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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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am liebsten geweint, nicht, weil sie zerbrochen war (obwohl das schlimm genug war), sondern weil sie sich fragte, ob jemand sie kaputtgemacht hatte, um ihr damit zu sagen, daß sie hier nicht erwünscht war.
    In der Wellton-Schule waren sie und Davey die einzigen, die sich eines Vaters rühmen konnten, der Polizist war. Die anderen Kinder waren Sprößlinge von Anwälten, Ärzten, Geschäftsleuten, Zahnärzten, Börsenmak lern und Werbemanagern. Einige der Schüler hatten die snobistische Einstellung ihrer Eltern übernommen und fanden, daß die Kinder eines Bullen in einer teuren Privatschule wie Wellton eigentlich nichts zu suchen hatten. Glücklicherweise gab es von dieser Sorte nicht viele. Den meisten Kindern war es egal, womit sich Jack Dawson sein Brot verdiente, und es gab sogar ein paar, die es toll, aufregend und besser fanden, das Kind eines Polizisten zu sein, als einen Bankier oder einen Buchhalter zum Vater zu haben.
    Inzwischen hatten alle in der Garderobe mitbekommen, daß da etwas Schlimmes passiert war, und alle waren verstummt.
    Penny stand auf, drehte sich um und musterte sie der Reihe nach.
    Hatte einer von den Snobs ihren Spind demoliert?
    Sie entdeckte zwei der schlimmsten -zwei Mädchen aus der sechsten Klasse, Sissy Johansen und Cara Wallace -, und plötzlich hätte sie sie am liebsten gepackt, sie geschüttelt und ihnen ins Gesicht geschrien, was in ihr vorging, damit sie endlich begriffen.
    >Ich habe nicht darum gebeten, in eure verdammte Schule kommen zu dürfen. Mein Dad kann sich das auch nur leisten, weil das Versicherungsgeld meiner Mutter und die Abfindung von dem Krankenhaus da war, wo sie sie getötet haben. Glaubt ihr, ich wollte, daß meine Mutter stirbt, nur damit ich nach Wellton kann? Mein Gott! Heiliger Gott! Glaubt ihr denn, ich würde Wellton nicht sofort aufgeben, wenn ich dafür meine Mutter wiederkriegen könnte? Ihr schleimigen, rotzfressenden Erzreaktionäre! Glaubt ihr denn, um Himmels willen, daß ich froh bin, daß meine Mutter tot ist? Ihr blöden Kriecher! Was ist bloß los mit euch?<
    Aber sie schrie nicht.
    Sie weinte auch nicht.
    Ein paar Sekunden später war sie froh, daß sie die Mädchen nicht angefaucht hatte, denn sie begriff allmählich, daß nicht einmal Sissy und Cara, so boshaft sie manchmal sein konnten, zu einer solchen Dreistigkeit und Gemeinheit wie der Verwüstung ihres Spinds und der Zerstörung ihrer Klarinette fähig waren. Nein. Das war weder Sissy noch Cara, noch einer von den anderen Snobs gewesen.
    Aber wenn nicht sie ... wer dann?
    Ein Junge hatte sich vor Pennys Spind gehockt und kramte in dem Verhau herum. Jetzt stand er auf und hielt einen Packen übel zugerichteter Seiten aus ihren Schulbüchern in der Hand. »He, seht euch das an. Das Zeug ist nicht nur zerrissen. Sieht ganz so aus, als ob es jemand angefressen hätte.«
    »Angefressen?« fragte Sally Wrather.
    »Seht ihr diese Spuren von kleinen Zähnen?«
    Penny sah sie.
    »Wer sollte denn wohl Bücher anfressen?« fragte Sally.
    Spuren von Zähnen, dachte Penny.
    »Ratten«, sagte der Junge.
    Wie die Löcher in Daveys Plastikbaseballschläger.
    »Ratten?« sagte Sally und schnitt eine Grimasse. »Oh, pfui Teufel.«
    Letzte Nacht. Das Ding unter dem Bett.
    »Ratten...«
    Das Wort flog durch den Raum.
    Ein paar Mädchen kreischten hysterisch.
    Mehrere Kinder schlüpften aus der Garderobe, um den Lehrern zu erzählen, was geschehen war.
    Ratten.
    Aber Penny wußte, daß es keine Ratte gewesen war, die ihr den Badeballschläger aus der Hand gerissen hatte. Es war... etwas anderes gewesen.
    Ebensowenig hatte eine Ratte ihre Klarinette zerbrochen. Etwas anderes. Aber was?

5
    Jack und Rebecca fanden Nevetski und Blaine unten in Vincent Vastaglianos Arbeitszimmer. Sie durchsuchten gerade die Schubladen und Fächer eines Sheraton-Schreibtischs und eine Wand voll kunstvoll geschnitzter Eichenvitrinen.
    Roy Nevetski sah aus wie ein Englischlehrer an der High School circa 1955. Weißes Hemd. Ansteckfliege. Grauer Pullover mit V-Ausschnitt.
    Im Gegensatz dazu wirkte Nevetskis Partner Carl Blaine wie ein Schläger. Nevetski war eher schmal, aber Blaine war untersetzt, mit breitem Brustkorb, mächtigen Schultern und einem Stiernacken. Roy Nevetskis Gesicht schien Intelligenz und Empfindsamkeit auszustrahlen, Blaine hingegen wirkte ungefähr so empfindsam wie ein Gorilla.
    »Bleibt uns bloß aus dem Weg«, schnaubte Nevetski gereizt. »Wir werden jeden Spalt und jede Ritze in dieser verdammten

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