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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Abrechnungen, Verwaltungskram. Ihr wisst schon, langweiliges Zeug. Von der schlimmsten Sorte. ) Und dann, wegen Tim, weil sie Tim im Kopf hat und ihn nicht hinausbekommt, fügt Alma hinzu: »Ich bin schließlich keine Sesselfurzerin.«
    Frazier gibt keine Antwort. Er hat das Funkgerät in der Hand, das er immer am Gürtel trägt, und plaudert auf Kiwi mit einem seiner Jäger, Teil eines Zwei-Mann-Teams, das irgendwo vor ihnen ist und sich offenbar an ein Ziel anpirscht. »Klaa«, sagt er, »alls klaa«, und geht bereits den Weg entlang, erstaunlich schnell für einen Mann, der sonst immer so ruhig und entspannt zu sein scheint, und wie hat sie nur das Gewehr übersehen können, das er sich über die Schulter gehängt hat? Sie mustert den glänzenden Schaft, das blankgeriebene dunkle Auge des Abzugsbügels, den todbringenden Lauf. In diesem Augenblick wird ihr bewusst, das es sich um das Handwerkszeug seiner Zunft handelt und er damit so vertraut ist wie mit seinem Handy, dem Ganghebel des Toyota und dem Flaschenöffner an seinem Schlüsselbund. Warum sollte sie das überraschen? Sie faszinieren? Ihre Aufmerksamkeit fesseln? Weil sie noch nie in ihrem Leben ein Gewehr abgefeuert, ja nicht einmal in der Hand gehalten hat, und hier ist eines, das Ding, mit dem Frazier so lässig und selbstverständlich hantiert, das über seiner Schulter hängt, als wäre es das Natürlichste von der Welt, als wäre es nicht dazu da, kupferummantelte Hochgeschwindigkeitsgeschosse in lebende Wesen zu schießen, als wäre es nicht zum Jagen da, zum Töten.
    »Nein«, ruft er ins Funkgerät, »verfolgt sie, wenn ihr glaubt, dass ihr zum Schuss kommt. Wir sind direkt hinter euch.« Er sieht über die Schulter zu Alma, die sich mühen muss, nicht zurückzufallen. »Ich glaube nicht, dass Alma sie selbst erledigen will.« Er stapft dahin, dass der Schlamm spritzt, und lässt die Sprechtaste los, um die Antwort zu hören, eine dünne und praktisch unverständliche Bestätigung auf Kiwi, die durch den Äther rauscht. Sie kann ihn atmen hören, er saugt die Luft mit raschem bronchialem Keuchen ein. Sie gehen jetzt noch schneller, springen über Pfützen, umgehen Felsbrocken, und das, was vom Weg übrig ist, führt in steilen Serpentinen hinauf, immer weiter hinauf. »Stimmt’s, Alma?«
    Sie hat nicht genug Luft für eine Antwort. Statt dessen grinst sie, um zu zeigen, wie fit sie ist, konzentriert sich auf ihre Beine und versucht, mit ihm Schritt zu halten – ein ungleicher Wettkampf, denn seine Beine sind so viel länger als ihre. Sie sieht das Gewehr, den Hut, die Schultern, sie sieht, wie sich seine Wadenmuskeln unter den Gummibändern der Gamaschen spannen und entspannen, und folgt ihm im Laufschritt den Weg hinauf bis zu einem Punkt, wo ein Pfad, den nur er erkennen kann, scharf nach rechts und steil bergab führt, folgt ihm ins Gebüsch, greift nach Zweigen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und sieht jetzt nur noch auf ihre Füße, damit sie nicht in ein Loch tritt und sich den Knöchel verrenkt. Sie steigen ein-, zweihundert Meter ab, wenden sich dann abermals nach rechts und gehen am Fuß des Abhangs entlang, und unvermittelt ist es, als wäre eine Last von ihr genommen: Zum erstenmal seit Wochen fühlt sie sich gut und lebendig und ganz, sie nimmt die Landschaft wahr, die Gerüche, die nasse, großartige, wuchernde Verjüngung der Flora ringsum, die sie bis zur Taille und höher mit einem gewaltigen Gewebe aus Graugrün und leuchtend blühendem Gelb umgibt.
    Sie geht, so schnell sie kann – querfeldein nennt man das –, als der Regen einsetzt. Es beginnt als ein sanftes Rascheln der Büsche, als würden sämtliche Blätter auf dem Hang, eines nach dem anderen, zum Leben erwachen, und dann wird es stärker, so dass sie die Tropfen auf ihren Mützenschirm prasseln hört und ihre Kälte an den Händen spürt, auf den nackten Knien und im Nacken. Plötzlich riecht alles nach Salbei, es ist ein süßer, reiner Duft, den der nasse Berg unter dem Ansturm des Gusses freisetzt. Unterhalb von ihnen wird die Sicht zur anderen Seite des Canyons weicher, wattiger, verschwommener. Sie fragt sich, warum man diesen Höhenzug El Tigre nennt, wo es hier doch nie Tiger gegeben hat, nicht mal Säbelzahntiger zu Lebzeiten des Zwergmammuts, jedenfalls deuten die Fossilienfunde nicht darauf hin. Nicht einmal Luchse hat es hier gegeben – überhaupt keine Katzen. Aber vielleicht ist es eine Frage der Wahrnehmung, vielleicht sieht die Felsformation

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