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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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ungläubig.
    »Jaja, schwanger, aber es ist keine große Sache«, antwortete Leek schnell und lächelte ihr und mir und Kendra und Nessy Loomis zu. Aber als sein Blick zu Moon wanderte, sprang mein Bruder auf.
    »Moon, nicht!«, rief Rosie erschrocken.
    »Leek, du Arschloch! Du Riesenarschloch!«, brüllte mein dünner blonder, sonst sanfter Bruder und machte Anstalten, sich auf seinen Erzeuger zu stürzen. Aber dann tat er es doch nicht. Er stand nur da und tobte und schrie und attackierte Leek mit allen Schimpfwörtern dieser Welt.
    »Himmel und ich dachte, wir wären erwachsene Menschen und könnten das hier wie solche klären«, sagte Leek gereizt.
    »Der einzige Arsch, der hier nicht erwachsen ist, bist du, Leek!«, brüllte Moon.
    In diesem Moment klingelte das Telefon und nach vier vergeblichen Klingeltönen schaltete sich unser Anrufbeantworter ein. Moons Stimme murmelte eine leise, in dem Geschrei nicht zu verstehende Begrüßung und dann ertönte – etwas lauter – Gershon Golds Stimme: »Hey Sky, du bist ja wahnsinnig schwer zu erreichen. Ich habe deine Handynummer leider nicht. Ich gebe dir mal meine …«
    Er diktierte, während Moon immer noch brüllte und wütete und sein Weinglas in Leeks Richtung auskippte, Rosie leise weinte und sich die Nase putzte, Nessy Loomis schwieg, Godot im Garten mit den anderen Hunden um die Wette bellte, Kendra von einem zum anderen schaute und ich mich weit weg wünschte.
    Leek machte ein ratloses und betroffenes Gesicht, war voller Rotwein, packte schließlich die Stewardess am Arm, murmelte etwas von Abtreibung, Weibern und Wahnsinn und schlüpfte wieder zurück in seine teure Armani-Jacke. Er hatte das gute Stück mal gebraucht gekauft, aber es war noch gut in Schuss.
    »… ich freu mich jedenfalls, mit dir zusammen auf diesen verrückten Ball zu gehen, Sky«, sagte Gershon zu unserem Anrufbeantworter. »Mach’s gut. Bis morgen in der Schule. Hoffentlich sehen wir uns. Bye.«
    Es klickte in der Telefonleitung und zeitgleich fiel unsere Haustür hinter Leek und Nessy ins Schloss.
    »Mist«, murmelte Kendra.
    »Das kannst du laut sagen«, sagte ich leise.
    Meine Mutter ließ Godot und seine Freunde ins Haus. Sabbernd und begeistert machten sie sich über die noch reichhaltigen Reste unseres unterbrochenen Picknicks her und keiner hinderte sie daran, während Moon zwei gerahmte Fotografien von Leek, die inmitten von Rosies bunter Fotogalerie standen, packte und mit zwei Faustschlägen zertrümmerte. Scherben flogen überallhin und Moons Hand blutete.
    »Schmeißt du ihn jetzt endlich raus, den Idioten?«, brüllte er außer Atem.
    Aber Rosie gab keine Antwort. Sie rollte sich stattdessen auf ihrer sonnengelben Yogamatte zusammen wie ein Embryo und schloss die Augen. Moon gegenüber war das in meinen Augen nicht fair, auch wenn ich sie irgendwie verstand. Es war ihre typische Vogel-Strauß-Mentalität.
    »Verdammter Laden! Nur Irre hier! Da muss man ja durchdrehen!«, brüllte Moon mit heiserer Stimme, raufte sich die Haare, gab sich einen Ruck und verließ ebenfalls das Haus.
    Kendra und ich sahen uns an.
    »Tröste sie«, flüsterte Kendra leise und deutete auf meine eingerollte Mutter. »Wenn man schon Moon nicht trösten kann.«
    »Ist nicht nötig, Kendradarling. Ich bin ganz okay«, sagte meine Mutter mit erschreckend ruhiger Stimme. »Das wird schon wieder, Sky. Ich mache mir bloß Sorgen um Moon. Vielleicht könntet ihr mal mit Kendras Wagen den Block abfahren und nach ihm schauen? Macht euch um mich keine Sorgen, bitte.«
    Keine Sorgen machen, haha. – Und mitten in dieses Chaos hinein würden in zwei Wochen meine deutschen Großeltern stoßen. Und mein Abschlussball stand kurz vor der Tür. Mir war nach Heulen zumute.

8. HANNAH
    Über dem Highway hing schon wieder die Hitze des kommenden Tages.
    »Dabei ist es erst Mitte Mai – und außerdem noch früh am Morgen«, seufzte meine Mutter und fädelte sich in den zähen Verkehrsfluss ein. Wir waren in unserem Volvo auf dem Weg nach Anaheim.
    »Wann sind wir denn endlich da?«, fragte Jonathan mit seiner Geburtstagskrone auf dem Kopf ungeduldig. Er saß auf der Rückbank zwischen seinem Freund Arik und mir. Shar saß vorne neben meiner Mutter.
    »Wir fahren erst exakt neunzehn Minuten und vierunddreißig Sekunden«, verkündete Arik und schaute von der brandneuen Digitaluhr an seinem Handgelenk auf. »Ich stoppe nämlich die Zeit, um zu sehen, welche Mom schneller fährt, deine oder meine. Ich wette,

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