick auf das Meer: Durch die schmutzigen Fenster sind die Inseln mal zu sehen, dann wieder nicht, und so weit das Auge reicht, haben die Wellen weiße Kappen. Ob Sonne oder Regen – die Überfahrt wird rauh werden. Und sie wird kotzen. Alles normal.
    Annabelle erwartet sie auf dem Parkplatz. Sie hat die Füße auf das Armaturenbrett ihres zweifarbigen Mini gelegt, nippt an einem Chai Latte von Starbucks und blättert in der Zeitung. Sie sieht auf, als Alma in die Parklücke neben ihr fährt, und ihr Gesicht ist neutral – wahrscheinlich trägt sie ihre Kontaktlinsen nicht –, bis sie sie erkennt, mit zwei Fingern winkt und aussteigt. »Alles klar?« fragt sie und beugt sich lächelnd zum Fenster, als Alma den Gurt löst und den Rucksack vom Rücksitz nimmt.
    Sie geht in Gedanken die Liste der Dinge durch, die sie eingepackt hat, und spürt die ersten Regungen der Freude, die sie immer überkommt, wenn sie Gelegenheit hat, ihren Schreibtisch zu verlassen und hinaus in die Natur zu gehen, wohin sie eigentlich gehört. Bei Tim ist das vielleicht

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