Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
wußte,
dieses Mal hatte Chandler ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen.
Gordon ließ es sich zwar nicht anmerken, aber er war rasend vor Wut.
Der Kartenhai hatte ihm diesen so sorgsam ausgetüftelten
Grundstücksraub gründlich verdorben! Seit Monaten war er, Dale
Gordon, jetzt schon hinter diesem Filetstück von Land her. Doch
jedes Mal, wenn er dieser Vodoo-Hexe ein Angebot hatte unterbreiten
lassen, hatte diese nur ihr Gewehr gezückt und seine Männer in
einem wilden Kugelhagel auf und davon gejagt. In Dale Gordon stieg
kalter Zorn auf. Er hatte dieses unglaublich wertvolle Stück Land
bereits so gut wie sicher! Wie zur Hölle hatte Chandler von seinem
so perfekten wie perfiden Plan nur erfahren? Wieso half er diesem
weißen Abschaum und dessen Niggerfamilie?
In einem war sich Gordon
absolut sicher: Chandler hatte keinesfalls mehr Geld geboten. Dieser
verfluchte Ire und seine Vodoo-Hexe würden ihr Land niemals
freiwillig verkaufen. Für kein Geld der Welt! Er hatte es weiß Gott
oft genug versucht. Deshalb hatte er ja zu dieser verdammten List
greifen müssen, um den irischen Säufer zu übertölpeln. In Gordons
Kopf arbeitete es fieberhaft. Riordan und Chandler hatten absolut
nichts gemein – mit Ausnahme des Kartenspiels!
Neugierig wanderte sein
Blick über alle Anwesenden und blieb nach einer Weile wie zufällig
auf Cara hängen. Sein untrüglicher Instinkt sagte ihm, dass die
kleine Niggerschlampe etwas damit zu tun haben musste. Seine Augen
gingen erneut zu Edan Chandler, der gelassen seinen teuren Zigarillo
rauchte und mit unbewegtem Gesicht zu ihm herüber schaute. Die
beiden Männer musterten sich mit eiskalten Augen. Jeder auf dem
Platz konnte die unangenehme Spannung zwischen den beiden Männern
spüren, und jeder wußte, dass sich hier nicht zwei buhlende
Platzhirsche gegenüberstanden - sondern zwei Todfeinde. Edan stieß
sich von der Veranda ab und ging mit langsamen Schritten auf Gordon
zu. Breitbeinig blieb er vor ihm stehen.
„Da liegt dein Geld,
Gordon!“, sagte Edan mit ruhiger Stimme. „Rück die Schuldscheine
raus und verschwinde wieder!“
„Oder?“, fragte
Gordon unbeeindruckt und schaute höhnisch lächelnd auf Edan
herunter. Seine kleinen, stechenden Augen schienen den
hochgewachsenen Spieler geradewegs zu durchbohren.
„Oder deine
Schuldscheine sind in wenigen Minuten nicht einmal mehr das Papier
wert, auf das sie geschrieben wurden!“ Edans Mundwinkel umspielte
ein kaltes Lächeln.
Gordon schien für einen
Moment verblüfft zu sein.
„Sagt wer?“, fragte
er lauernd.
Edan antwortete nicht,
sondern winkte stattdessen den Größeren der beiden
dunkelgekleideten Anzugträger zu sich nach vorne. Dieser gehorchte
eilig und stellte sich dienstbeflissen neben Edan. „Guten Tag, Mr.
Gordon. Mein Name ist Joshua Brown von der Anwaltskanzlei Surgers,
Willington & Brown. Mr. Chandler hat recht. In der Tat ist es so,
dass wenn ein Gläubiger auf die Rückzahlung seiner Schulden
verzichtet, die Schuldscheine mit Verstreichen des Ultimatums nichtig
werden. Dies wird als freiwilliger Verzicht des Gläubigers
gewertet!“
„Was erzählt diese
kleine windige Ratte hier für einen ausgemachten Schwachsinn,
Chandler?“, presste Dale Gordon zwischen schmalen Lippen hervor. Er
musterte den Anwalt wie eine Schlange, die er am liebsten mit seinem
Stiefelabsatz in den Boden treten würde. Dem Anwalt lief ein
eiskalter Schauer über den Rücken. Er wußte nur zu gut, wen er da
vor sich hatte. Innerlich schlotterten ihm die Knie, denn er
verspürte wenig Lust, sich mit dieser weißen Bulldogge anzulegen,
von der behauptet wurde, dass er den Mississippi zum größten
Friedhof von New Orleans machen würde. Allerdings konnte Joshua
Brown beileibe nicht sagen, wen er mehr zu fürchten hatte – Edan
Chandler oder Dale Gordon. Beide waren gefährlich, skrupellos und
tödlich. Beide hatten mit dem Gesetz recht wenig am Hut, es sei
denn, es eignete sich als Waffe für ihre Zwecke.
„Mit Verlaub Sir, aber
wir wurden hier alle Zeugen, wie Ihr die Rücknahme des Geldes
verweigert habt!“, erlaubte sich Brown zu sagen. Die versteckte
Morddrohung Gordons ließ er vorerst lieber unerwähnt.
Dale Gordons Augen
verengten sich zu noch kleineren Schlitzen. Er warf dem Sheriff und
den Deputys fragende Blicke zu, doch die drei Gesetzeshüter zuckten
nur ahnungslos mit den Schultern. Gordon schaute abwägend zu Edan
hinüber. Dieser hielt Gordons Blick gelassen stand. Sekundenlang
sahen sich die beiden
Weitere Kostenlose Bücher