Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
die Schlafzimmer im oberen Stockwerk zeigte.
Sein
Schlafzimmer hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben. Langsam ging
Edan durch den großen Raum und betrachtete jede Einzelheit. Das
riesige Holzbett mit den vier hohen Pfosten gefiel ihm auf Anhieb. Er
mochte auch die Farben, die sie für ihn ausgesucht hatte. Die
Braun-, Gold- und Cremetöne der Bettdecke harmonierten perfekt mit
den Schattierungen und Mustern der eleganten Stofftapete und der
Vorhänge.
Sein
Blick wanderte von den großen Fenstern, die den Raum hell und
freundlich machten, über die edle, englische Kommode und den
dazugehörigen, riesigen Schrank, der sich über eine ganze Wandseite
erstreckte. Aufmerksam verfolgte Cara jede seiner Bewegungen. Bange
fragte sie sich, ob sie seinen Geschmack getroffen hatte. Ihr Herz
machte einen kleinen Satz, als sie sah, wie sich sein Blick an dem
großen Ölgemälde festsaugte, das in einem dicken Goldrahmen auf
der gegenüberliegenden Seite des Bettes hing. Cara hatte es erst
ganz zum Schluss gekauft und aufhängen lassen. Jedes Mal, wenn Edan
sie in das englische Möbelhaus von Armstead, Woodlief & Otto
begleitet hatte, war sein Blick wie hypnotisiert an diesem Bild
hängengeblieben. Vermutlich war er sich dessen gar nicht bewusst,
aber Cara hatte es sehr wohl bemerkt. Das Bild zeigte eine raue,
schroffe Felsenküste, mit aufgewühltem Meer, die von der
untergehenden Sonne in ein seltsam glühendes Licht getaucht wurde.
Eigentlich war es eine düstere und stürmische Szenerie, doch die
wunderbaren Farben und Übergänge von sattem Grün, in verschiedene
Grau und Blautöne bis hin zu diesem glühenden Orange, nahmen dem
Bild jede Bedrohlichkeit. Es war ein bisschen wie Edan: von rauer
Schönheit, wild, gefährlich und schillernd. Anfangs konnte sich
Cara die Faszination, die dieses Bild auf Edan ausübte, nicht
erklären. Bis ihr der Besitzer, William Woodlief sagte, dass es sich
bei dem Motiv um die schönste Küste Englands handelte - um Lands
End in Cornwall. Cara wußte zwar, dass Edan Engländer war, aber
außer seinem leichten Akzent, den er auch nach so vielen Jahren in
New Orleans nicht verloren hatte, wies nichts mehr daraufhin.
Vielleicht weckte diese Küste Erinnerungen an seine alte Heimat oder
seine Kindheit. Cara wußte nicht, aus welchem Teil Englands Edan
stammte, aber da ihm dieses Bild offenbar so gut gefiel, ließ sie es
bei einem ihrer letzten Einkäufe einpacken, auch wenn sie bei dem
horrenden Preis schwer schlucken musste. Neugierig wartete sie auf
seine Reaktion.
„ Häng'
das Bild ab!“, sagte er schroff und sein Gesicht wirkte plötzlich
wie versteinert. Cara fiel aus allen Wolken. Sie hatte gedacht, sie
würde ihm mit dem Bild eine große Freude machen – stattdessen war
er regelrecht verärgert!
„ Warum?
Es hat dir doch immer gefallen!“
„ Häng
es ab!“
„ Warum?“
„ Tu
was ich sage!“
„ Es
ist wunderschön und war verdammt teuer!“
„Häng
es ab!! !“ Grimmig sah
er sie an. „Weg damit, oder ich werfe es aus dem Fenster!“ Cara
presste die Lippen zusammen und beschloss sicherheitshalber
nachzugeben. Es war schließlich sein Schlafzimmer und sein Haus!
„ In
Ordnung, ich lass es wieder abhängen!“ Die Stirnfalten auf seiner
Stirn glätteten sich nur ganz allmählich wieder. Nach einer Weile
des Schweigens sah ihn Cara auffordernd an – doch seine dunklen
Augen gaben, wie so oft, nichts preis.
„ Nun?
Wie gefällt dir das Haus!“, fragte sie schließlich leicht
ungeduldig.
„Sehr
gut! - Ich werde mich
hier mit Sicherheit sehr wohl fühlen!“ Cara fiel ein Stein vom
Herzen. Vor allem als sie sah, dass sich wieder ein Lächeln auf
seinem zuvor wie versteinert wirkenden Gesicht ausbreitete.
„ Mit
dem ersten Teil unserer Vereinbarung bin ich mehr als zufrieden!“
Cara versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie stolz sie seine
Worte machten. Ja, ihr gefiel sein Haus auch ausnehmend gut. Damit
meinte sie nicht nur die Einrichtung, sondern auch den neuartigen
Komfort und Luxus, den Edans Haus ihr bot. Es verfügte zum einen
über ein Badezimmer mit riesiger Badewanne und über einen
Flaschenaufzug, mit dem die Eimer mit heißem Wasser bequem nach oben
befördert werden konnten. Die Badewanne wiederum hatte einen
Ausguss, so dass das Wasser über ein Fallrohr abgeleitet und nicht
mühsam abgeschöpft werden musste. Im Erdgeschoß gab es zudem einen
kleinen Anbau, auf dessen Dach zwei riesige Holzfässer montiert
waren, die den ganzen Tag über
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