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Wenn Du Luegst

Titel: Wenn Du Luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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Sexualdelikts angeklagt oder verurteilt wurde, bedeutet, dass er bei diesen Tests vermutlich keine hohe Punktezahl erreichen wird. Frühere Sexualstraftaten sind wichtige Faktoren bei diesen Risikoberechnungen. Bei einem der Tests ergibt sich die Hälfte der Punkte allein aus diesem Kriterium. Und trotz all ihrer Mankos leisten diese Instrumente bei der Einschätzung von Rückfallrisiken weitaus bessere Arbeit als die klinische Prognose. Aus diesem Grund haben sie vor Gericht die klinischen Prognosen inzwischen ersetzt.«
    »Sie und ich, wir wissen beide, dass er es wieder tun wird«, sagte er verbittert, »aber das macht verdammt noch mal nicht den geringsten Unterschied. Und wieder setzt das System jemand auf freien Fuß, von dem jeder weiß, dass er jemand verletzen wird, sobald er draußen ist.«
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen«, erwiderte ich, obwohl er mehr mit sich selbst gesprochen zu haben
schien als mit mir. »Die Tatsache, dass das Risiko weiterer Gewalttaten nicht ausreichend ist, sondern es sexuelle Gewalttaten sein müssen, ist ein Schlupfloch im Gesetz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er eine hohe Punktezahl bei den Instrumenten erzielen wird, die das Risiko zukünftiger Gewalttaten messen, aber das wird keine Rolle spielen.«
    »Sie werden den Bericht des Spitzels also nicht mit einbeziehen?«
    »Er ist kein Faktor für die standardisierten Instrumente. Sie erfordern eine Anklage oder Verurteilung. Der Spitzel könnte trotzdem aussagen, aber ist er die Art von Zeuge, dem eine Jury glauben würde? Meiner Erfahrung nach sind es meistens die Psychopathen, die jemand verpfeifen, weil sie keinerlei Loyalität kennen. Was wiederum bedeutet, dass die Verteidigung ihn aufgrund seines eigenen Strafregisters in der Luft zerreißen wird. Oder irre ich mich?«
    Seufzend lehnte Direktor Stevens sich zurück. »Wissen Sie, was mit ihr geschehen ist? Mit der Frau, die er vergewaltigt hat?«
    »Ich habe den Bericht gelesen, ja.«
    »Nein, ich meine hinterher.«
    Ich zögerte, bevor ich antwortete. Ich wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen. Ich kannte genügend Opfer, um zu verstehen, dass eine solche Erfahrung damit vergleichbar ist, zerstoßenes Glas zu essen. Es würde die Frau von innen her zerfetzen, noch lange nachdem die Tür geöffnet worden war. Trotzdem konnte ich ihm schwerlich sagen, dass ich es nicht wissen wollte.
    »Nein, Sir. Ich weiß es nicht.«

    »Sie kam schon bald, nachdem es passiert war, zurück - zu bald, fanden manche. Ich schätze, sie hatten recht. Sie zog natürlich in ein anderes Büro um, aber das half auch nicht. Sie schloss nie die Tür, und schließlich ließ sie sie ganz entfernen. Sie sprach mit niemand mehr. Sie trennte sich von ihrem Verlobten. Sie war … sie war nicht mehr derselbe Mensch. Da fehlte … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll … In ihrem Gesicht fehlte irgendetwas.« Er sah mich entschuldigend an, als erwartete er, dass ich ihn für seine Unbestimmtheit kritisieren würde. »Ist Ihnen so etwas schon mal untergekommen?«, fragte er, »das Gefühl, das plötzlich etwas zu fehlen scheint?« Ich erwiderte nichts, und er schüttelte einfach nur den Kopf.
    »Schließlich ging sie weg. Nicht nur von hier. Sie verließ die Stadt, den Staat. Jemand hat gesagt, dass sie in einer Klinik sei. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Sie ist irgendwo da draußen. Ich wünschte, ich könnte glauben, dass es ihr besser geht.«
    »Direktor Stevens, bitte unterbrechen Sie mich, falls dies unangemessen scheint, aber warum war kein Wachmann mit in dem Raum? Collins hatte sie zuvor bedroht, und es war nicht sein erster Angriff auf einen Mitarbeiter. Ich nehme an, es hätte eigentlich einer anwesend sein müssen.«
    »Da ist mal wieder etwas komplett aus dem Ruder gelaufen. Collins hat sie überredet, darauf zu verzichten. Er hat ihr einen Sinneswandel vorgegaukelt, behauptet, dass die Drohungen nicht ernst gemeint gewesen waren. Eine Therapie sei etwas Privates, hat er gesagt. Er wolle das Ganze ohne Zuhörer zum Abschluss bringen.
Ihr Verlobter hatte an diesem Tag das Kommando über die Wachmannschaft. Collins hat sie überredet, und sie hat anschließend ihren Verlobten überredet. Niemand hat mich davon in Kenntnis gesetzt, bis es zu spät war.« Er machte eine Pause, und der Zorn auf seinem Gesicht schien die Falten zu verschärfen; ich schätze, nicht um Erlaubnis gefragt worden zu sein, nagte noch immer an ihm. »Ich verspürte ein - wie ich zugeben muss

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