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Wenn Du Luegst

Titel: Wenn Du Luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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Breeze. Du kannst nicht einfach zu Hause sitzen und warten, bis Leroy Collins auftaucht. Du magst dich sicherer fühlen, aber du bist es nicht. Pat zufolge ist er äußerst aggressiv und jemand, der die Initiative ergreift. Und seine Methoden, Menschen Informationen zu entlocken, sind
schrecklich. Dann komm wenigstens zu mir. Zusammen mit dem Mädchen.«
    Etwas in mir griff nach diesem Angebot. Ich schloss die Augen und sah ein dickes, gewebtes Seil, das Robert und mich verband. Ich hatte es nie zuvor gesehen und deshalb nicht gewusst, dass es existierte.
    »Vielleicht für einen kurzen Besuch, wenn es vorbei ist, Robert. Was für einen Sinn sollte es haben, dich ebenfalls in Gefahr zu bringen?«
    »Dieses Gespräch läuft nicht gut«, sagte Robert. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich mich später an dieses Telefonat erinnern und mir vorstellen werde, dass da noch etwas anderes gewesen sein muss, dass ich hätte sagen oder tun können.«
    »Ich wüsste nicht, was. Es hat nichts mit dir zu tun, Robert. Ich verstehe dich. Trotzdem glaube ich einfach nicht, dass ich auf der Flucht sicherer wäre.«
    In Wahrheit klang mein Argument selbst in meinen Ohren schwach. Ich weiß nicht, warum nicht mehr Menschen von zu Hause geflohen sind, als sie wussten, dass die Nazis kamen. Logisch betrachtet, ergab es keinen Sinn. Dennoch wollte ich in diesem Moment nichts weniger, als in Motels zu wohnen, in Restaurants zu essen und dabei argwöhnisch jeden Fremden zu beäugen. Das Reisen brachte ohnehin seine eigenen Ängste mit sich, und ich konnte mir nicht vorstellen, sie durch die Paranoia, verfolgt zu werden, noch zu verschlimmern. Mein Bauchgefühl riet mir, hierzubleiben, mich zu verschanzen und geschehen zu lassen, was geschehen würde.
    Robert mochte dem nicht zustimmen, aber er hörte
die Endgültigkeit in meiner Stimme. Nach einer kurzen Pause sagte er: »Pass auf dich auf, Rotschopf«, dann legte er auf.
     
    Während Lily ihre Hausaufgaben machte, ging ich am Abend hinunter zum Meer, und zwar an den Strand in der Nähe von Charlies Hütte. Dort hing Charlie am häufigsten herum, und ich wollte ihn treffen, wenngleich ich nicht wusste, warum. Ich entdeckte ihn auf einem angeschwemmten Baumstamm sitzend, wo er etwas schnitzte, das wie ein kleines Boot aussah. Dieses Mal gab es keine Lichter auf dem Wasser, und der Himmel war klar. Die See war still, und mich überkam ein innerer Friede, als ich da im Mondschein am Strand stand. Das Licht war hell genug, dass ich die Schwielen an Charlies Hand sehen konnte, während er arbeitete, und ich sah ihm für ein paar Minuten einfach beim Schnitzen zu. Er sprach nicht und sah mich auch nicht an.
    »Tja, Charlie«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm. »Sie hatten recht. Eine Schlange ist hinter mir her.«
    Charlie sah noch immer nicht hoch.
    »Wie wird das Ganze ausgehen, frage ich mich?« Charlie antwortete nicht. Ich hatte es eigentlich auch nicht erwartet. Mit Charlie zu sprechen war eher wie laut zu denken als sich zu unterhalten.
    Seufzend setzte ich mich auf den Strand.
    Einen Moment lang schnitzte er noch weiter, dann blickte er hinaus aufs Meer und sagte: »War damals nicht groß anders als heute. Da waren die Jagd und der erste Schuss, und dann war alles nur noch Feuer und Blei, und das Blut unter deinen Füßen, das war so dick, dass
du drin ausgerutscht bist. Man hat den Käpt’n in dem Durcheinander brüllen gehört, und um sein Gesicht rum war lauter Rauch, so wie beim Teufel höchstpersönlich. Er hat sich Zündschnüre unter seinen Hut gesteckt, und die Enden sind zusammen mit seinen Bartzöpfen nach unten gebaumelt. Er hat die Lunten immer in Brand gesteckt, wissen Sie, damit die anderen ihn fürchten wie den Teufel. Hab gesehen, wie erwachsene Männer beim Anblick von dem Rauch, der sich um sein Gesicht gekringelt hat, und von diesen durchbohrenden Augen ihre Schwerter haben fallen lassen. Er hat den Männern so ne höllische Angst eingejagt, dass sie nicht sprechen und sich nicht rühren konnten.
    Aber ihm selber hat nichts Angst gemacht. Nichts und niemand. Ich glaub nicht, dass er überhaupt gewusst hat, was Angst ist. Wie sie sich anfühlt, meine ich. Oh, er hat gewusst, wie sie aussieht - hat sie schließlich oft genug gesehen. Und er hat gewusst, wie mächtig sie ist. Der Käpt’n hat immer gesagt, es wär ihm hundert Männer wert, wenn der Feind sich bei seinem Anblick in die Hosen pisst.«
    »Ich glaube, ich bin schon mal jemand wie ihm begegnet«,

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