Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

dann ist das auch noch falsch. In Finnland kann man nämlich auch länger als zwölf Jahre zur Schule gehen, ganz nach der individuellen Leistungsfähigkeit und Lerngeschwindigkeit, und die «Ganztagsangebote» der Schulen sind freiwillige Zusatzveranstaltungen, die nur gut ein Viertel der finnischen Schüler überhaupt wahrnimmt.
    Ich glaube, ich sollte nach Finnland auswandern. Da gibt es ja gar keine Nachteile. Wenn man mal von der Kälte absieht. Und von der hohen Selbstmordrate. Und davon, dass ich kein Finnisch spreche. Okay, ich bleib doch hier. Aber Moment: In Wikipedia steht, in Finnland wohnt der Weihnachtsmann. Ich packe sofort meine Koffer!
    Wobei ich gar nicht weggehen muss, denn meine Schulausbildung ist ja vorbei. Das «Wir gleichen unser System anderen Ländern an und machen es dann doch nicht richtig»-Verhalten der Bildungsmacher wird aber nie vorübergehen. Im Studium herrscht ja der gleiche Unsinn: Auf den letzten Metern verhaut es Deutschland immer wieder. Als das Bachelor-/Master-System an deutschen Hochschulen und europaweit eingeführt und angeglichen wurde, dachte ich: «Wow! Jetzt haben die es echt mal geschafft.» Aber wer fällt wieder aus der Reihe? Richtig. Deutschland. Während alle anderen ihren Bachelor in vier Jahren machen, gibt es den in Deutschland schon nach drei Studienjahren. Tolle Sache! Endlich sind wir mal ein Jahr schneller. Juchhu!
    Dumm nur, dass unser deutscher Bachelor genau deswegen im Ausland nicht anerkannt wird. Das ist Fachkräftevernachlässigung mal andersherum. Wenn ich also jetzt nach Tschechien gehe und mich dort mit meinem Bachelor bewerbe, dann steh ich genauso da, wie bei uns der tschechische Bauingenieur, dessen Ausbildung bei uns keinen Wert hat und der darum im Kino als Kartenabreißer tätig sein muss.
    Ich staune immer wieder, wie hoch das Einsparen eines Jahres momentan im Kurs liegt. Demnächst gibt es noch ein Gesetz, das Schwangerschaften auf ein Jahr weniger beschränken will. Die Merkel praktiziert das übrigens schon. Oder haben Sie sich noch nie gefragt, warum die keine Kinder hat?!
    In Bildungsfragen indes ist noch nicht mal innerhalb Deutschlands die Lage klar geregelt. Da herrscht immer noch ein Flickenteppich der Bildungssysteme. Otto von Bismarck hat übrigens einst den politischen Flickenteppich zum Deutschen Reich vereint, indem er erst gegen die Dänen, dann gegen die Österreicher und schließlich gegen Frankreich Krieg geführt hat. Falls Sie diesen Gedankengang hier lesen, liebe Regierungsverantwortlichen: nein! Aus! Lassen Sie’s! Hände weg vom Telefon, Herr Verteidigungsminister!
    Invasionen sind mittlerweile etwas aus der Mode gekommen. Heute veranstaltet man zur Angleichung der Bildungsstandards innerdeutsche Vergleichstests. Quasi ein Bundesvision-School-Contest. PISA light. Eben Lernstandserhebungen.
    Lernstandserhebungen sind lustige, kleine Klausuren, die ab und zu geschrieben werden, um festzustellen, dass Bayern immer noch die schlausten Schüler hat.
    Sie ersetzen im Allgemeinen eine normale Klausur, und von daher müssen die Schüler sich tatsächlich anstrengen. Aber nicht allzu sehr, denn man muss lediglich Kreuzchen machen – Multiple-Choice. Vom Niveau her in etwa so wie: «Schätze, wie groß ein Fußballfeld ungefähr ist. A)  5  m ² B)  5000  m ² oder C)  5000000  m ² .»
    Sorry, liebe Bremer. Aber wie kann man bei solchen Fragen derart schlecht abschneiden? Ich für meinen Teil glaube ja, die Bremer sind die intelligentesten Schüler von allen. Die haben sich in altgriechischer Manier ganz philosophisch gedacht: «A, B oder C. Wer sagt denn, dass es da ein Richtig oder Falsch gibt? Vielleicht ist das alles nur eine Illusion!» Und schon war die Klausurzeit rum, und die Bremer hatten noch nicht mal ihren Namen auf das Blatt geschrieben.
    Geht man von den schauerlichen Ergebnissen solcher Lernstandserhebungen aus, könnte man den Laden namens Deutschland eigentlich direkt dichtmachen. Holland geht doch eh bald unter, wenn der Meeresspiegel steigt. Komm, wir schenken denen unser Land, und dann sollen die gucken, was sie daraus machen. Von mir aus einen großen Wohnmobilparkplatz und einen Käsemarkt auf der Zugspitze.
    Dennoch: So schlimm ist es eigentlich gar nicht. Klar, das System ist auf gut Deutsch gesagt scheiße, die Kinder verblöden immer mehr, und vor kurzem hörte ich eine Frau im Bus sagen: «Heutzutage ist es ja schon eine Leistung, wenn die Schüler überhaupt noch wissen, was ein Adjektiv