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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hören.
    Aber sie entspannte sich nicht. Sie wußte, daß etwas nicht in Ordnung war, und sie war sicher, daß die Geräusche wiederkommen würden. Ja, die Stille, das Warten darauf, das war fast schlimmer als die sonderbaren Laute selbst.

7
    Jack trank seinen Kognac aus, stellte das Glas auf den Tisch und sagte: »In Ihrer Erklärung ist eine große Lücke.«
    »Und das wäre?« fragte Hampton.
    »Wenn Lavelle mir nichts anhaben kann, weil ich ein rechtschaffener Mensch bin, warum kann er dann meinen Kindern schaden? Sie sind doch nicht böse, in Gottes Namen. Es sind keine sündigen kleinen Scheusale. Es sind verdammt brave Kinder.«
    »Aus der Sicht der Götter kann man Kinder nicht als rechtschaffen ansehen; sie sind einfach unschuldig. Rechtschaffenheit ist nicht etwas, womit wir geboren werden; es ist ein Zustand der Gnade, den wir nur durch Jahre tugendhaften Lebens erreichen: Wir werden rechtschaffene Menschen, indem wir bewußt in Tausenden von Situationen in unserem Alltagsleben das Gute statt des Bösen wählen.«
    »Wollen Sie behaupten, daß Gott - oder alle guten Götter, wenn Sie es lieber so ausdrücken wollen - die Rechtschaffenen beschützt, aber die Unschuldigen nicht?«
    »Ja.«
    »Dieses Monster Lavelle kann also unschuldige kleine Kinder verletzen, aber mic h nicht? Das ist empörend, unfair, schlicht und einfach nicht recht.«
    »Sie haben ein übermäßig starkes Gefühl für Ungerechtigkeit, ob sie nun in Wirklichkeit oder nur in Ihrer Vorstellung existiert. Das kommt daher, daß Sie ein rechtschaffener Mensch sind.«
    Jetzt war es Jack, der nicht länger stillsitzen konnte. Während sich Hampton zufrieden in einen Sessel zurücklehnte, ging Jack barfuß auf und ab. »Mit Ihnen zu streiten ist verdammt frustrierend!«
    »Das ist mein Spezialgebiet, nicht das Ihre. Ich bin Theologe; ich habe zwar kein Diplom von irgendeiner Universität, aber ich bin auch nicht bloß Amateur. Meine Mutter und mein Vater waren fromme Katholiken. Um selbst meinen Glauben zu finden, studierte ich alle Religionen, die großen und die kleineren, bis ich mich irgendwann von der Wahrheit und Wirksamkeit des Voodoo überzeugen ließ. Es ist das einzige Bekenntnis, das sich immer an andere Glaubensrichtungen angepaßt hat; ja, Voodoo absorbiert und verwendet Elemente aus allen Religionen, mit denen es in Kontakt kommt. Es ist eine Synthese aus vielen Lehren, die sich gewöhnlich bekämpfen vom Christentum und Judentum bis zur Sonnenanbetung und zum Pantheismus. Ich bin ein Mann der Religion, Lieutenant, daher steht zu erwarten, daß ich Sie bei diesem Thema in Grund und Boden rede.«
    »Aber was ist mit Rebecca, meiner Partnerin? Sie wurde von einem dieser Geschöpfe gebissen, aber sie ist bei Gott kein böser oder verdorbener Mensch.«
    »Es gibt verschiedene Stufen des Gutseins, der Reinheit. Man kann ein guter Mensch sein und doch nicht wirklich rechtschaffen, genau wie man rechtschaffen sein kann und doch kein Heiliger. Ich habe Miß Chandler nur einmal getroffen, gestern. Aber nach dem, wie ich sie kennengelernt habe, vermute ich, daß sie Abstand von anderen Menschen hält, daß sie sich in gewissem Maße vom Leben zurückgezogen hat.«
    »Sie hatte eine traumatische Kindheit. Sie hatte lange Zeit Angst, sich von jemandem lieben zu lassen oder irgendwelche Bindungen einzugehen.«
    »Da haben Sie es«, sagte Hampton. »Man kann sich nicht die Gunst des Rada verdienen und Immunität gegenüber den Mächten der Dunkelheit erlangen, wenn man sich vom Leben zurückzieht und vielen der Situationen ausweicht, die eine Entscheidung zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch erfordern. Erst dadurch, daß man diese Entscheidungen trifft, kann man in den Stand der Gnade gelangen.«
    Jack stand am Kamin und wärmte sich am Gasfeuer bis die zuckenden Flammen ihn plötzlich an die Augenhöhlen der Kobolde erinnerten. Er wandte sich vom Feuer ab. »Nur einmal angenommen, ich wäre wirklich ein rechtschaffener Mensch, wie hilft mir das, Lavelle zu finden?«
    »Wir müssen bestimmte Gebete sprechen«, sagte Hampton. »Und es gibt eine Reinigungszeremonie, der Sie sich unterziehen müssen. Wenn Sie das alles getan haben, werden Ihnen die Götter des Rada den Weg zu Lavelle zeigen.«
    »Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren. Kommen Sie. Fangen wir an.« Hampton erhob sich aus seinem Sessel, ein Berg von  einem Mann. »Seien Sie nicht zu eifrig oder zu furchtlos. Es ist besser, bedachtsam vorzugehen.«
    Jack dachte an Rebecca

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