Wenn die Dunkelheit kommt
Substanzen und Gegenständen zufügte, die er aus seinem Laden heraufgeholt hatte.
Als Hampton ihm sagte, daß es soweit war, stieg Jack in das wohlriechende Bad. Das Wasser war fast zu heiß, aber er ertrug es. Dampf wallte auf, als er sich setzte, Münzen, Steine und andere harte Gegenstände beiseite schob und sich dann soweit hineingleiten ließ, daß nur noch sein Kopf über der Wasseroberfläche war.
Hampton sang noch ein paar Sekunden weiter, dann sagte er: »Tauchen Sie ganz unter und zählen Sie bis dreißig, ehe Sie heraufkommen, um Atem zu schöpfen.«
Jack schloß die Augen, holte tief Luft und legte sich flach auf den Rücken, so daß sein gesamter Körper untergetaucht war. Er hatte erst bis zehn gezählt, als er von Kopf bis Fuß ein seltsames Kribbeln spürte. Sekunde für Sekunde fühlte er sich irgendwie... reiner... nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch. Böse Gedanken, Angst, Anspannung, Zorn, Verzweiflung -alles zog dieses Wasser aus ihm heraus.
Er machte sich bereit, Lavelle entgegenzutreten.
10
Der Motor starb ab.
Eine Schneewehe ragte auf.
Rebecca trat mehrmals auf die Bremse. Sie sprach schlecht an, aber sie funktionierte noch. Der Wagen rutschte mit dem Kühler in den aufgehäuften Schnee und kam mit einem knirschenden Ruck zum Stehen, härter, als ihr lieb war, aber nicht so abrupt, daß jemand verletzt wurde.
Stille.
Sie waren vor dem Haupteingang von St. Patrick.
Davey sagte: »Da ist etwas im Sitz! Es kommt durch!«
»Was?« fragte Rebecca verdutzt, drehte sich um und sah ihn an. Er stand hinter Pennys Sitz, drängte sich dicht an die Lehne, wandte ihr aber den Rücken zu und starrte auf die Lehne des Rücksitzes, auf dem er vor kurzem noch gesessen hatte. Rebecca spähte an ihm vorbei und sah, daß sich unter der Polsterung etwas bewegte. Sie hörte auch ein zorniges, gedämpftes Fauchen.
Einer der Kobolde mußte in den Kofferraum eingedrungen sein. Er grub sich mit Zähnen und Klauen durch den Sitz und wühlte sich ins Wageninnere vor.
»Schnell«, drängte Rebecca. »Komm zu uns nach vorne, Davey. Wir steigen durch Pennys Tür aus, einer nach dem anderen, ganz schnell, und gehen dann direkt in die Kirche.«
Davey gab unartikulierte Laute der Verzweiflung von sich, als er zwischen Rebecca und Penny auf den Vordersitz kletterte.
Im gleichen Moment spürte Rebecca, wie unter ihren Füßen etwas gegen das Bodenblech drückte. Ein zweiter Kobold wollte aus dieser Richtung ins Wageninnere vordringen.
Auf ein Zeichen von Rebecca hin riß Penny die Tür auf und stieg aus, ging in den Sturm hinein.
Mit jagendem Herzen, vor Schreck keuchend, als der bitterkalte Wind sie traf, kletterte Penny aus dem Wagen, rutschte auf dem verschneiten Pflaster aus, wäre fast hingefallen, wedelte mit den Armen und hielt irgendwie das Gleichgewicht. Sie erwartete, daß ein Kobold unter dem Wagen hervorstürzen würde, erwartete zu spüren, wie sich Zähne durch einen ihrer Stiefel in ihren Knöchel gruben, aber nichts dergleichen geschah. Die Straßenlaternen, vom Sturm verschleiert und verdüstert, verbreiteten ein schauriges Licht, wie in einem Alptraum. Ihr verzerrter Schatten ging ihr voran, als Penny über den Schneewall kletterte, den die vorbeifahrenden Pflüge aufgeworfen hatten. Die Stufen der Kathedrale waren unter tiefem Schnee verborgen, aber Penny orientierte sich an dem
Messinggeländer, klammerte sich daran, stapfte die Stufen hinauf und fragte sich plötzlich, ob die Türen zu dieser späten Stunde wohl noch offen sein würden. War eine Kathedrale nicht immer offen? Wenn sie jetzt versperrt war, würde das ihren Tod bedeuten. Sie ging zum mittle ren Portal, faßte den Griff, zog daran, dachte einen Augenblick, es sei tatsächlich verschlossen, merkte dann aber, daß es nur eine sehr schwere Tür war, packte den Griff mit beiden Händen, zog noch stärker als zuvor, öffnete die Türe weit, drehte sich um und schaute den Weg zurück, den sie gekommen war.
Davey hatte zwei Drittel der Treppe hinter sich gebracht, sein Atem quoll in weißen Wolken aus seinem Mund. Er sah so klein und zerbrechlich aus. Aber er würde es schaffen.
Rebecca kam von dem Schneewall am Straßenrand auf den Gehsteig herunter, stolperte und fiel auf die Knie . Hinter ihr erreichten zwei Kobolde den oberen Rand des Schneehaufens. Penny schrie auf: »Sie kommen! Schnell!«
Als Rebecca stürzte, hörte sie Penny schreien, sie stand sofort auf, machte aber nur einen Schritt, ehe die
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