Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
ungleichen Männer in die Augen – ihre Blicke
kreuzten sich wie Klingen. Eine gefährliche Spannung lag in der
Luft. Dale Gordon wandte als erster die Augen ab und bedeutete einem
seiner Handlanger unwirsch das Geld zu zählen. Als dieser kurze Zeit
später seinem Boss zunickte, griff Gordon ganz langsam in die
Innentasche seiner Jacke. Sofort nahmen Bewembe und Django ihre
Gewehre hoch und zielten warnend auf Dale Gordons Stirn.
Dieser kümmerte sich
nicht weiter darum, zog stattdessen zwei Schuldscheine heraus und hob
sie mit spitzen Fingern demonstrativ in die Höhe. Edan bedeutete
Joshua Brown mit einem kurzen Kopfnicken, die Schuldscheine zu prüfen
und Dale Gordon den Empfang des Geldes quittieren zu lassen. Erst
danach reichte der Anwalt die Tasche mit dem Geld an Gordon weiter.
Wortlos, aber sichtlich
verärgert, riss Dale Gordon die Tasche an sich. Er musterte die
Umstehenden mit eiskalten Augen, bevor er seinem Pferd unvermittelt
die Hacken gab und direkt auf Edan zuritt. Dieser zuckte nicht einmal
mit der Wimper, als das wild schnaubende Pferd nur wenige Zentimeter
vor ihm zum Stehen kam. Der Atem des Pferdes dampfte ihm direkt ins
Gesicht. Für jedermann verständlich zischte Dale Gordon ihm drohend
zu: „Du hast heute einen verdammt tödlichen Fehler gemacht,
Iceman!“ Er starrte Edan mit gefühlslosen Augen an. Erneut
kreuzten sich ihre Blicke wie im Duell. Dale Gordons Gesicht verzog
sich plötzlich zu einem verdächtigen Grinsen. Sein Vipernblick
wanderte dabei langsam von Edans regungslosem Gesicht hinüber zu dem
von Cara, die mit angehaltenem Atem das Geschehen verfolgte.
„Hübsche Niggerhure,
Chandler!“, sagte Gordon mit einem schmierigen Grinsen, während
seine hinterhältigen Augen lüstern über Caras Körper wanderten.
„Mit ihr könnten meine
Männer bestimmt jede Menge Spaß haben!“, grinste er den
schweigsamen Engländer provozierend an.
Edan verzog noch immer
keine Miene. Seine dunklen Augen waren unergründlich und gaben
nichts preis. Doch Dale Gordon ließ sich nicht beirren. Auch wenn es
sich der arrogante Engländer mit keiner Regung anmerken ließ, so
war sich Dale Gordon absolut sicher, dass die kleine Niggernutte
etwas mit Chandler zu tun hatte. Es gab für Dale Gordon nicht viele
ernstzunehmende Gegner in New Orleans. Edan Chandler war jedoch so
einer! Es war immer gut, wenn man die Schwachstelle eines Gegners
frühzeitig erkannte. Vor allem, wenn dieser vielleicht nur eine
einzige besaß!
„Du solltest deine
kleine Schlampe besser nicht mehr aus den Augen lassen, Iceman!“
Siegessicher grinsend ließ Gordon sein nervöses Pferd um den
regungslosen Edan herumtänzeln, bevor er dem Gaul brutal die Sporen
gab und mit einem gehässigen Lachen seinen Männern hinterherjagte.
Bei dem Gedanken an jenen
Abend begann Cara zu frösteln. Die Kampfansage Dale Gordons war
unmissverständlich gewesen. Haus und Hof hatten die Riordans zwar
aus den Fängen dieses weißen Bastards befreit, dafür saß Cara
jetzt umso tiefer in der Patsche. Denn offenbar glaubte dieser
skrupellose Amerikaner, dass sie die Geliebte von Edan Chandler war!
Damit stand sie geradewegs in der Schusslinie der beiden ungleichen
Männer. Cara zweifelte keine Sekunde daran, dass Dale Gordon sie
eiskalt als Faustpfand benutzen würde, wenn er überzeugt war, Edan
Chandler damit schaden zu können. Ihr wurde schwindelig bei dem
Gedanken und dem, was ihr dann womöglich noch bevorstünde.
Egal wie sie es drehte
und wendete – aus heiterem Himmel war sie plötzlich zum Spielball
eines Konflikts geworden, mit dem sie eigentlich überhaupt nichts zu
tun hatte. Langsam haderte sie mit ihrem Schicksal. Da bemühte sie
sich mit aller Kraft, sich von Edan Chandler und den ihn umgebenden
Sumpf fernzuhalten – und was war das Ergebnis? Das Schicksal spülte
sie geradewegs immer wieder zu ihm zurück. Wo sollte das nur enden?
Gedankenverloren ging
Cara durchs Haus und schaute sich nochmals alle Zimmer an. Es war
alles bezugsbereit. Die Küche, der Salon, die drei Schlafzimmer, das
Badezimmer, das kleine Herrenzimmer mit der Bibliothek, sogar die
Haushaltsräume waren komplett eingerichtet und mit Vorräten
ausgestattet.
Sie hatte fast Tag und
Nacht geschuftet – und dabei versucht, so wenig Zeit wie möglich
mit Edan Chandler zu verbringen. Sowohl im Haus, als auch außer
Haus. Dennoch hatte es sich nicht umgehen lassen, dass sie mit ihm
gesehen wurde. Mit verheerenden Folgen für ihren Ruf!
Obwohl sie es nicht
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